Der SK VÖEST Linz wollte im Sommer 1984 dem Linzer ASK die Vormachtstellung in der Stahlmetropole an der Donau mit allen Mitteln wieder streitig machen. Der LASK zog in den UEFA-Cup ein, die Werksportler konnten 1983/84 nur mit Müh und Not die Zugehörigkeit zur 1. Division (heutige Fussball Bundesliga) halten. SK VÖEST-Trainer Milan Miklavic ließ die Kontakte in seine alte Heimat Jugoslawien spielen und holte gemeinsam mit dem Vorstand der Linzer Blau-Weißen neben Helmut Kirisits und Günther Vidreis auch noch die beiden Jugoslawen Nijaz Ferhatovic und Frane Poparic.

Der Letztgenannte überzeugte beim Probespiel im Trauner Stadion gegen den kommenden griechischen Meister PAOK Saloniki – damals übrigens betreut vom Wiener Walter „Schani“ Skocik – in der Abwehr als kopfballstarker und beinharter Vorstopper. Das Zweikampfverhalten und das körperbetonte Auftreten, verbunden mit Übersicht und technischem Spiel Poparic´s ließ Coach Miklavic sogar darüber nachdenken, aus dem Abwehrspieler einen Stürmer zu formen.

Nun, Poparic gefiel und wurde vom NK Solin kommend verpflichtet. Die Spielzeit 1984/85 zog ins Land und Poparic war Stammspieler in den Abwehrreihen der Linzer. Von 30 Meisterschaftsrunden bestritt er 25 Bundesliga-Begegnungen, der SK VÖEST belegte in der 16er Liga am Ende den 9. Tabellenplatz. Fairerweise muss erwähnt werden, dass erst die Ablöse von Milan Miklavic im März 1985 das Werkel der VÖEST´ler auf Touren kommen ließ und der in Doppel-Funktion als Manager und Trainer agierende Ferdinand Milanovich den Blau-Weißen wieder das absolute Sieger-Gen eingeimpft hatte.

Poparic (zweiter von links) als Herr der Lüfte im Stadtderby gegen den LASK. Links Max Hagmayr, Nr. 7 Johann Gröss (beide LASK), vor den Mitspielern Günter Stöffelbauer und Manfred Schill. Foto: © oepb

Frane Poparic war ein dankbarer Mensch. Interviews gab er kaum, da er nur sehr langsam der deutschen, der österreichischen Sprache mächtig wurde. Aber er verstand sich am Rasen mit seinen Kollegen blind und auf die Frage, wer denn sein „bester Freund“ innerhalb des Kaders wäre, meinte er nur, dass dies eben die ganze Mannschaft sei. Er wurde auch nie müde, zu betonen, dass er überaus glücklich und zufrieden hier in Linz ist. Er freue sich jeden Tag auf das Training im Werk und wollte den Verantwortlichen, die ihn aus der Nähe von Split nach Linz gelotst hatten, all das zurückgeben, wofür er schlussendlich geholt wurde.

Poparic als erfolgreicher 3 : 1-Elfmeter-Schütze im OÖ-Derby gegen den SK Vowärts Steyr. Foto: © oepb

So stand er da hinten in der Abwehr seinen Mann, agierte mit Ex-ÖFB-Teamkeeper Erwin Fuchsbichler im wohlklingenden Gleichklang, mengte sich aber auch immer wieder in die spielerische Angriffs-Maschinerie der VÖEST´ler ein. Dies ging oftmals sogar soweit, dass er zahlreiche Akteure des Gegners mit einer sehenswerten Leichtigkeit „schleppte“ und so das Spielgeschehen auf und an sich zog. Meistens war es dann allerdings auch so, dass er, bevor er den entscheidenden Stanglpass anbringen konnte, unsanft von den Beinen geholt wurde. Daraus resultierende Elfmeter verwandelte er aber auch gerne selbst. Und anlässlich eines Schuss-Testes ging er im Juli 1986 als Sieger hervor – 141 km/h zeigte die Geschwindigkeits-Messung, nachdem Frane Poparic Maß genommen hatte.

