24. Jänner 2008
Wie ein Wahrzeichen prägen die VW-Käfer-Taxis das Straßenbild von Mexiko-Stadt. Doch den Behörden sind die grünen Wägelchen mit dem buckeligen weißen Dach hierzulande früher liebevoll als Kugel-Porsche oder VW-Scherzel bezeichnet ein wahrer Dorn im Auge. Sie möchten, dass die Taxilenker ihre alten Autos aufgeben und dafür neue und umweltschonendere Fahrzeuge anschaffen. Doch Ramon Morales ist einer von vielen widerspenstigen Taxlern, der sagt, es komme für ihn gar nicht in Frage, daß er seinen ,Vocho´ für einen dieser neumodernen Japaner im Stich lasse. ,Zum Glück läßt sich mit Schmiergeld in Mexiko alles regeln.´, fügt er zufrieden hinzu.
Gemäß Gesetz erhalten nur jene Käfer eine Taxi-Lizenz, die nach dem 1. Jänner 1998 für den Verkehr zugelassen wurden. Doch wer die Beamten ,schmiert´ für umgerechnet zwischen 65 und 130 Euro, der erhält auch die Lizenz für ältere Fahrzeuge. So auch der Taxler Francisco Miranda er hat den Schein für seinen Käfer Jahrgang 1994 ergattert. Und er möchte weiter um das Erbstück seines Vaters kämpfen. ,Ich vergöttere meinen Vocho.´ Ohne die Taxi-Käfer könne er sich Mexiko-Stadt ohnehin nicht vorstellen.
Um den Fahrgästen das Einsteigen in den schnuckeligen Zweitürer zu erleichtern, wurde kurzerhand der Beifahrersitz abmontiert. Die Fahrgäste nehmen somit gleich auf der Rückbank Platz. Die Fahrzeuge seien nicht gefährlich, die Behörden aber fürchten in zweitürigen Autos mehr Überfälle durch falsche Taxler, so Francisco Miranda.
Heute ist beinahe noch jedes zweite Taxi der 135.000 in Mexio-Stadt ein Käfer. Aber die Behörde will das kultige Gefährt durch neue, viertürige Wagen ersetzen. Und da die Produktion der VW-Marke im Jahre 2003 ohnehin eingestellt wurde, befindet sich der Käfer auch in großer Gefahr. Und für den Taxifahrer Alfredo Rodriguez kommt es ohnehin nicht in Frage, die Prämie von EUR 1.000,- anzunehmen, die die ,Taxistas´ für die Verschrottung ihrer alten Käfer erhalten würden.
Es ist schon möglich, dass die Käfer umweltschädlicher sind, räumt Ramon Morales ein. ,Aber für uns sind sie pannensicher und viel rentabler. Und eine etwaige Reparatur kann ich selbst erledigen.´ Und Viktor Elias interessieren die Umwelt-Argumente ohnehin nicht. Liebevoll streicht er über sein Armaturenbrett und meint: ,Dieses Auto ist aus dem Jahre 1994, also 4 Jahre älter als es das Gesetz erlaubt und ich werde es weiter benützen.´
Die Farben haben ihren Sinn: gelbe Taxis haben keinen Katalysator, grüne sind damit ausgerüstet und dürfen somit bei Smog-Alarm fahren. Ein einfaches System.