Im Wiener Tiergarten Schönbrunn gab es heute einen (ge-)wichtigen Neuzugang: Ein Afrikanischer Elefantenbulle aus dem Zoo Halle ist angekommen. Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck freut sich über den Einzug des 22-jährigen Dickhäuters. „Bei uns im Tiergarten leben vier Elefantenkühe im besten Alter. Unsere Herde ist genetisch sehr wertvoll und wir hoffen, dass wir mit dem neuen Bullen in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag zur Erhaltungszucht leisten werden.“ Noch ist der Bulle im hinteren Bereich des Elefantenhauses. Schritt für Schritt wird er die Innen- und Außenanlage kennenlernen, bevor er dann im Laufe der nächsten Tage auf die Kühe treffen wird. Wie im Zoo Halle soll er in Schönbrunn mit der Herde gemeinsam mit den Kühen leben.
Neu ist Schönbrunn für den Bullen nicht. Er wurde 2001 hier geboren und war der erste Elefant in Europa, der durch künstliche Besamung gezeugt wurde. 2006 übersiedelte der Jungelefant gemeinsam mit seiner Mutter nach Halle. Dort wuchs er nicht nur zu einem prächtigen Tier heran, sondern entwickelte sich auch zu einem der erfolgreichsten Zuchtbullen im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. „Der Bulle ist ein sogenannter best proven breeder und wurde deshalb vom Koordinator des Erhaltungszuchtprogramms extra für unsere Kühe im Tiergarten ausgewählt“, erklärt Folko Balfanz, der zuständige Zoologische Abteilungsleiter. Zwei vertraute Pfleger aus Halle haben den Bullen auf der Reise begleitet und bleiben noch eine Woche in Wien, um ihm die Eingewöhnung zu erleichtern.
Die Haltung von Afrikanischen Elefanten in Zoologischen Gärten ist von großer Bedeutung, denn die grauen Riesen zählen zu den am stärksten bedrohten Säugetieren der Welt. Zoos leisten einen wichtigen Beitrag, indem sie sich sowohl im natürlichen Lebensraum für die Tiere einsetzen und Artenschutzprojekte unterstützen und gleichzeitig die Tiere außerhalb des natürlichen Lebensraumes halten, züchten und erforschen. So wurden in Schönbrunn unter anderem die Greifbewegungen des Rüssels aufgeschlüsselt. Dabei wurde gezeigt, dass dieser aus über 30.000 Muskeln besteht. Auch zum akustischen Lernen und zur Bedeutung bestimmter Lautsignale von Elefanten wurden hier wichtige Erkenntnisse gewonnen. Zuletzt wurden Videodaten für eine Studie rund um das Schlafverhalten der Tiere geliefert.
Im Jahr 2021 wurde die Rote Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) aktualisiert. Großer Verlierer war der Afrikanische Elefant, der im Zuge dessen als „stark gefährdet“ eingestuft wurde. Seine Bestände sind innerhalb von 50 Jahren um mindestens 60 Prozent gesunken. Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck: „Derzeit werden täglich rund 55 Afrikanische Elefanten gewildert. Die Nachfrage nach Elfenbein ist eine der Hauptursachen. Durch die anhaltende Zerstörung der natürlichen Lebensräume und deren Fragmentierung kommt es auch weiterhin vermehrt zu Mensch-Tier-Konflikten, in denen die grauen Riesen meist den Kürzeren ziehen.“ Angesichts dieser erschütternden Tatsache hat Schönbrunn eine wichtige Rolle. Es ist der einzige Ort in Österreich, wo diese charismatischen Tiere erlebt werden können – eine prägende Erfahrung, um sich für ihren Schutz nachhaltig zu engagieren.
Quelle: Wiener Tiergarten Schönbrunn
Beide Fotos: © Zoo Halle / Saale
TIERE SEHEN. ARTEN SCHÜTZEN. IM ÄLTESTEN ZOO DER WELT.
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