Waldohreule, Jungvogel; In diesem Stadium können die Jungvögel als sogenannte „Ästlinge“ bereits ausgezeichnet klettern, aber noch nicht fliegen. Foto: ©  NHM Wien, Peter Sehnal

Unter den in Österreich zehn heimischen Eulenarten zählt die Waldohreule zu den häufigen und verbreiteten Arten. In Städten brütet sie aber selten – die mit Ende Mai 2022 erfolgreich ausgeflogene Brut im Zentrum der Großstadt Wien ist jedoch eine Besonderheit!

Die alten Föhren auf dem Maria-Theresien-Platz vor dem Naturhistorischen Museum Wien konnten für ein Eulennest in der Stadt nicht besser gewählt werden. Und dennoch stellt die mit fünf ausgeflogenen Jungvögeln erfolgreich beendete Brut einer Waldohreule eine Besonderheit dar. Bereits Ende März wurden Mitarbeiter*innen des Zentralen Forschungslaboratoriums des NHM Wien auf die Ansiedlung aufmerksam. „Da eine Eule zur Überraschung aller zum Fenster hereinblickte,“ so Hans-Martin Berg von der Vogelsammlung am NHM Wien.

Der Altvogel überwacht die Brut. Gut im Bild zu sehen, die namensgebenden „Federohren“ der Eule. Foto: ©  NHM Wien, Peter Sehnal

In Stadt und Land auf fremde Nester angewiesen

Üblicherweise brüten Waldohreulen im Kulturland, das Feldgehölze, Wiesen und Äcker aufweist, wo der Mäusejäger eine reiche Nahrung und einen ruhigen Brutplatz in alten Bäumen findet. „Voraussetzung für eine Brut ist letztlich das Vorhandensein eines fertigen Heims, da die Waldohreulen selbst keine Nester bauen. Vor allem Nester von Raben- und Nebelkrähen oder Elstern werden gerne angenommen. Das weist auch auf eine wichtige Funktion der Krähenvögel in der Natur hin. Ganz bemerkenswert ist auch, dass das Nahrungsangebot so reichhaltig war, dass beachtliche fünf Jungvögel ausfliegen konnten, denn zumeist fällt der Nachwuchs geringer aus“, so Hans-Martin Berg. Erste Untersuchungen der Nahrungsreste (Gewölle) der Eulen durch eine Mitarbeiterin der Säugetiersammlung des Museums zeigten, dass vor allem Waldmäuse und junge Wanderratten, aber auch Kleinvögel und Fledermäuse gejagt wurden. Mittlerweile sind die Jungeulen ausgeflogen und erkunden die Umgebung des Museums, „wo sie hoffentlich nicht Opfer des Straßenverkehrs werden – eine gerade für Eulen leider häufige Todesursache“, ergänzt Berg.

Waldohreule und Nebelkrähe. Foto: ©  NHM Wien, Peter Sehnal

Die Stadt als neuer Lebensraum für Eulen?

Norbert Teufelbauer von BirdLife Österreich sieht eine zunehmende Besiedlung der Großstadt Wien durch die Waldohreule: „Frühere Erhebungen in Wien zeigen, dass die etwa 50 Brutpaare vor allem an der Peripherie der Stadt brüteten. Seit einigen Jahren wird aber auch das dicht verbaute Zentrum besiedelt, wie die vereinseigene Datensammlung www.ornitho.at erkennen lässt. Dabei spielen Grünflächen und Altbaumbestände eine wichtige Rolle für die Eulen.“ Hans-Martin Berg und Norbert Teufelbauer sind überzeugt, dass diese „Grünoasen“ gerade in Zeiten des Klimawandels für Menschen und Wildtiere in der Stadt gleichermaßen eine wichtige Funktion haben und wesentlich zu unserem Wohlbefinden und dem Erhalt der Biodiversität beitragen.

Waldohreulen. Foto: © Lisa Lugerbauer

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Quelle: NHM / Naturhistorisches Museum Wien

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