Leserbriefe anno dazumal zum Staunen, Schmunzeln und Wiedererkennen. Denn die Probleme waren auch damals gar nicht so anders…
Auszüge aus dem Buch:
Behandle deine Kinder nicht wie Schoßhündchen
Läppisches Sprechen sowie übertriebenes Schmeicheln sind einer gediegenen Erziehung hinderlich, denn wer sein Fleisch und Blut wie ein Schoßhündchen behandelt, wird bald den Respekt untergraben.
Wenn der Mann allein ausgeht
Wenn der Mann sich angewöhnt, allein auszugehen, so ist das immer ein schlechtes Zeichen, und die Frau sollte alles aufbieten, dies zu verhindern, denn wenn ein lebenslustiger Mann erst einmal ausgeht, so findet er überall heitere Gesellschaft, und schließlich vermisst er seine Frau nicht nur nicht mehr, sondern wünscht ihre Begleitung gar nicht.
Unangebrachte Zärtlichkeiten in der Elektrischen
Liebeszeichen und Zärtlichkeiten sollten doch anständigen Menschen zu heilig sein, um sie vor den Augen der Menge auszutauschen und dadurch zu profanieren.
Unsere Dienstboten
Hochmut, Selbstsucht und Genusssucht, das sind die Haupteigenschaften, die nicht nur den größten Teil der Menschheit im Allgemeinen, sondern unsere dienende Klasse im Besonderen charakterisieren. In ihren Forderungen werden sie immer anspruchsvoller, in ihren Leistungen dagegen immer mittelmäßiger.
Wie gewöhne ich meinem Mann das Rauchen ab?
Gegen eine durch Jahrhunderte geheiligte Gewohnheit anzukämpfen, ist ein nutzloses Verbrauchen der Kräfte im Kleinkrieg. Betrachten doch die Herren der Schöpfung jeden Vorstoß gegen das Rauchen als einen Eingriff in ein ihnen ganz besonders zustehendes Recht! Es ist das Beste, unserem Herrn und Gebieter nicht nur das Rauchen zu gestatten, sondern ihm auch selbst ein behagliches Plätzchen dazu zu schaffen, sonst läuft er ins Wirtshaus, wo er diesen Genuss ungestört haben kann, und wir sitzen einsam zwischen unsern vier Wänden.
Das oepb meint dazu:
Hunde, die im Restaurant über den Tisch laufen, knutschende Liebespärchen in der Elektrischen (Tramway), ungezogene Kinder, schlechtes Personal etc. – über diese und ähnliche Missstände war die Leserschaft der Wochenzeitung „Wiener Hausfrau“ ganz und gar nicht erfreut und ließ in der Rubrik „Klaghansl“ über solch alltägliche Ärgernisse Dampf ab.
Diese nun in Buchform erschienene Sammlung der Beschwerdebriefe zeigt, dass sich die Wiener schon vor mehr als hundert Jahren äußerst gerne echauffierten. Für die heutige Leserschaft entsteht ein unterhaltsamer und einzigartiger Einblick in die damalige Zeit.
Eine Sammlung von Leserbriefen des beginnenden 20. Jahrhunderts nimmt das Publikum mit auf eine Zeitreise in den Alltag unserer Vorfahren. Ein Buch hinein in eine gute alte Welt …
Ein bisserl schimpfen, ein bisserl räsonieren
Leserbriefe anno dazumal
Von Stefan Franke
Hardcover, 160 Seiten
Erschienen bei ueberreuter
www.ueberreuter.at
ISBN 978-3-8000-7834-9
€ 22,00
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