Frane Poparic setzt im Linzer Derby zu einem abermaligen Solo an. Karl Meister (Nr. 8, LASK) wirft sich ihm erfolglos entgegen. Kurios war, dass beide Vereine in gestreiften Trikots aufliefen – die VÖEST´ler schwarz und dunkelblau, der LASK schwarz und weiß. Foto: © oepb

Für die Fans der Linzer Werksportler war er absoluter Publikums-Liebling und ein sportliches Idol für die Nachwuchsspieler. Seine Bescheidenheit und Dankbarkeit eilte ihm stets voraus. Und noch ein Umstand zeichnete ihn aus: er war passionierter Benützer der Linzer Verkehrbetriebe. Sei es die Linie 25 der ESG – heutige LINZ AG – die ihn vom Trainingsgelände im Werk, als auch die Linie 12 von der Goethekreuzung aus im Zentrum der Stadt zurück in den Stadtteil Keferfeld in die Landwiedstraße, wo er wohnte, oder aber auch nach dem Match auf der Gugl mit der O-Buslinie 45 nach Hause transportierte, bescheiden und freundlich grüßend – wenn er erkannt wurde – wartete Frane Poparic samt Gattin oder eben alleine mit zahlreichen anderen Linzerinnen und Linzern auf seine Buslinie – heute nennt man das wohl „Öffis“.

Beliebtheit und Bescheidenheit 

Der SK VÖEST fertigte im letzten Saisonspiel im Juni 1985 den FavAC mit 6 : 0 ab. Die Favoritener, immerhin angereist mit Ausnahme-Talent Peter Stöger, als auch den gestandenen Bundesliga-Größen wie Dietmar Constantini, Alberto Martinez, sowie den Sara-Brüdern Josef und Robert, wurden förmlich von der Gugl geschossen. Dieses fulminante Saison-Finale brachte mit sich, dass zahlreiche jugendliche Fans der VÖEST´ler nach Spielschluss über den Stadionzaun kraxelten, um die begehrten Trikot-Souvenire ihrer Idole zu ergattern. Goalgetter Gerald Haider beispielsweise marschierte nackt wie Gott ihn schuf in die Kabine, er vermachte den jubelnden Anhängern seine gesamte Arbeitskleidung, vom Trikot über die Hose bis hin zu den Stutzen und Schuhen. Ganz anders war es bei Frane Poparic. Er wusste nichts von diesem Procedere im Hause des SK VÖEST am Ende einer jeden Spielzeit. „Ich muss fragen Milo, ob das geht, dann kannst Du Trikot haben.“, wurde er nicht müde, diesen Satz immer zu wiederholen, schließlich war seine „Nr. 5 “ überaus begehrt. Er ließ sich einfach nicht unterkriegen und auch von den Kollegen, die sich ihrer gesamten Garnitur entledigten, nicht blenden. Coach Ferdinand „Milo“ Milanovich gab ihm sein Okay und das 5er-Trikot landete in den wartenden Armen eines überaus treuen Anhängers.

Frane Poparic (Nr. 5) lauscht beim Training des SK VÖEST im Werksgelände den Ausführungen von Coach Ferdinand Milanovich. Foto: © oepb

Er sprach meist lange mit den Anhängern nach den jeweiligen Spielen vor den Kabinen und ließ dabei neben den zahlreichen Autogrammwünschen auch tief in seine Seele blicken. Erwähnenswert dabei ist, dass er bereits Mitte der 1980er Jahre ahnte, dass es in seiner alten Heimat nicht nur rumoren würde, sondern dass das Fass auch sehr bald überlaufen könnte. Auch hier setzte wieder seine absolute Freude und Dankbarkeit darüber ein, in Österreich spielen zu dürfen, sodass sich so manch Anderer ob dieses Umstandes schämen hätte müssen. Den von 1991 bis 1995 in Jugoslawien stattgefundenen schrecklichen Bürgerkrieg mit zahllosen Verlusten auf sämtlichen Seiten sah er als praktizierender Pazifist förmlich voraus.

