Franz Wohlfahrt, Sportdirektor beim FK Austria Wien, im AUSTRIA live–Gespräch über die Transferzeit, den Kader und die neue Saison:
A.l.: Wie fällt Ihr bisheriges Resümee zur Transferzeit aus?
F.W.: Wir sind mit dem Ablauf der Übertrittsphase sehr zufrieden. Ob wir alles richtig gemacht haben, werden wir erst später sehen, aber wir sind optimistisch. Mit Heiko Westermann haben wir einen sehr routinierten Innenverteidiger geholt, das war ganz wichtig. In der Offensive haben wir die zweite Chance auf Christoph Monschein genützt – wir wollten ihn schon vor eineinhalb Jahren holen. Er hatte auch diesmal mehrere Angebote, wollte aber unbedingt zu uns. Er war genauso ein Wunschspieler von allen im Klub wie Kevin Friesenbichler, den wir zu Top-Konditionen verpflichten konnten. Bei David de Paula wissen wir, was wir an ihm haben. Er ist uns sehr entgegengekommen, das beweist seinen Charakter, denn er hat auf einiges verzichtet.
A.l.: Erneut wurden Spieler aus dem eigenen Nachwuchs hochgezogen. In einigen Testspielen waren bis zu elf Spieler von der eigenen Austria-Akademie am Platz.
F.W.: Das ist ein wichtiger Teil unserer Philosophie, die Jungs vom Nachwuchs in die Akademie, über die Amateure und bis zum Profibereich zu begleiten. Wichtig zu wissen ist aber, dass es die richtige Mischung aus Erfahrung und Jugend ausmacht. Wir wollen den talentierten und fleißigen Spielern die Chance geben, bei der Austria Fuß zu fassen.
A.l.: Welchen Stellenwert hat die Kontinuität im Profikader?
F.W.: Kontinuität steht für mich an erster Stelle. Nur durch kontinuierliche Arbeit und langfristiges Denken kann sich der Erfolg einstellen – davon bin ich überzeugt. Wir gehen in die dritte Saison mit demselben Trainer, darauf bin ich sehr stolz.
A.l: Was sind Ihre Erwartungen für die UEFA-Europa-League-Qualifikation?
F.W.: Das Pokalspiel gegen Ebreichsdorf und die ersten Runden gegen Altach und Sturm Graz sollten uns hier eine Warnung sein. Egal, ob wir als Favorit oder Außenseiter in ein Spiel gehen, wir müssen immer hundert Prozent abrufen.
A.l.: Was ist ein realistisches Ziel für die Bundesligasaison 2017/18?
F.W.: Für mich persönlich sind kurzfristige Ziele wichtiger, nämlich jedes einzelne Spiel. Wir müssen uns auf das Jetzt konzentrieren, um unsere langfristigen Ziele zu erreichen. Saisonziele kann man dann gegebenenfalls auch noch adaptieren.
Sportdirektor Franz Wohlfahrt über …
… die Verteidigung:
Wir haben mit Heiko Westermann bewusst einen erfahrenen Spieler dazugeholt, um die Jungen – Abdul Mohammed Kadiri, Alexander Borkovic und Stefan Jonovic – auf dieser Position zu führen. Gemeinsam mit Petar Filipovic haben wir zwei Erfahrene in der Innenverteidigung. In der Außenverteidigung sind wir ja unverändert.
… das zentrale Mittelfeld:
Tarkan Serbest–Raphael Holzhauser–Alexander Grünwald ist eine wichtige Achse für uns. Auch hier macht es der richtige Mix aus, denn wir haben mit Dominik Prokop für die Offensive und David Cancola für die Defensive zwei sehr junge Spieler, denen wir aber sicher die nötige Zeit geben werden.
… den Sturm und die offensiven Außenbahnspieler:
Lucas Venuto bekommt von uns so viel Zeit, wie er braucht, um wieder komplett gesund und fit zu sein. Ismael Tajouri-Shradi hat uns schon gezeigt, dass er mit wenig Spielzeit sehr effektiv sein kann, für ihn ist es eine Chance. Große Freude habe ich auch mit der Leistungskurve von Felipe Pires, der sich sehr gesteigert hat. Vorne haben wir mit Larry Kayode, Christoph Monschein und Kevin Friesenbichler drei Top-Stürmer, wobei Kayode und Monschein auch über die Seite bzw. aus der Halbposition kommen können, also variabel einsetzbar sind.
… die Nummer 1:
Ich sehe Osman Hadzikic mit seinen 21 Jahren nicht mehr als Entwicklungstorhüter, sondern aufgrund der Verletzung von Robert Almer als unsere klare Nummer eins. Er macht seine Sache verdammt gut und hat bereits jetzt 46 Bundesligapartien absolviert. In diesem Alter hatte ich gerade einmal 3.
Quelle: AUSTRIA live / Ausgabe 01 / 2017/18