Und wieder steht im Lande Österreich ein interessanter Wahl-Sonntag (29. September 2019) vor der Türe, bei dem jedweder Ausgang möglich scheint. Und dennoch birgen genau diese Sonntage immer eine gewisse Brisanz in sich – nicht nur für die Wahlwerbenden und um die Wählergunst buhlenden Parteien – sondern auch für den Verfasser, erinnern sie doch an nette Kindheitstage seinerzeit, in den 1970er Jahren, in Linz / Donau.
Die Erinnerung reicht zurück an eine Zeit, in der ein gewisser Greiski (Anm. Dr. Bruno Kreisky) gegen einen gewissen Tauß (Anm. Dr. Josef Taus) im Rahmen der Nationalratswahl anzutreten gedachte, um die absolute Mehrheit der SPÖ weiter auszubauen. Die Österreichische Politik und da jene des einstigen „Sonnenkönigs“ Dr. Bruno Kreisky stand oft an der Tagesordnung anhand diverser Gespräche beim sonntägigen Mittagstisch im Hause des Verfassers. Wenngleich dieser damals sein Augenmerk vermehrt auf ein neues Fahrrad legte, stand doch der 9. Geburtstag an. Dennoch faszinierten ihn die großen Köpfe der Politiker auf den überdimensionalen Plakaten und die zahlreichen Werbegeschenke, die man entlang der Linzer Landstraße einheimsen konnte. Wer das größte Geschenk machte, der sollte auch gewählt werden, so dachte damals das Kind. Weil die eben am meisten Geld haben und auch am allermeisten für die Bevölkerung tun würden, so dachte der Bub, wenngleich der Knabe damals natürlich noch nicht wahlberechtigt war.
Und so spazierte man an diesem herrlichen Sonntagmorgen, wir schreiben den 6. Mai 1979, mit den Großeltern ins Wahllokal der „Kreuzschwesternschule“ in Linz. Die Frau Mama machte ihr Kreuzchen bereits artig früh des Morgens im Wahlsprengel der Hauptschule zu Leonding. Und so war man immer mehr gefangen, von den Leuten in der Tagespresse, im Fernsehen, anhand von Interviews, man verfolgte beinahe akribisch das aktuelle Geschehen rund um die Politik hierzulande und harrte der Dinge.
Auch die zahlreichen Flegeleien untereinander anhand von Debatten im Parlament bekam man damals bereits hautnah via „Zeit im Bild“ im abendlichen Fernsehen mit und stieß sich daran, weil eben die Damen und Herren Politiker aufgrund dieser „Ungezogenheiten“ wohl kaum eine Kinderstube genossen haben dürften. Wehe, man selbst hätte im Leben als Neujähriger so ungezogen agiert, die Strafe der Erwachsenen wäre auf dem Fuß gefolgt.
Ein Jahr später, am 18. Mai 1980, stieg Dr. Rudolf Kirchschläger anhand der Bundespräsidentenwahl in den Ring und sein Widerpart, ein gewisser Gredler, wirkte nicht so unsympathisch auf den Jüngling. Dennoch zog natürlich der Ausspruch des amtierenden Präsidenten, die „Sümpfe trockenlegen zu wollen“ mehr und so wurde eben der bestehende Bundespräsident nochmals mit haushoher Mehrheit für die nächsten sechs Jahre bestellt. Herr Willfried Gredler verschwand wieder in der Versenkung.
Am 24. April 1983 trat der „Sonnenkönig“ wieder an – um hernach abzutreten, da seine SPÖ die Absolute verlor. Als Nachfolger kam ein gewisser Dr. Fred Sinowatz ins Spiel, für den „alles immer sehr kompliziert“ schien. Auch dieser Josef Taus war plötzlich weg, sein Bruder, weil eine gewisse Ähnlichkeit im Aussehen mit seinem Vorgänger gegeben war, so dachte man, trat an. Dr. Alois Mock leitete von da an die Geschicke der ÖVP hierzulande.
Am 6. Oktober 1985 wählte das Bundesland Oberösterreich und Dr. Josef Ratzenböck, der bereits seit 1977 der „OÖ-Landesvater“ war, wurde erneut für die nächsten sechs Jahre in diesem Amt bestätigt. Im Mai und Juni 1986 dann das Tohuwabohu um Dr. Kurt Waldheim und dessen Ungereimtheiten als Teilnehmer am und im Zweiten Weltkrieg. Dennoch bewirkte seine langjährige Tätigkeit als UNO-Generalsekretär bei der Bevölkerung mehr, als jene Tätigkeiten des Dr. Kurt Steyrer bis dato, Waldheim wurde Bundespräsident.
Am 23. November 1986 wurde der Österreichische Nationalrat neu gewählt und der Stern einen gewissen Dr. Jörg Haider stieg kometenhaft auf. Alois Mock war nach der Wahlschlappe der ÖVP sichtlich angeschlagen und wankte bei den Fernsehbildern sichtlich, sodass ihn Jörg Haider vor den Kameras stützen musste. Und dann – es war ein wunderbarer bunter Herbsttag dieser 7. Oktober des Jahres 1990 – endlich anhand einer neuerlichen Nationalratswahl die Möglichkeit, als 20-jähriger selbst sein Kreuzerl machen zu dürfen. Herrlich, ein wonniges Gefühl machte sich breit, nun aktiv seiner staatsbürgerschaftlichen Pflicht selbst auch nachkommen zu dürfen. Favoriten hatte man durch all die Jahre immer wieder gehabt, bloß wahlberechtigt war man eben noch nicht.
Und doch hatte jeder dieser zahlreichen Wahl-Sonntage im Leben des Verfassers immer eines gemeinsam – die Sonne schien, das Wetter war herrlich, es regnete nie, man genoss ein familiäres Beisammensein nach erfüllter Wahl-Kreuzerl-Pflicht mit Restaurant-Besuch im 1. Stock am Linzer Hauptbahnhof oder aber im Restaurant des Ursulinenhofes an der Linzer Landstraße und harrte dann gespannt am Nachmittag gemeinsam der Dinge, wie wohl die ersten Hochrechnungen im Wahlzentrum des OÖ-Presseclubs verlaufen würden. Bloß eine Frage blieb stets unbeantwortet: Wer von den Familien-Angehörigen bei welcher Partei sein Kreuzerl machte – das erfuhr man nie …
Quelle: oepb