Vor über 40 Jahren kehrte der FK Austria Wien endgültig nach Favoriten zurück. Im Bild die Süd-Tribüne im Jahre 1982. Foto: privat / oepb

Der noble Fussballklub Austria / kurz FAK als typisch geltender „City-Club“ aus dem „Ring-Cafe“ am Stubenring 18 und später dem „Dom-Cafe“ in der Singerstraße 10 zu Wien I. / Innere Stadt und der am 27. September 1874 von der niederösterreichischen Statthalterei genehmigte und später einwohnermäßig größte Arbeiterbezirk am Rande von Wien gelegen namens Favoriten – eine Liaison, die sich nicht unbedingt zwingend anzog und suchte, aber schließlich doch fand vor 50 Jahren.

Am 12. Mai 1982 sicherte sich der FK Austria Wien seinen 18. Triumph im ÖFB-Cup. Foto: © oepb

Alle Wege führen nach Favoriten

Dem jahrzehntelangen Gesicht des FK Austria Wien, nämlich seinem emsigen Sekretär Norbert Lopper, war es im Sommer 1973 gelungen, die Austria nach Favoriten zu manövrieren. Der geschickte Doppelpass mit dem Wiener Fußball Verband / kurz WFV und dessen gewichtigen Verbands-Präsidenten Franz Horr gelang und die Austria, die im Sommer 1973 fußballtechnisch „heimatlos“ war – die Zusammenarbeit mit dem Wiener Sport-Club auf dessen Areal Sportclub-Platz in Hernals wurde nicht mehr verlängert – siedelte sich am einstigen „Ceské Srdce“ – das „Tschechische Herz“-Platz – dem späteren WFV-Verbandsplatz zu Wien-Favoriten an. In der Saison 1973/74 sowie auch noch 1974/75 funktionierte das sehr gut. Der reisefreudige Austria-Anhang – in der heute über 112-jährigen Geschichte des FAK gab es in Wien kaum einen Platz, auf dem nicht mindestens einmal ein violettes Heimspiel ausgetragen wurde – und die Favoritner Bevölkerung freundeten sich rasch an und die ersten Heimspiele der Wiener Austria am WFV-Verbandsplatz brachten jeweils weit über 10.000 Besucher mit sich. Eine traumhafte Kulisse, die noch in der Saison zuvor 1972/73 am Sportclub-Platz nicht erreicht wurde. Doch ab dem Sommer 1975 wurden die Unmutsäußerungen immer lauter, dass der einstige Verbandsplatz, der mit dem Ableben von Franz Horr am 6. Jänner 1974 in Franz Horr-Stadion umbenannt wurde, ligauntauglich sei. Es gäbe keine Stufenbereiche hinter den beiden Toren, man würde auf der Wiese stehend vom Spielgeschehen auf dem Rasen viel zu wenig sehen und in Anbetracht dessen, dass im Westen Wiens das Weststadion als Heimstätte des SK Rapid Wien errichtet wird, die Hohe Warte mit einer neuen gedeckten Haupttribüne für den First Vienna FC ausgestattet und auch am Sportclub-Platz Adaptierungen vorgenommen wurden, es nun an der Zeit wäre, endlich auch der Austria ein ordentliches Heimspielstadion zur Verfügung zu stellen.

Blick im Frühling 1982 von der West-Tribüne in Richtung Osten. Foto: privat / oepb

Austria erfolgreich, Sportanlage kärglich

Je erfolgreicher der FAK in jenen Jahren auch wurde – Cuspieger 1974, 1977 und 1980, sowie Österreichischer Fußballmeister 1976, 1978, 1979, 1980 und 1981 – desto schäbiger wurde das Horr-Stadion. Die Austria trat in den Spielzeiten 1975/76 (zweimal), 1976/77 (dreimal) und 1977/78 noch neunmal im Horr-Stadion an, dann sollte dort für lange Zeit der Schlusspfiff ertönen. Nun, dem „gelernten Austrianer“ war dies einerlei, er tingelte weiterhin getreu zu seinen Veilchen, wohin im Großraum Wien auch immer. In jenen Jahren 1975/76 erneut auf den Sportclub-Platz, 1977/78 ins neue Weststadion und dazwischen immer wieder in das Praterstadion. 1981/82 trug die Austria ihre Heimspiele bis auf eine Ausnahme sogar in Döbling im Zuge von Doppelveranstaltungen mit dem Zweitdivisionär Vienna aus.

