Aus Anlass des 20. Todestages – am Samstag, 14. November 1992 um 17.16 Uhr verstarb Ernst „Aschyl“ Happel in der Universitätsklinik zu Innsbruck – erschien in diesen Tagen im VERLAG DIE WERKSTATT eine neue Biografie über den österreichischen „Wödmasta“, der auszog, um international eine große Karriere zu vollziehen.
Der ORF würdigte am 11. November 2012 in einer 30minütigen wundervoll aufbereiteten Dokumentation von Martin Unger Ernst Happel unter dem Titel: „Als José Mourinho ein Österreicher war“ und zeigte das wahrlich bewegte Leben des Ausnahmetrainers. Der Sohn einfacher Wiener Wirtsleute schaffte es vom begnadeten Fußballer zur internationalen Trainerlegende. Die filmische Reise führte von Wien über die Niederlande nach Belgien, Deutschland und zurück nach Österreich. Zahlreiche Wegbegleiter, Freunde und Verwandte schilderten seine Erfolge, seine Philosophie und seine Persönlichkeit.
Im hier geschilderten Buch – welches einmal mehr einen absoluten Klassiker aus dem Hause WERKSTATT im deutschen Göttingen darstellt – befasst sich Klaus Dermutz noch einmal mit dem Leben eines großen Liebhaber des Fußballsports, welches vor 20 Jahren sein Ende fand. Der Autor versucht dabei, die große Persönlichkeit Ernst Happel darzustellen und dem Leser die Spielphilosophie des Wieners näher zu bringen. Im Anhang des Buches finden dazu zwei intensiven Gespräche und Interviews, die Dermutz 1986 und 1991 mit Happel führen konnte, in voller Länge ihren publizistischen Niederschlag.
Buch-Auszug:
Welche Fähigkeiten sollte ein Fußball-Trainer mitbringen?
Happel: „Die besten Fähigkeiten sind, wenn er von Beginn im Praktischen beschäftigt gewesen ist, dass er von Beginn gewisse Jahre bei Spitzenklubs gespielt hat, das ist die Grundvoraussetzung. Wenn ein Fußball-Trainer nie Fußball gespielt hat, kann er nie ein Trainer werden. Das ist der Grundvorsatz, dass er selbst aktiv war, auf einem bestimmten Niveau gespielt hat, wie Beckenbauer, Cruyff, etc. Aber es ist natürlich nicht gesagt, dass das immer ein guter Trainer sein muss, aber zu 90 Prozent muss er es absolut sein.“
Sie haben ein besonderes Gespür in schwierigen Situationen?
Happel: „Man muss in erster Linie eine gute Mannschaft haben. Man kann aus keinem Esel ein Rennpferd machen. Man muss dann sehr intensiv arbeiten, taktisch versiert sein und auch die richtige Mischung innerhalb der Mannschaft finden. Auch ist eine bestimmte autoritäre Disziplin notwendig.“
Die Spieler wollen autoritär behandelt werden?
Happel: „Was die Spieler wollen, interessiert mich nicht. Man muss in erster Linie Mensch sein. Man kann hart auftreten, ohne Brutalität, aber menschlich. Die Spieler müssen Respekt haben. Ein Spieler kann nur Respekt haben, wenn er überzeugt ist, dass der Trainer ein Fachmann ist und die Materie beherrscht, sonst lachen die Spieler den Trainer aus.“ …
Der Inhalt des Buches führt über Ernst Happels Kindheit im schwierigen Wien der 1930er Jahre, über die Zeit des 2. Weltkrieges – Happel wurde als 17jähriger an die Front nach Russland geschickt – zurück nach Wien und an den Start zu einer großen Karriere. Mit der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft wurde er 1954 in der Schweiz Dritter. Die Begegnung Österreich vs. Schweiz, 7 : 5, zählt bis heute zu der trefferreichsten Partie während einer Fußball-Weltmeisterschaft. Nach dem 1 : 6 gegen Deutschland, Österreich spielte nach dieser Niederlage „nur“ im kleinen Finale gegen Uruguay, gewann 3 : 1 und wurde Dritter, wurde Ernst Happel gemeinsam mit Walter Zeman in Wien nach der Rückkehr dermaßen angefeindet, so dass er beschloss, seiner Heimatstadt den Rücken zu kehren. Und so startete im Jahre 1954 eine große internationale Karriere, die 38 Jahre später in Innsbruck ihr Ende finden sollte.
Das Leben und Wirken von Ernst Happel. Ein genialer Spieler avancierte zu Österreichs größtem Trainer.
Erfolge als Spieler:
Mit RAPID Wien wurde Ernst Happel sechsmal Meister und einmal Cupsieger.
Erfolge als Trainer:
Meister: 1969 mit Feyenoord Rotterdam, 1976, 1977 und 1978 mit FC Brügge, 1982 und 1983 mit dem Hamburger SV, 1989 und 1990 mit dem FC Tirol.
Cupsieger: 1968 mit ADO Den Haag, 1969 mit Feyenoord Rotterdam, 1977 mit FC Brügge, 1981 mit Standard Lüttich, 1987 mit dem Hamburger SV (bis heute der letzte Titel der Hanseaten), 1989 mit dem FC Tirol.
Europacup:
Meister: 1970 mit Feyenoord Rotterdam, 1983 mit dem Hamburger SV, Finalist 1978 mit FC Brügge
UEFA-Cup: Finalist 1976 mit FC Brügge, Finalist 1982 mit dem Hamburger SV
Weltpokal-Sieger: 1970 mit Feyenoord Rotterdam
Teamchef: Vize-Weltmeister mit den Niederlanden 1978 bei der Fußball-WM in Argentinien.
Klaus Dermutz gelang, selbst 20 Jahre nach Ernst Happels Tod, der Brückenschlag von der Vergangenheit in die Gegenwart. Die Lektüre des Buches ist erfrischend aktuell und lässt das Leben und emsige Tun von Ernst Happel im Licht der Jetzt-Zeit erscheinen. Es ist wahrhaftig kaum zu glauben, dass der Aschyl bereits so lange nicht mehr unter den Lebenden weilt …
Siehe dazu bitte auch den Ernst Happel-Nachruf:
Ernst Happel – Genie und Grantler von Klaus Dermutz 336 Seiten, gebunden mit zahlreichen Fotos ISBN 978-3-89533-934-9 EUR 20,50 VERLAG DIE WERKSTATT