Spieler wie Herbert Prohaska, Bruno Pezzey und Hans Krankl verhalfen Österreich 1978 zu einem ungeahnten Triumph. Foto: © Landessammlungen NÖ / Annemarie Sokol.

2023 wäre er 90 Jahre alt geworden und auch sein Todestag jährte sich heuer bereits zum zwanzigsten Mal. Aus diesem Grund zeigt das Karikaturmuseum Krems einmal mehr Werke von einem der herausragendsten und international renommiertesten Cartoonisten und Karikaturisten Österreichs – Erich Sokol (* 31. März 1933, † 20. Februar 2003);

 Der Künstler Erich Sokol. Foto: privat

Titelkaiser

Älteren Lesern dieser Geschichte wird bestimmt noch in sehr lebhafter Erinnerung sein, dass es die damalige „Neue Kronen Zeitung“ war, die ihre Samstags-Ausgabe mit einem bunten Karikatur-Cover versah und das just zu einer Zeit, in der jedwede Tageszeitung noch schlichtweg schwarz und weiß gestrickt, in diesem Falle gedruckt, war. Die Premiere dazu war am Samstag, 12. Juli 1975. Erich Sokol´s Karikatur zierte erstmals – in Farbe wohlgemerkt – die Titelseite der „Krone“. 20 Jahre lang sollte dieser Zustand anhalten. Sokol, der zuvor bereits 18 Jahre lang eine andauernde Tätigkeit im Männermagazin „Playboy“ hatte, wechselte quasi mit wehenden Fahnen vom Playboy-Gründer Hugh Hefner zum Krone-Herausgeber Hans Dichand. „Erichs Zeichnungen haben eine fröhliche Ausgelassenheit und das Spielerische seiner Kompositionen macht offensichtlich, dass er an seiner Arbeit wirklich Spaß hatte.“, so Hugh Hefner über Erich Sokol. Sokol hatte ganz einfach den gewissen Blick auf das Besondere, er blickte aber auch oft mit einem spitzbübischen Augenzwinkern über den Tellerrand hinaus und fand so immer wieder die interessantesten Menschen und Typen. „Satire findet als Bild statt. Man müsste Erich Sokol den Nobelpreis für Phantasie und ein Ehrendoktorat „humoris causa“ verleihen.“, so sprach einst der für seine spitze Feder bekannte Theaterkritiker Hans Weigel über unseren heutigen Jubilar. Im Gedächtnis sehr lebhaft haften geblieben – bis heute – ist und bleibt in der „Kronen Zeitung“ auch „Herr Strudl“, der am kleinen Kaffeehaustisch sitzend einen „Großen Braunen“ genießend die Tageszeitung studiert und zu allem und jedem seinen pointierten Senf dazu gibt. Sehr zum Leidwesen seines kleinen Hundes, der verängstigt an der Seite seines Herrchens sitzt und das Räsonieren jeden Tag aufs Neue über sich ergehen lässt …

Faksimile „Neue Kronen Zeitung“ vom Donnerstag, 26. April 1979. Sammlung: oepb

„Der lächerliche Aspekt des Menschen ist für mich genauso offensichtlich wie die ihm innewohnende Tragik. Dass wir nicht sehen, wie nahe diese beiden Aspekte in uns und unserer Umgebung beieinander liegen oder es vorziehen, sie zu ignorieren, macht uns sogar noch lächerlicher. Die Absicht ist es, zu zeigen, dass normale Menschen in ihrer normalen Umgebung mit ihrer normalen Alltagsroutine unabsichtlich von tragischer Lächerlichkeit und von lächerlicher Tragik sind. Diese Wahrheit ist der simple „Gag“ in all meinen Bildern.“, so Erich Sokol über seine Arbeit.

Lebenslauf

Erich Sokol wurde am 31. März 1933 in Wien geboren.

