Seit Juni 2015 ist der Westfale Thorsten Fink im violetten Trainer-Amt und in diesen 5 Monaten blieb im sportlichen Favoriten wahrlich kein Stein mehr auf dem anderen. Foto: GEPA
Seit Juni 2015 ist der Westfale Thorsten Fink im violetten Trainer-Amt und in diesen 5 Monaten blieb im sportlichen Favoriten wahrlich kein Stein mehr auf dem anderen. Foto: GEPA

FK Austria Wien-Chef-Trainer Thorsten Fink erhielt in den vergangenen Wochen den eindrucksvollen Beleg, dass auf seinen gesamten Kader Verlass ist.

Seine Klasse hat er längst unter Beweis gestellt – nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer. Etwa beim FC Basel, den er mit einem Punkteschnitt von 2,08 in 120 Partien zu je zwei Meisterschaften und UEFA-Champions-League-Teilnahmen führte. Nebenbei bemerkt stellten die Schweizer in Finks Ära mit 90 Treffern in 36 Ligaspielen einen nationalen Torrekord auf. Und dennoch: Dass in Wien-Favoriten binnen kurzer Zeit über eine Vielzahl an Erfolgserlebnissen gejubelt werden darf, hätten vor Saisonbeginn nur wenige für möglich gehalten. Oder wie es ein Blogger in der vergangenen Woche treffend formulierte: „Die Ergebnisse mündeten nun nach 15 Runden in einer Bundesliga-Tabelle, die so schön ist, dass, wenn sie eine Statue wäre, man sie alle 30 Minuten aus dem Schrank nehmen würde, um sie verträumt und verliebt zu streicheln.“ Platz 1 mit 32 Zählern steht aktuell nämlich auf der Habenseite. Dazu ein Einzug in das Cup-Viertelfinale, das ob der Vielzahl an Rochaden durchaus für Aufsehen sorgte. Es wirkt, als ob der gesamte Kader an einem Strang zieht und in der Sekunde, in der er gebraucht wird, auch zur Stelle ist.

Qualität und Charakter
Wurde Fink in der Saisonvorbereitung nicht müde zu betonen, dass seine Arbeit vor allem langfristig fruchten solle, so findet er jetzt eine Fieberkurve vor, die seine Mannschaft seit neun Spielen ohne Niederlage ausweist. Der Grund? „Das ist nicht leicht zu beantworten“, reflektiert der 48-Jährige kurz, „aber es gibt wie so oft im Leben definitiv mehr als nur einen Grund“. Zum einen habe man mit den personellen Entscheidungen im Sommer nicht nur die Qualität, sondern auch den Charakter der Mannschaft zwangsläufig verändert: „Jene, die noch hier sind, sind nach den letzten beiden Saisonen natürlich enorm erfolgshungrig.“ Zum anderen passe auch das Teamgefüge, und das bezieht Fink nicht nur auf das Alter der Spieler: „Es verhält sich wie bei einem Orchester: Die Leute müssen einfach zusammenpassen. Zwölf Bässe bringen uns nichts, wenn wir keine Leute haben, die mit der Geige umgehen können. Es gehören alle dazu.“ Die Qualität, die der gebürtige Dortmunder im Kader vorfindet, stimmt ihn absolut zuversichtlich. Oder, wie Fink es gemäß seiner bereits angewandten Metapher formuliert: „Kein Mensch kann aus einer kleinen Dorfkapelle ein großes Orchester machen …“ Und wenn wir schon beim Streuen von Rosen sind, dann muss auch der Sportdirektor Erwähnung finden. Franz Wohlfahrt, seit fast elf Monaten im Amt, leitete die Trendumkehr gar erst ein – und harmoniert auch mit Fink ideal. „Franz zeigt immer wieder, wie sehr er uns vertraut. Als ich ihn darüber informiert habe, dass wir gegen Altach im Cup neun Änderungen vornehmen wollen, meinte er: ‚Das halte ich für einen guten Schachzug, meine Unterstützung hast du.‘“ Zum anderen passe die Spielphilosophie des Klubs auch zu den Akteuren im Kader.

