Johann Nepomuk Eduard Amborius Nestroy(* 7. Dezember 1801 in Wien, † 25. Mai 1862 in Graz) .
Als Schauspieler war Johann Nestroy ein origineller, derb-humoristischer Charakterzeichner, als Bühnenautor wandte er sich mit derbem Realismus gegen Tragik und Sentimentalität der Romantik.
Seine Stücke zeichnen sich durch eine scheinbar oberflächliche Handlung aus, die immer wieder durch Gesangsstücke, so genannte Couplets, unterbrochen wird.
Diese Lieder, mit einer eingängigen Melodie und einfachen Texten, wurden hauptsächlich dafür geschaffen, die in der Zeit des Vormärz (dabei handelt es sich um eine nachträglich aufgekommene Bezeichnung für eine Epoche in der deutschen Geschichte, sie beschreibt die Jahre vor der Märzrevolution 1848) allgegenwärtige Zensur zu umgehen. Es wurden nur zwei bis drei Strophen des Liedes niedergeschrieben, während alle weiteren Strophen je nach der gegenwärtigen politischen Situation von Abend zu Abend verändert wurden. Mit seinen gelungenen Improvisationen galt er bald, sowohl den Konservativen als bedenklicher Umstürzler, wie den Liberalen als finsterer Reaktionär.
Die Internationale Nestroy-Gesellschaft wurde im Jahre 1973 gegründet, um die Beschäftigung mit dem Werk Johann Nestroy zu unterstützen – insbesondere im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und der Aufführungspraxis in den Theatern, sowie das Andenken an Johann Nestroy zu bewahren. Zu diesem Zweck veranstaltet die Gesellschaft Tagungen (Internationale Nestroy-Gespräche), organisiert Vorträge, gibt die halbjährlich erscheinende Fachzeitschrift Nestroyana heraus, deren Bezug im Mitgliedsbeitrag inkludiert ist und veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Verlag Lehner umfassendere Arbeiten in den Publikationsreihen Quodlibet und Bilder aus dem Theaterleben. Weiters hat die Internationale Nestroy-Gesellschaft die Patronanz über die neue historisch-kritische Ausgabe sämtlicher Werke Johann Nestroys (HKA-Nestroy), die im Verlag Deuticke erschienen ist.
Die Internationale Nestroy-Gesellschaft und die Firma HOANZL würdigen das Jubiläum mit zehn Produktionen aus dem Burgtheater, der Josefstadt und dem Volkstheater in Wien. Die Aufführungen bieten nur Bemerkenswertes aus sechs Jahrzehnten, also kann man sich nun der schönen Illusion hingeben, dass früher alles besser war. Das fällt nicht schwer, da die Serie 1956/57 mit Josef Meinrad und Inge Konradi im „Einen Jux will er sich machen“ beginnt, 2006 mit Nicholas Ofczarek in „Höllenangst“ endet.
Wenn sich das Burgtheater hinab zur ebenen Erde begab und richtig grantig wurde, war das immer gut für dieses hohe Haus. Auch andernorts gibt es Stoff, der tatsächlich frisch geblieben ist – zum Beispiel ein „Gewürzkrämerkleeblatt“ mit Hilde Sochor, das ihr Gatte Gustav Manker 1972 im Volkstheater inszenierte, oder die jeweiligen Charakterschauspieler in der Josefstadt, von Hans Moser und Elfriede Ott bis zu Helmuth Lohner und Otto Schenk. Klassisch! Böse und gemein ist es allemal. Was diese Aufnahmen auch eint, ist das Tempo.
„Johann Nestroy sei in keine Sprache zu übersetzen, nicht einmal ins Deutsche.“ Das Urteil von Hans Weigel über den österreichischen Volksdramatiker ist so richtig wie falsch. Denn dass Nestroy auch abseits von Österreich ein Klassiker auf deutschen Bühnen ist, kann kaum bestritten werden. Auf der anderen Seite ist das Werk des Mannes, der vor 150 Jahren starb, kaum vom politischen und sozialen Umfeld zu trennen, in dem es entstand.
Die DVD-Box umfasst folgende Titel:
Burgtheater
– Der Zerrissene (2001) Regie: Georg Schmiedleitner
– Höllenangst (2006) Regie: Martin Kusej
– Einen Jux will er sich machen (1957) Regie: Leopold Lindtberg
– Das Mädl aus der Vorstadt (1963) Regie: Leopold Lindtberg
Volkstheater
– Zu ebener Erde und erster Stock (1969) Regie: Gustav Manker
– Das Gewürzkrämerkleeblatt (1972) Regie: Gustav Manker
– Lumpazivagabundus (2000) Regie: Emmy Werner
Theater in der Josefstadt
– Höllenangst (1961) Regie: Axel von Ambesser
– Die verhängnisvolle Faschingsnacht (1962) Regie: Heinrich Schnitzler
– Kampl (2005) Regie: Herbert Föttinger
Bildformat: 4:3 und 16:9, teilweise schwarz-weiß
Ton: Dolby Digital 2.0
Lauflänge: 19,5 Stunden
Format: PAL
Anzahl Disks: 10 Stück
Zu bestellen bitte hier:
www.hoanzl.at
„So einer müsste alle Würde und allen Wind der Zeit gegen sich haben. Er stieß oben an die Bildung an und unten an die Banalität. Ein Schriftsteller, der in hochpolitischer Zeit sich mit menschlichen Niedrigkeiten abgibt und ein Carltheaterschauspieler mit Reflexionen, die vom Besuche des Concordiaballs ausschließen. Er hat die Katzbalgereien der Geschlechter mit Erkenntnissen und Gebärden begleitet, welche die Güterverwaltung des Lebens ihm als Zoten anstreichen musste, und er hat im sozialen Punkt nie Farbe bekannt, immer nur Persönlichkeit. Ja, er hat den politischen Beruf ergriffen wie ein Wächter den Taschendieb. Er war Denker und konnte darum weder liberal noch antiliberal denken.“, so Karl Kraus, ein großer Verehrer von Johann Nestroy, in einem Essay aus Anlass seines 50. Todestages im Jahre 1912.
Quelle: oepb