In den Jahren 1939 bis 1952 besuchte er die Volksschule und die Goethe-Realschule in Wien XIV, Astgasse 3. Bereits während der Gymnasialzeit besuchte er Kurse an der „Künstlerischen Volkshochschule in der Akademie der bildenden Künste“ in Wien. Noch vor der Matura im Jahre 1952 verkaufte er seine erste Zeichnung an das sozialistische „Kleine Blatt“.

1952-1957: Erich Sokol studierte an der Hochschule für Welthandel bis zur ersten Staatsprüfung 1955. Parallel große zeichnerische Produktion und weitere Verkaufserfolge mit Bildwitzen und ersten politischen Karikaturen. Unter anderem tätig für „Neuer Kurier“, „Die Presse“, „Der Stern“, „Wiener Bildwoche, „Schweizer Illustrierte Zeitung“, „Arbeiter-Zeitung“, „Weltpresse“ und „Die Münchner Illustrierte“. Seine Zeichnungen wurden auch vom englischen „Punch“ gekauft und veröffentlicht.

Erich Sokol, Exhibitionspartie – Fernsehdiskussionen zwischen Dr. Bruno Kreisky (SPÖ, rechts) und Dr. Josef Taus (ÖVP). Der ÖVP-Chef kam über Vorbereitungen oft nicht hinaus, 1977. Foto: © Annemarie Sokol

In den Jahren 1957 bis 1959 folgte ein Aufenthalt in den USA. Ausgerüstet mit einem Moholy-Nagy-Stipendium studierte Sokol zwei Semester am „Institute of Design“ des „Illinois Institute of Technology“ in Chicago. Seine Studienlehrgänge waren „Visual Design“, „Photography“ und „Typographie“. Er verdiente seinen Lebensunterhalt mit grafischen Arbeiten für „Playboy“ und „The Lion Magazine“. Zuerkennung des Preises der „Artists´ Guild of Chicago“ für „Editorial Art“ anlässlich der in der Bibliothek der Stadt stattfindenden Ausstellung „Editorial and Advertising Art“. Darüber hinaus Arbeit an einem Band satirischer Zeichnungen mit amerikanischen Charakterdarstellungen. Im November 1959 erfolgte die Rückkehr nach Wien.

1960-1967: Sein Band „American Natives“ erscheint im Verlag „Harper & Brothers“ in New York, 1961 im Verlag Hamish Hamilton in London. Erich Sokol tritt als politischer Zeichner in die Redaktion der „AZ / Arbeiter-Zeitung“ ein. Nebenbei erfolgen grafische Arbeiten für einen Schallplattenverlag. Ab 1965 ist er ständig freier Mitarbeiter bei der „Süddeutschen Zeitung“. 1967 tritt Erich Sokol aus der „AZ“ aus.

Erich Sokol, Nachzipf für Leopold Gratz – Der Bürgermeister von Wien stand vor den Trümmern der Reichsbrücke und vor einem schweren Schuljahr, 1976. Foto: © Annemarie Sokol

Im Dezember 1967 folgte ein Engagement beim ORF als Chefgrafiker. ORF-Generalintendant Gerd Bacher schätzte an Erich Sokol sein „phänomenales optisches Gedächtnis“. Im Jahr darauf beendete Sokol seine Tätigkeit bei der „Süddeutschen Zeitung“. 1971 verleiht ihm die „Hör zu“ die „Goldene Kamera“. 1972 erhält Erich Sokol den Staatspreis für Werbung des Bundesministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie für eine „Austrian Airlines“-Kampagne. 1973 ist Erich Sokol als Regisseur einer Fernsehsendung aktiv. Erstes buntes Titelseiten-Cover der „Neuen Kronen Zeitung“ am Samstag, 12. Juli 1975. Gleichzeitige Beendigung einer 18-jährigen Tätigkeit für das Männermagazin „Playboy“. 1977 verleiht ihm die Stadt Wien den Preis für angewandte Kunst. Fünf Jahre später, 1982, erhält Erich Sokol das Ehrenzeichen der Stadt Wien in Gold. 1986 folgte der Johann Nestroy-Ring. Ab 1987 Art-Direktor für den Design-Bereich Grafik, Ausstattung, Kostüm, des ORF. 1992 vorzeitige Ruhestand-Versetzung als Art-Direktor des ORF im Zuge eines ORF-Relaunch.

