Der Jubilar ließ sich zum 80. Geburtstag nicht lange bitten. Mit 5 : 1 demolierte der FK Austria Wien am 7. August 1991 die stolzen Engländer von Manchester United. Foto: © oepb

Dinge gibt es, die gibt es nicht – so denkt man heute! Vor über 30 Jahren, am 7. August 1991, feierte der FK Austria Wien in Linz (!!!) sein 80-jähriges Bestehen und zum Jubiläum stieg ein Freundschaftsspiel gegen Manchester United im Linzer Stadion auf der Gugl.

Austria ist groß, aber die United ist unschlagbar

Die Wiener Austria war schon immer eine große Mannschaft und Herbert Prohaska ist ein berühmter Mann. Aber die Österreicher sind zurückgegangen und die Engländer sind zu stark.“, so ein Zitat von Pascal Papadopolus, des seinerzeitigen Managers von Athinaikos Athen. Die Griechen trafen im damals noch existierenden Europapokal der Pokalsieger im Herbst 1991 in der ersten Runde auf den regierenden Europapokalsieger Manchester United und Papadopolus weilte als Spion im Linzer Stadion vor Ort.

Matchkarte Manchester United vs. FK Austria Wien (1 : 5) vom 7. August 1991 im Linzer Stadion. Sammlung: oepb

Karl Gerbel macht´s möglich

Karl Gerbel, der damalige Chef der LIVA / Linzer Veranstaltungs Gesellschaft war ein viel beschäftigter Manager. Unter seiner Regie trat Michael Jackson am 6. September 1988 im Linzer Stadion vor über 40.000 Zuschauern auf. Im Juni 1989 folgten Pink Floyd vor abermals ausverkaufter Gugl. Und auch in Sachen Fußballsport bewies Gerbel eine geschickte Hand. Es gelang ihm im Dezember 1987, als der „Eiserne Vorhang“ noch dicht war, Dynamo Kiew mit seinem Superstar Oleg Blochin nach Linz zu einem dreitägigen Hallenturnier zu lotsen. Dass sich daraus dann die Geschichte entwickelte und Blochin in Oberösterreich beim SK Vorwärts Steyr anheuerte, dieser Grundstein wurde im Winter 1987/88 in Linz gelegt. Zwei Jahre später gelang es Karl Gerbel Real Madrid nach Linz zu holen. Die freundschaftliche Begegnung stieg als Hauptspiel gegen den FC Tirol am 24. August 1989 vor über 25.000 Zuschauern. Real begeisterte das Publikum und siegte gegen die Innsbrucker mit 3 : 0. Im Vorspiel trennten sich in einem Linzer Stadt-Derby der 2. Division zuzuzählen der SK VÖEST Linz vom LASK mit einem 2 : 2. Bereits hier waren 20.000 Besucher mit dabei. Und ein Jahr später, am 25. Juli 1990, gab es abermals einen fußballerischen Leckerbissen für die Stahlstadt Linz. Der FK Austria Wien demolierte Ernst Happels FC Tirol anhand des Supercups mit 5 : 1. Auch da fand als Vorspiel das Linzer Derby, beide Vereine immer noch der 2. Liga angehörend, statt, der SK VÖEST schlug in einem mitreißenden Match den LASK mit 3 : 1. Über 12.000 Zuschauer waren von den dargebotenen 180 Fußballminuten hellauf begeistert.

Mit dem Ableben von LIVA Vorstandsdirektor Karl Gerbel (rechts) im Jahre 1997 war es auch mit den Linzer Konzert- und Fußball-Großveranstaltungen vorbei. Links im Bild: UEFA-Manager Robert Tichy. Foto: © oepb

Linz wird zum Fußball-Nabel Österreichs

„Zuerst der Bundesliga-Aufstieg des SK VÖEST, nun Manchester gegen die Austria – Linz ist im Fußball wieder erstklassig!“ so Herbert „Schneckerl“ Prohaska, seines Zeichens Trainer des FK Austria Wien im Juli 1991 im Rahmen der Pressekonferenz anlässlich des bevorstehenden Fußball-Festes im Linzer Stadion. Karl Gerbel war es gelungen, Manchester United an die Donau zu lotsen. Darüber hinaus beging die Wiener Austria (15. März 1911) in jenem Jahr ihren 80. Geburtstag. Pikanterie am Rande war, dass der FAK diesen Test umso ernster nahm, da im Europacup in der 1. Runde im Herbst 1991 mit Arsenal London ein schwerer Brocken auf den Österreichischen Fußballmeister wartete. Und United gewann 1990/91 den Europapokal der Pokalsieger. Linz freute sich in jedem Fall auf dieses Spiel.