Weiterentwicklung erkennbar
Die letzten beiden ligafreien Wochen wurden unter anderem genutzt, um das Defensiv- verhalten und das Positionsspiel zu verbessern. „Klar hast du für so etwas mehr Zeit, wenn keine Spiele dazwischen kommen, nach denen du dich richten musst.“ Dass mit Vanche Shikov (war Kapitän und Torschütze Mazedoniens bei einem 4 : 1-Testspielsieg gegen Montenegro) und unseren U21-Teamspielern einige Akteure fehlten (Friesenbichler traf gegen Finnland), sei zwar nicht optimal gewesen, aber dennoch ein Umstand, mit dem man ganz einfach zurechtkommen müsse: „Außerdem hat die Mannschaft in den letzten Wochen gezeigt, dass sie sich im Vergleich zum Saisonbeginn schon stark weiterentwickelt hat.“ Augenscheinlich, in dem man auch Rückschläge immer wieder wegzustecken wusste, Spiele gedreht habe: „Zum anderen, indem wir auf dem Platz zwar immer unser Spiel spielen wollten, aber auch facettenreich aufgetreten sind. War Pressing gefragt, haben wir gut gepresst. Und waren Konter gefragt, dann sind wir auch diese schon ganz gut gefahren.“ Wer nun jedoch Gefahr läuft, nach den jüngsten Erfolgsläufen den Boden unter den Füßen zu verlieren, wird rasch mit der Fink’schen Gravitationskraft konfrontiert. Weder jetzt noch in schlechteren Phasen wolle man Demut und Glauben verlieren: „Die Saison geht noch so lange. Wir stehen gut da, aber nicht souverän. Wir haben 15 Spiele gespielt, aber auch noch einige direkte Duelle gegen Salzburg und Rapid.“ Faktum ist, „dass wir nicht mehr so leicht zu schlagen sind. Das hat man speziell im zweiten Spiel gegen Rapid gesehen.“

Dem einstigen Champions-League-Sieger hat auch der „Stolz, Austrianer zu sein“ nicht die sachliche Wahrnehmung geraubt: „Dass die Salzburger sehr viel individuelle Qualität haben, haben sie beim Remis in Wien einmal mehr gezeigt. Und ich rechne auch damit, dass Rapid nach der Europa League wieder mehr Punkte macht. Aber unser Fokus richtet sich ohnehin nur auf uns.“ Mit Blick in Richtung Winter und auf das im Jänner öffnende Transferfenster gibt sich Fink zurückhaltend: „Wir wollen eigentlich nicht viel verändern. Unser Vertrauen in die Mannschaft ist groß.“ Darüber hinaus werde man versuchen, Leistungsträger beim Klub zu halten. Ein solcher ist etwa Alex Gorgon, auch heuer wieder eine Stütze im Team. Unser Top-Torjäger entschied sich vor Saisonbeginn für einen vorläufigen Verbleib bei seinem Her- zensklub. Dass mit 27 Jahren die womöglich letzte Chance auf den Sprung in eine der Top-4-Ligen Europas winkt, ist derzeit im Hinterkopf vieler Austrianer verankert. Fink sagt aber auch klar: „Wir werden um ihn kämpfen. Gogo hat das totale Vertrauen des Trainerteams, wir haben ihn nicht umsonst zum zweiten Kapitän gemacht. Das Wichtigste ist, dass es ihm Spaß hier macht und er sich wohl fühlt. Dass einen Spieler seiner Qualität und seines Charakters aber immer auch die höchste Herausforderung interessiert, ist klar. Aber wir werden alles tun.“ (Quelle: AUSTRIA live, Ausgabe 08 / 2015/16)

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