Die Bauarbeiten im März 1982 schritten zügig voran, die Platz-Premiere der Austria nach dem Umbau im Horr-Stadion konnte am 12. Mai 1982 pünktlich erfolgen. Blick von der Süd-Tribüne in Richtung West- und Nord-Tribüne. Foto: privat / oepb

Es führen alle Wege nach St. Pauli zurück

Frei nach dem legendären Gassenhauer „Der Junge von St. Pauli“ von Freddy Quinn lässt sich das auch auf die Austria und den X. Wiener Hieb umsetzen. Alle Wege führen nicht nur nach Rom, sondern eben auch an den Verteilerkreis zurück. Nach jahrelangen Überlegungen, Vorsprachen, Bittgesuchen und Unterschriftslisten von Seiten der violetten Anhänger, der Austria doch endlich ein bundesligataugliches Heimspielstadion in Wien zu bieten, ging plötzlich alles relativ rasch. Nach einer vierjährigen Abstinenz – am 13. Oktober 1978 verabschiedete sich die Austria mit einem 4 : 1-Erfolg über den GAK vor 7.200 Zuschauern für unbestimmte Zeit aus Wien-Favoriten – kehrten die Wiener Violetten vor nunmehr 41 Jahren, am 12. Mai 1982, und damit endgültig in „ihr Favoriten“ zurück. Das Match für diese Rückkehr hätte nicht besser terminisiert werden können, es war dies das Cupfinale 1982.

Der Südafrikaner Thomas „Junior“ N´Gobe (weißer Dress) im Gleichschritt verfolgt von Wesley Schenk am Weg zum 1 : 1. Aus FK Austria Wien gg. FC Wacker Innsbruck (3 : 1) vom 12. Mai 1982. Foto: privat / oepb

In der Meisterschaft pfui …

Der Österreichische Fußball-Cup galt lange Zeit als der Lieblingsbewerb der Austria, wenngleich der aktuell letzte Cup-Triumph aus dem Jahre 2009 auch wieder bereits schier ewig her ist. Die Vorarbeiten 1982 waren beendet, eine für damalige Verhältnisse moderne und perfekte Haupttribüne, die Tribüne Nord war errichtet worden, hinter den beiden Toren auf den Seiten West und Ost wurde der Wall aufgeschüttet und die alte Haupttribüne im Süden mit den Kabinentrakten der Akteure war auf Vordermann gebracht worden. Auch die Flutlichtanlage war fernsehtauglich und gemäß ORF-Technikern im Jahre 1982 die beste in Österreich. Das gesamte Areal war für vorerst 10.000 Zuschauer kommissioniert. Die wären am 12. Mai 1982 bestimmt auch erschienen, wäre da nicht die sportliche Talfahrt der Austria passiert. Fürchterliche Pleiten in der heimischen Meisterschaft verwandelten den 3-Punkte-Vorsprung (2-Punkte Regel für den Sieg) auf Rapid in einen 3-Punkte-Rückstand auf Grün-Weiß, die Felle zur neuerlichen Titelverteidigung 1981/82 schwammen langsam aber sicher davon.

Der sicherste Elfmeterschütze der Saison 1981/82, Arnold Koreimann (links), im Zweikampf gegen Austria´s-Sturmspitze Gerhard Steinkogler. Aus FK Austria Wien gg. FC Wacker Innsbruck (3 : 1) vom 12. Mai 1982. Foto: privat / oepb