Sein perfekter Spielstil und auch das grimmige Auftreten auf dem Rasen rief die Wiener Austria auf den Plan. Trainer Thomas Parits, Ex-SK VÖEST Spieler und 1984/85 überlegener Meister mit den Wiener Violetten, wollte Poparic um jeden Preis verpflichten. Die Fronten verhärteten sich und der Transfer kam nicht zustande – umso mehr, als Veilchen-Boss Josef „Joschi“ Walter seinen Meister-Trainer kurzerhand vor die Tür setzte.

Kompromisslos und ohne Rücksicht auf Verluste, trotz gezerrtem Oberschenkel. So wurde Frane Poparic (Nr. 5) in Linz bekannt und beliebt. Foto: © oepb

Mit dem Umzug der Familie Poparic aus der Landwied- in eine größere Wohnung in der Gruberstraße wurde auch ein Wagen angeschafft. Frane wurde stolzer Besitzer eines bordeauxroten OPEL Ascona. Dies war der einzige Luxus, den sich die Familie gönnte, all das andere Geld, die Prämien und Verdienste als Fußball-Spieler wurden eisern auf die hohe Kante gelegt – für später.

Im November 1988 war für ihn in Linz Schluss. Nach einem vergebenen Penalty im Hochofen-Derby gegen DSV Alpine Donawitz – Endstand 0 : 0 – wurde Frane Poparic nach über 140 Spielen für den SK VÖEST auf die Transferliste gesetzt. Sein Weg führte ihn weiter ins beschauliche Leibnitz in die Südsteiermark zu Flavia Solva, ehe sich der sportliche Kreis im Sommer 1989 schloss: Thomas Parits war Trainer des VSE St. Pölten und Frane Poparic heuerte für ein Jahr in der niederösterreichischen Landeshauptstadt an. Nach 25 Bundesliga-Spielen war für ihn in Österreich Endstation und er ging zurück in seine Heimat- und Geburtsstadt Sinj nach Dalmatien, wo er auch heute noch mit seiner Familie im Frieden lebt.

„Happy Birthday Frane, Du feierst heute Deinen 65. Geburtstag!“

Dies war für uns Anlass genug, um an einen überdurchschnittlich guten und menschlich absolut top agierenden Fußballspieler zu erinnern. Bescheidenheit zeichnete ihn stets aus, aber auch der Weitblick und die Freude, sowie Dankbarkeit am Ist-Zustand. Materielle Dinge schienen ihm nie wichtig zu sein, aber der perfekte Umgang mit jungen Menschen – seien es die Nachwuchsspieler oder aber die Fans gewesen – hatte bei ihm absolute Priorität. Frane Poparic besaß und besitzt menschliche Züge, die im Fußballsport der Neu-Zeit leider förmlich aus der Mode gekommen und somit mit der Lupe zu suchen sind …

oepb.at – In eigener Sache

Wenn die Österreichische Fußball-Bundesliga die Saison 2023/24 als 50-jährige Jubiläumssaison ausruft, dann darf dabei nicht vergessen werden, dass in Österreich seit 1911/12 regelmäßig Meisterschaft gespielt wird und es seit 1949/50 eine Gesamt-Österreichische Fußballmeisterschaft gibt. Wir werden hier in regelmäßiger Unregelmäßigkeit an Protagonisten der österreichischen Fußball-Landschaft erinnern, abseits der allseits bekannten Spieler-Größen. An Fußballer, die heute teilweise leider bereits vergessen sind, die aber dennoch der Liga und den Vereinen, für die sie aktiv waren, ihren Stempel aufgedrückt haben.

Quelle: Redaktion www.oepb.at 

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