1992-2003: Wiederaufnahme der Arbeit für den „Playboy“. Im Jahre 1997 erhält Sokol das Ehrenzeichen für Verdienste um Kunst und Kultur in der Stadt Mödling. Ab 1999 Titelbilder für „Die Presse“. 2000/01 Gründung der „Erich Sokol Privatstiftung“. 2001 Auszeichnung mit dem Olaf-Gulbransson-Preis und Hochzeit mit Annemarie Höld-Praschl. 2002 Ankündigung des Titels „Professor“. Die Verleihung erfolgte posthum zum 70. Geburtstag. In der Nacht auf den 20. Februar 2003 verstirbt Erich Sokol unmittelbar knapp einen Monat vor seinem 70. Geburtstag in seinem Haus in Mödling.

Erich Sokol-Preis

Der Erich Sokol-Preis für kritische Zeichenkunst, digitale Karikatur und Satire wird seit 2018 alle fünf Jahre vom Karikaturmuseum Krems in Zusammenarbeit mit dem Land Niederösterreich vergeben. 70 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt haben ihre Arbeiten eingereicht. Ein Preisträger steht bereits fest: Der britische Karikaturist Gerald Scarfe wird für sein Lebenswerk geehrt. Seiner Feder als Illustrator entstammen „The Wall“ von Pink Floyd und sein Charakterdesign für Wald Disneys „Hercules“. 

Quelle: Redaktion www.oepb.at

Erich Sokol, Niki Lauda – Vor dem ersten Weltmeisterschaftstitel. Österreichs schnellster Hase Niki Lauda, 1975. Foto: © Landessammlungen NÖ / Annemarie Sokol.

Karikaturmuseum Krems

  • Unter dem Titel SOKOL. Titelseiten findet noch bis 29. Oktober 2023 „Die Jubiläumsschau“ über Erich Sokol statt.
  • Zum 90. Geburtstag von Erich Sokol erhalten die Besucherinnen und Besucher des Karikaturmuseum Krems mit den besten Titelseiten interessante und zeitgeschichtliche Einblicke in Erich Sokol´s Zeit bei der Kronen Zeitung. Über 20 Jahre war er für die Neue Kronen Zeitung tätig. Seine farbigen Cartoons, die zwischen 1975 und 1996 regelmäßig auf den Titelseiten der Wochenendausgabe erschienen, erreichten und begeisterten ein Millionenpublikum.
  • In der Ausstellung „SOKOL. Titelseiten“ wird das Schaffen von Erich Sokol für die Neue Kronen Zeitung zum ersten Mal umfassend dargestellt. Ausgehend von der ersten Titelseite „Hobbyurlaub“ laden Sie rund 70 Cartoons in chronologischer Hängung zum zeitgeschichtlichen Parcours von Mitte der 1970er-Jahre bis Mitte der 1990er-Jahre ein. So reisen Sie von Niki Laudas erstem WM-Titel über Gerd Bachers Abschied aus dem ORF bis zum 70. Geburtstag von Dokumentarfilmer Hans Hass, der mit Kamera aus einem Hai grinst.
  • Die Ausstellung ist eine Kooperation des Karikaturmuseum Krems mit den Landessammlungen Niederösterreich und in Zusammenarbeit mit Annemarie Sokol, der Witwe von Erich Sokol. Die Karikatursammlung der Landessammlungen Niederösterreich verfügt über den umfangreichsten Bestand an Originalen von Sokol.

www.karikaturmuseum.at

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