… im Cup dafür hui

Es war ein herrlich lauer Frühsommer-Abend, dieser Mittwoch, der 12. Mai 1982 zu Wien-Favoriten und es war alles angerichtet: Das Cupfinal-Hinspiel – damals wurde der ÖFB-Cup im Finale mit Hin- und Rückspiel ausgetragen – gegen den Gegner aus Tirol, den Bundesliga-Aufsteiger 1981 FC Wacker Innsbruck am 20. April 1982 bereits mit 1 : 0 gewonnen (Torschütze in der 90. Minute war Franz Zach), das Stadion, das nun endlich das neue violette Wohnzimmer werden sollte, frisch adaptiert und ein Match vor Augen, in dem es um Sein oder Nichtsein ging. 6.000 Besucher ließen ihren FAK trotz der letzten miserablen Leistungen in der Meisterschaft – beispielsweise ein 0 : 5 gegen den Tabellenletzten Wiener-Sport-Club – nicht im Stich und standen stimmungsmäßig permanent hinter den ganz in weiß agierenden Wiener Violetten. Das 0 : 1 durch Ewald Gröss in der 39. Minute und der im Feld besser agierenden Innsbrucker Mannschaft tat der Begeisterung keinen Abbruch, man hätte ja schließlich noch eine Halbzeit Zeit, die Patt-Stellung von 1 : 1 mit dem Hinspiel gerechnet auszubauen. Und in der zweiten Hälfte bekam das Favoritner- und das geneigte Austria-Publikum eine Mannschaft präsentiert, die wieder einmal den Beweis erbrachte, warum man als „Gschropp“ ein Austrianer geworden ist. Wunderbare Kombinationen mit herrlichen Spielzügen folgten am laufenden Band. Das Austria-Werkel, es lief wie am Schnürchen. Dem 1 : 1 in der 52. Minute durch Thomas N´Gobe folgte das 2 : 1 durch den dynamischen Ernst Baumeister in Minute 69 und nur zwei Minuten später dann das erlösende 3 : 1 durch Petko Petkov. Nach gut 70 Minuten war alles klar. Torhüter Fuad Djulic verhinderte mit herrlichen Paraden ein Debakel seiner Innsbrucker, denn Gerhard Steinkogler, Josef Sara und N´Gobe vergaben noch weitere gute Möglichkeiten und so stand nach 90 Minuten der hochverdiente Cupsieger 1981/82 mit dem FK Austria Memphis – so der offizielle Vereinsname damals – fest. Die Austria, sie war einmal mehr wieder da, als es um etwas ging. Der 18. Cup-Triumph in der Geschichte wurde eingefahren und die Serie, jährlich einen Titel zu gewinnen – gerechnet seit 1976 – sie ging munter weiter.

Es ist vollbracht, der FK Austria Wien kürt sich im neuen Franz Horr-Stadion zum 18. Mal mit der ÖFB-Cup-Trophäe. FAK-Kapitän Erich Obermayer mit dem „Häferl“. Rechts oben im Bild FC Wacker Innsbruck-Präsident Oberst Rudolf Sams, rechts davor gebeugt beim Siegerehrung-Händeschütteln WFV-Präsident Dipl.-Volkswirt Othmar Luczensky. Foto: privat / oepb

Vom Franz Horr-Stadion zur Generali Arena NEU

Die Wiener Austria, sie war vor 41 Jahren in Favoriten endgültig angekommen, wie das heutzutage so schön heißt. Das, was 1973 nur mühsam begann, setzte sich bis 1978 schleppend fort, um nach einer vierjährigen Unterbrechung ab dem 12. Mai 1982 zum bis heute gewinnbringenden Abschluss zu gelangen. Die hochoffizielle Franz Horr-Stadion-Einweihung erfolgte mit dem Auftakt zur Saison 1982/83 am Samstag, 22. August 1982. Gegner war abermals der FC Wacker Innsbruck und die Austria deklassierte die Tiroler nach einem 0 : 1-Rückstand vor 8.000 entfesselten Besuchern mit 6 : 1. Heute ist der FAK mit dem 10. Wiener Gemeindebezirk namens Favoriten eng verwurzelt und vom Verteilerkreis einfach auch nicht mehr wegzudenken. HOCH AUSTRIA !!!

Balsam für die violette Seele war für den treuen Austria-Anhang der ersehnte Cup-Triumph. Die Fans bezogen damals auf der Ost-Rampe Stellung, übersiedelten jedoch fünf Jahre später 1987 auf die neu erbaute West-Tribüne, um 2008 abermals auf die nun doppelstöckige Ost-Tribüne zurückzukehren. Aus FK Austria Wien gg. FC Wacker Innsbruck (3 : 1) vom 12. Mai 1982. Foto: privat / oepb

Quelle: Redaktion www.oepb.at

www.fk-austria.at

Und noch mehr über die Österreichische Fußball-Bundesliga lesen Sie bei uns bitte hier;

www.bundesliga.at

Die Generali Arena NEU im März 2022, vormals Franz Horr-Stadion, WFV-Verbandsplatz und einstmals auch das „Tschechische Herz von Wien-Favoriten“. Foto: © Christian Pernica

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