Spielszene der 1. Division vom Samstag, 25. März 1978. Im Bild von links: Walter Roßkogler, Norbert Lichtenegger, Norbert Hof, Max Hagmayr, sowie Johann Samer. Aus SK VÖEST Linz gegen Wiener Sport-Club, 1 : 0 (0 : 0), vor 2.500 Besuchern im Linzer Stadion. Foto: © oepb

Vor einiger Zeit berichteten wir bei uns über die Torhüter-Brüder Gerald und Erwin Fuchsbichler die beide in der Österreichischen Fußball-Bundesliga reüssierten und es auch zu A-Team-Ehren beim ÖFB gebracht hatten. Heute möchten wir den beiden Keepern nun die Gebrüder Erich und Norbert Hof vom Wiener Sport-Club anschließen, die beide als Feldspieler und auch als ÖFB-Teamspieler Legendenstatus erreichten.

Tennisball an die Wand

Der Ältere der beiden, Erich Hof, geboren am 3. August 1936 in Wien, war – so hieß es zumindest – der Talentiertere. Im Laufe seiner Karriere wurde aus dem schmächtigen Bürscherl ein Primgeier und somit ein wahres Genie am Ball. Erich Hof verkörperte als Aktiver den Typ des österreichischen Fußballers, wie kaum ein Zweiter. Als hochbegabter Techniker und begnadeter Könner auf dem Spielfeld war er schlitzohrig, listig und somit von einem besonderen Format. Auf die Frage, warum gerade er den Ball so perfekt beherrschte wie kaum ein anderer und ob dazu rein das Talent ausreichend gewesen sei, meinte er lakonisch: „Während andere in die Donau schwimmen gegangen sind, habe ich als Bub den Tennisball ein paar hundertmal gegen die Wand gespielt. Ehe ich zum Verein kam, hatte ich so schon ein paar 1000 Trainingsstunden, immer mit dem Ball, hinter mir.“ Bei seinen Tricks – und die Hüftantäuschung war nur eine von zahlreichen unberechenbaren Finten – drehten sich die Gegner reihenweise ein, während Erich Hof es perfekt verstand, den Spielfluss dabei aufrecht zu erhalten und somit auch neue Bahnen für seine Mitspieler zu öffnen.

Aus Dornbach und Meidling an den Rothenbaum und über Hütteldorf erneut nach Dornbach zurück

Norbert Hof kam am 2. Februar 1944 in Wien zur Welt. Der heute 75-jährige erinnert sich, dass zu dieser Zeit sein älterer Bruder Erich mitten hinein in die Wirren des Zweiten Weltkrieges bereits Tennisbälle an die Wand geknallt hatte. So wurde es ihm mitgeteilt. Norbert galt in seiner Laufbahn als das fußballerische Gegenstück zu Erich, wobei das jetzt nicht negativ gemeint sein soll. Norbert war gefürchtet beim Tackling, galt als harter Bursche in der Abwehr, der gerne auch schon einmal zu unerlaubten Mitteln während der Hitze des Gefechtes griff. Dennoch kam genau diese Spielart an, denn die Karriere des jüngeren Norbert verlief ausschweifender, als eben jene von Erich. Während der Ältere dem Heimat-Verein Wiener Sport-Club / kurz WSC genau genommen sein Leben lang die Treue hielt – vom SC Hochstädt im 20. Wiener Gemeindebezirk kommend gab es für Erich lediglich 1964/65 ein Kurz-Gastspiel beim FK Austria Wien – brachte es Norbert Hof auf einige Stationen, die ihn aber auch immer wieder zum Wiener Sport-Club nach Wien-Dornbach zurückführen sollten.

Norbert Hof 1969/70 im Dress des Hamburger Sport-Vereins. Sammlung: oepb

Dreimal weg und dreimal wieder retour

Norbert Hof, der seine Laufbahn in sämtlichen Nachwuchsmannschaften des WSC absolvierte, wechselte im Sommer 1964 zum SC Wacker Wien nach Meidling. Da auch Erich in diesem Jahr dem WSC via Wiener Austria den Rücken kehrte, hielt der Wiener Sport-Club während der Saison 1964/65 eben alleine Hof, ohne beide oder zumindest eben einen seiner beiden „Höfe“. Gerade auch in Wien galt und gilt, dass man einen alten Baum nicht verpflanzen sollte. Beide „Höfe“ kehrten kurzerhand und frohen Mutes nach dem Kurzgastspiel „auswärts“ nach Dornbach zurück. Wie erwähnt blieb Erich seinem WSC treu ergeben, während der jüngere Norbert ins Ausland strebte. Und das kam so. Österreich traf im Zuge der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko am 10. Mai 1969 in Nürnberg auf Deutschland. Norbert Hof spielte im Städtischen Stadion eine hervorragende Partie gegen Gerd Müller. Der kleine bullige Goalgetter in Diensten des FC Bayern München tat sich gegen Norbert Hof sehr, sehr schwer, ehe ihm in der 87. Minute dann doch das Siegbringende 1 : 0 für Deutschland gegen Österreich gelang. „Anscheinend spielte ich damals als Vorstopper eine ganz gute Partie, denn bald darauf meldete sich der Hamburger Sport Verein bei mir. Der Sportclub hatte nichts dagegen und so wechselte ich eben an den Rothenbaum.“, so Norbert Hof heute.

Deutsche Bundesliga beim HSV

Norbert Hof lief in der Saison 1969/70 für den HSV 29 Mal in der 1. Deutschen Bundesliga auf und es gelangen ihm dabei als Abwehrspieler auch zwei Tore. Mit den Hanseaten belegte er in der Endabrechnung den 6. Tabellenplatz. War es das Heimweh nach Wien, oder aber der Ruf vom Bruder Erich, der zwischenzeitlich seine Laufbahn beendet hatte und als Trainer beim WSC fungierte – Fakt ist, dass Norbert Hof im Sommer 1970 erneut für die Dornbacher unterschrieb.

Norbert Hof, der prominente Neuzugang aus Wien, erhielt in der Freien und Hansestadt Hamburg auch prompt einen Wagen ausgehändigt. Man beachte bitte das Kennzeichen mit den Initialen N.H. Foto: privat

Erfolgreiche Jahre auf der Pfarrwiese

Nach nur einer Saison kehrte Norbert „seinem“ WSC jedoch erneut den Rücken und heuerte ab 1971 für fünf Jahre beim SK RAPID Wien an. Dort war er nicht nur Kapitän, sondern auch zweimal Cupsieger – 1972 und 1976 – mit den Hütteldorfern geworden.

Der Umstand, dass er bereits 32 Jahre alt war und der Wiener Sport-Club nach wie vor und immer noch „nur“ in der 2. Division (Bundesliga) kickte, veranlassten Norbert Hof, ein drittes mal zum WSC nach Hause zurück zu kehren. Dort fand ein kompletter Mannschafts-Umbruch statt. Ältere Spieler wurden abgegeben, dafür rückten Talente nach und er, der Norbert, sollte diesen Hasenstall auch anführen.

Als Coach fungierte nach wie vor sein großer Bruder Erich und siehe da, am Ende der Saison konnte der WSC als Meister wieder in die 1. Division (Bundesliga) aufsteigen.

Karriere-Ende 1979

Norbert Hof, der dreimal vom WSC weg ging, um ebenso genau dreimal dorthin wieder zurück zu kehren, beendete am 15. Dezember 1979 im Zuge eines 2 : 2 beim SK Sturm Graz 35jährig seine Fußballer-Laufbahn. Seine Übersicht und auch sein hervorragendes Stellungsspiel konnte der „kleine“ Hof anhand von 386 Bundesligaspielen – 215 davon für den Wiener Sport-Club – in denen dem Abwehrspieler in Summe auch 18 Tore – 11 für den WSC – gelangen, unter Beweis stellen. Es war ein stiller Abschied, von einem Großen, der zeitlebens im fußballerischen Schatten seines älteren Bruders stand. Norbert Hof verschwand von nun an aus den Schlagszeilen und kehrte dem aktiven Fußballsport den Rücken. Ganz anders sein Bruder.

Eissalon-Betreiber Norbert Hof im Jahre 2010. Foto: privat – oepb

Der Trainer Erich Hof

Es ist überliefert, dass jener Umstand, sich als Spieler bei der Austria nicht durchgesetzt zu haben, Erich stets wie ein Stachel im Genick saß. Für ihn, den waschechten Wiener, der sein Grätzl nur allzu schwer verlassen wollte – mehr über Erich Hof lesen Sie im übrigen bei uns bitte hier – war es nach dem Karriere-Ende 1969 nach 314 Bundesligaspielen und 224 Toren nur allzu selbstverständlich, als Trainer dem Fußballsport erhalten zu bleiben. Er wollte partout den Beweis erbringen, dass gute Fußballer auch sehr gute Trainer sein können. Nun, der Beweis gelang, es folgten Titel mit dem WSC in der 2. Liga 1976/77, sowie mit dem FAK 1979/80 (Doublesieg, denn auch der Cup wurde in jenem Jahr von der Austria geholt) und 1980/81. Nach der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien wurde Erich Hof auch zum Teamchef der Österreichischen Nationalmannschaft berufen.

Zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein konnten

Erich, der 1936 vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zur Welt kam und sein Bruder Norbert, der 1944 mitten im Krieg das Licht der Welt erblickte, wohnten mit den Eltern in der Nähe des Eissalons in der Börsegasse in Wien I, der seit dem Jahre 1949 im Familienbetrieb war. Beide Brüder kümmerten sich abwechselnd, wann immer es eben ihre Zeit erlaubte, um den Betrieb. Die Eltern betrieben weiters eine Spedition und waren Frächter. Sie waren beim Bau des Praterstadions in den späten 1920er Jahren dabei, ebenso beim Ausbau auf der Hohen Warte. Zuerst mit Pferdefuhrwerken, später dann mit LKWs. Das war neben dem Eissalon das zweite Standbein der Familie Hof. Erich war zwar nicht unbedingt laut, aber seinem Bruder Norbert, der noch leiser war, wurde nachgesagt, der Intellektuellere der beiden zu sein. Über Erich hieß es, er brülle nur hinter geschlossenen Türen, wenn er beispielsweise mit den Mitspielern oder später dann als Trainer mit seiner Mannschaft unzufrieden war.

Der Hof-Knicks Norberts vor seinem Bruder Erich

Der Erich war ein Weltklassefußballer. Bei der Austria scheiterte es daran, dass mit Ernst Fiala, Horst Nemec und eben Erich Hof mehrere Rädelsführer zusammenkamen. Das konnte nicht gut gehen. Er war ein Riesentalent – nicht auszudenken, wenn er nur ansatzweise so ernsthaft beim Training bei der Sache gewesen wäre, wie ich, sein untalentierter Bruder. Und der Erich wollte ins Ausland gehen. Dafür sagte er sogar seine Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft 1958 in Schweden ab. Er konnte einer WM-Teilnahme einfach nichts abgewinnen, also gab er als Ausrede an, dass er sich um unser Eisgeschäft zu kümmern habe. Heute unvorstellbar, aber so war er eben, der Erich. Leider kam er dann nicht ins Ausland, weil die damaligen ÖFB-Statuten das untersagten. Viele Vereine aus Italien rissen sich um ihn, den fein gestrickten Techniker mit dem ungeheuren Torinstinkt. Als Trainer dann später war er ein großer Taktiker. Sein Vorbild und Lehrer war der Leopold Stastny. Man meinte über ihn, dass er ein zu weicher Trainer war, aber das stimmte nicht, denn er war hart. Erich hatte nur das Problem, dass er sich schlecht verkauft hatte. Bei all dem Theater, das bereits damals wie heute rund um den Fußballsport gemacht wurde und wird, da war der Erich nicht dabei. Und als Fußballer hatte er einen noch besseren Torquotient als später Hans Krankl. Es gab kaum ein Match, in dem er mehr als eine Chance vergab. Außerdem war er schneller als alle glaubten. Das ist heute leider vergessen.“, so Norbert über seinen Bruder Erich.

Der eine geht, der andere kommt

Österreich schlägt am 19. Mai 1968 im Stadion Zypern mit 7 : 1. Als fünffacher Torschütze in diesem Spiel vor 26.000 Zuschauern geht Erich Hof in die Geschichtsbücher ein. Es war dies sein 35. von 37 Länderspielen. Norbert Hof feierte an jenem Tag sein A-Team-Debüt. Er sollte von 1968 bis 1975 in Summe 31 Mal für Österreich – mit einem Tor – auflaufen. Jener 5 Tore-Rekord von Erich Hof hielt bis zum 30. April 1977. Damals gelangen Hans Krankl beim 9 : 0-Erfolg über Malta in Salzburg sechs Teamtore in einem Spiel. Da der Meniskus nicht mehr mitspielte, musste Erich Hof seine Laufbahn im Herbst 1969 mit 33 Jahren beenden. Dennoch sind seine 28 Tore bei lediglich 37 Nationalmannschaft-Einsätzen – von 1957 bis 1968 – beachtlich.

Auf den Tag genau vor 25 Jahren verstarb Erich Hof. Auf dem Dornbacher Friedhof fand er seine letzte Ruhestätte. Man beachte bitte im Hintergrund den Flutlichtmasten des Wiener Sportclub-Platzes, der zweiten Heimat der Gebrüder Hof. Foto: © oepb

Tod des Fußball-Professors

Der Erfinder des fußballerischen „Hofratsstils“ – eleganter Spielstil frei nach Erich Hof – schloss vor 25 Jahren, am 25. Jänner 1995, viel zu früh die Augen. Die Meistermannschaft des Wiener Sport-Club von 1958 und 1959 fuhr einmal im Jahr gemeinsam auf Auslandsurlaub. 1993 nach Kenia war Erich letztmals mit von der Partie. Ein Krebsleiden raffte den Edel-Techniker viel zu früh dahin.

Erich und Norbert Hof – zwei Brüder, die ihren bleibenden Fuß-Abdruck in der Österreichischen Fußball-Bundesliga, aber auch in der Österreichischen Nationalmannschaft hinterlassen haben. Während der eine viel zu früh verstarb, lebt der andere heute zurückgezogen in Wien. Und auch den Eissalon, den die Familie Hof 60 Jahre lang hindurch in der Börsegasse betrieben hatte, gibt es nicht mehr. Leben und Geleistetes sind vergänglich. Die Kunst bleibt es nach wie vor, anhand von Erzählungen und Überlieferungen an schier vergessene Persönlichkeiten immer wieder zu erinnern. Denn jede Epoche hat ihre Größen und ohne Vergangenheit kann es keine Zukunft geben.

Der ruhmreiche Wiener Name „Hof“ bleibt allerdings durch die Kinder Karin (von Norbert) sowie Antonia und Erwin (von Erich) erhalten.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

Und über den ÖFB – wie gewohnt – bitte hier;

www.oefb.at

Erfahren Sie noch mehr über die Österreichische Fußball-Bundesliga bei uns bitte hier;

www.bundesliga.at

Bitte beachten Sie auch diese WSC-Buch-Rezension.

Back to Top