Mittwoch, 7. August 1991, Linzer Stadion auf der Gugl, 19 Uhr

Da liefen sie also auf, die Roten Teufel von Manchester United um ihren Superstar Mark Hughes am Linzer Stadionrasen. Und auch aus Wien waren zahlreiche Fans und Schlachtenbummler angereist. So entwickelte sich optisch auch ein schönes Bild, da die Veilchen-Anhänger am Stehplatz im Sektor 10 hinter dem Tor versammelt waren, die United-Fans im Sektor 12. Man stand quasi Schulter an Schulter, ohne nennenswerte Probleme, sieht man einmal von der stimmgewaltigen Unterstützung für die jeweils eigenen Farben ab.

Die Manchester United-Fans bezogen im 12er Sektor des Linzer Stadions in der Stehplatz-Kurve ihre Stellung. Foto: © oepb

Die Gugl erlebte eine violette Gala

Auch, wenn es sich nur um ein freundschaftliches Testspiel handelte, so sah man von Anbeginn an, dass der FAK dieses Match sehr ernst nahm. Allen voran der damals noch mit leicht rötlichen Haaren agierende Andreas Ogris spielte seine spritzige Schnelligkeit immer wieder perfekt aus. Seine Turbo-Sprints waren sehenswert und der quirlige Wiener bereitete der United-Abwehr immer wieder große Sorgen. Es war schier unglaublich, dass dem „Ogerl“ an jenem Abend kein Tor gelang. Diese besorgten jedoch sehr eindrucksvoll seine Mitspieler: 1 : 0 Valdas Ivanauskas (16. Minute), 2 : 0 Arminas Narbekovas (28. Minute), 3 : 0 Manfred Kern (39. Minute), 3 : 1 Brian McClair (44. Minute), 4 : 1 Manfred Schmid (89. Minute), sowie das 5 : 1 durch Christian Prosenik in der Schlussminute.

Nicht mehr Zuschauer

Leider war es uns nicht gelungen, auch heuer ein interessantes Vorspiel auf die Beine zu stellen. Das Fehlen eines Lokalmatadors, beispielsweise der bärenstarke Bundesliga-Aufsteiger SK VÖEST, kostete uns zahlreiche Besucher. Dennoch kann ich mit den erreichten 12.000 Zuschauern zufrieden sein.“, zog LIVA-Organisator Karl Gerbel nach dem Spiel Bilanz.

Unmittelbar daneben im Sektor 10 die „Wiener Violetten”. Auch damals schon mittendrin dabei, Wudle und seine Atzgersdorfer. Foto: © oepb

Manchester United ist nicht der SK VÖEST

… rief ein im Lager der Linzer Werkssportler stehender Anhänger nach dem Match Austria-Coach Herbert Prohaska zu. Dieser lächelte und nickte anerkennend. Der SK VÖEST Linz hatte 14 Tage zuvor als Aufsteiger den regierenden Meister aus Wien mit 2 : 1 bezwungen.

5 : 1 ist schön, aber nicht gut

Genau genommen bin ich gar nicht so froh, dass wir dieses Match so hoch gewonnen haben. Ich wollte nur, dass meine Burschen vor dem schweren Gang nach London zu Arsenal den Respekt vor englischen Mannschaften ablegen. Das ist zwar gelungen, aber es wird jetzt unsere Aufgabe sein, dass wir das Team am Boden der Tatsachen behalten.“, so Herbert Prohaska nach dem Spiel.

Arsenal zerlegt die Austria

Der Schneckerl sollte insofern Recht behalten, da seine Wiener Violetten in London gehörig unter die Räder kamen. „Die Kanoniere“ von Arsenal machten ihrem Namen alle Ehre und ließen Österreichs Vertreter in der 1. Runde im Europapokal der Landesmeister beim Hinspiel nicht den Funken einer Chance.  1 : 6, so lautete die Schlappe aus Wiener Sicht. Dass das Rückspiel im Wiener Stadion noch mit 1 : 0 gewonnen werden konnte, diente lediglich einer kleinen Revanche.

Der Schatten des Krieges

Da in Jugoslawien im August 1991 der Bürgerkrieg einsetzte, kam Linz makabrer Weise nochmals in die Gunst eines Gastspieles einer Mannschaft von der britischen Insel. Am 17. September 1991 bat Hajduk Split Tottenham Hotspur zum Europapokal-Hinspiel auf der Gugl. Diesmal waren 7.000 Zuschauer anwesend, das Spiel stand jedoch die meiste Zeit unter dem Motto „STOP THE WAR IN CROATIA“. Dass Hajduk mit 1 : 0 gewann, fiel an jenem Abend kaum ins Gewicht. Und auch die Zuschauer gingen sich nicht weiter auf die Nerven, die anwesenden Engländer, sowie die Kroaten, verhielten sich mustergültig.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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