Kaum ein anderer Autor war von den 1960er- bis in die 1980er-Jahre auf den politischen Bühnen so präsent wie Erich Fried. Der Shoah nur knapp entkommen, widmete er sein Leben und Schreiben dem Kampf gegen Unrecht und Unterdrückung. Berühmt wurde Fried jedoch durch seine „Liebesgedichte“. Die Österreichische Nationalbibliothek / ÖNB widmet diesem großen Dichter aus Anlass seines 100. Geburtstags am 6. Mai 2021 ihre neue Online-Ausstellung: „Liebeslyrik und Streitgedichte“. Zu sehen sind zahlreiche Fundstücke aus dem außerordentlich umfangreichen Nachlass.
Erich Fried wurde am 6. Mai 1921 geboren und verbrachte seine Kindheit im Wien der Zwischenkriegszeit. 1938 musste er nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitlerdeutschland nach England fliehen: Die traumatischen Erlebnisse haben sich tief in seine Biografie eingeschrieben. Fried erlangte durch Bücher wie „Liebesgedichte“ und „Es ist was es ist“ große Bekanntheit und er wurde zu einem der meistgelesenen deutschsprachigen Dichter seiner Zeit. Zugleich nahm er an den großen politischen Debatten teil und sorgte mit Büchern wie „und VIETNAM und“ oder „Höre, Israel“ für Aufsehen und Kontroversen. Der streitbare Autor war außerdem anerkannter Übersetzer von insgesamt 27 Stücken William Shakespeares, die auf vielen Bühnen aufgeführt wurden. Am 22. November 1988 starb Erich Fried im Alter von 67 Jahren.
Anlässlich seines 100. Geburtstags zeigt die Österreichische Nationalbibliothek von 3. Mai bis 3. August 2021 die Online-Ausstellung „Liebeslyrik und Streitgedichte“. Zahlreiche Fotos, Gedichte, Zitate aus dem Nachlass, Tondokumente und ein Ausschnitt aus dem Film „Erich Fried – Dichter im Porzellanladen“ zeichnen ein vielschichtiges Bild des politisch engagierten Dichters. In vier Abschnitten werden seine Biografie, der schriftstellerische Werdegang, die Entwicklung zum renommierten Shakespeare-Übersetzer, sowie die Ursachen und Auswirkungen seines politischen Engagements porträtiert. Tagebucheinträge des Jugendlichen, Notizen zum Familien- und Künstlerleben in London oder sein Brief über die geplante Rückkehr nach Wien geben tiefe Einblicke in das Leben und Werk des Exilanten. Fried blieb in London, seine Heimkehr erfolgte über den Literaturbetrieb, insbesondere über die Gruppe 47: „Ich habe mich zum ersten Mal seit vielen Jahren zu Hause gefühlt, an einem Ort, an den ich hingehöre.“
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek
Bitte beachten Sie auch diese interessanten ÖNB-Artikel bei uns: