Frank Goosen in seiner Heimatstadt Bochum. Foto: Ira Schwint
Frank Goosen in seiner Heimatstadt Bochum. Foto: Ira Schwint

Sie kennen das: Die eigenen Kinder sind zwar manchmal anstrengend, aber recht wohlgeraten, intelligent, mit wachen Augen, höflich und natürlich dem richtigen Verein anhängend (da man androht, sie können ihre Ausbildung selber bezahlen, wenn sie da nicht der reinen Lehre folgen). Die Kinder anderer Leute sind aber oft debile, glotzäugige, kackfreche Zwerge, die den Bayern hinterherrennen, um nicht auch mal fast ein Jahr auf einen Auswärtssieg warten zu müssen. Nebeneffekt: Du verlierst den Respekt vor den Eltern, die so was großziehen.

Neulich war ich mal wieder bei einem derart fragwürdig agierenden Familienverband zum Kaffee eingeladen. Es war Samstagnachmittag und der 10jährige Thronfolger der Rotte stocherte mit der rechten Hand mittels Gabel in einem Stück Zwetschkenkuchen herum, während der Daumen der linken über das Display seines Mobiltelefons raste. „Hattest Du heute ein Spiel?“, versuchte ich eine Small-Talk-Brücke zu schlagen, da ich wusste, dass der Bengel in der F-Jugend eines kleinen Stadtteil-Vereins der luftgefüllten Polyurethan-Kugel hinterherjagte. Statt einer echten antwort bekam ich nur ein Grunzen, das mir aber einen zustimmenden Unterton zu haben schien, weswegen ich nachsetzte: „Wie ist es gelaufen?“ – „Verloren.“ – „Das tut mir leid.“„Elfer versemmelt. Ich.“ Herrgott, dachte ich, sogar Yoda bekommt ganz Sätze hin, wenn auch in komischer Wortstellung. Elfer versemmelt ich habe, hätte es bei dem geheißen.

„Der Leon ist gerade in einem Formtief“, sekundierte sein Vater. Und das brachte den Jungen dann doch mal dazu, von seinem Handy aufzublicken. „Der Trainer“, sagte er. „Ich muss das Vertrauen des Trainers spüren. Und der wollte, dass der Lukas den Elfer schießt.“„Da hat er ja wohl auch recht gehabt“, stellte ich als ehemaliger Jugend-Übungsleiter fest. Das Nächste, was wir von Leon hörten, war die Tür seines Zimmers die überaus geräuschvoll ins Schloss fiel. Auf dem Tisch blieb ein massakriertes Stück Zwetschkenkuchen zurück. Und ein Vater, der meinte, sein Leon sei da etwas sensibel. „Um den musst Du Dir keine Sorgen machen“, sagte ich, „der wird ganz sicher mal Profi.“

Um ihn auf diesem Weg zu unterstützen, werde ich ihm zum nächsten Geburtstag ein Buch über Kreativität in Steuerangelegenheiten schenken.

Über Frank Goosen

Der weit über die Grenzen des deutschen Ruhrgebiets hinausreichend bekannte und beliebte Autor, Kabarettist und Feuilletonist Frank Goosen ist langjähriger, bekennender und leidgeprüfter – ob der schier übermächtigen Konkurrenz aus Dortmund und Schalke – Anhänger des VfL Bochum von 1848. Als solcher steht er nach wie vor treu ergeben zu den einstmals „Unabsteigbaren“, schließlich zählten die Blau-Weißen aus der Herbert Grönemeyer-Stadt Bochum von 1971 bis 1993 ununterbrochen zur höchsten deutschen Spielklasse. Nach Jahren des Paternoster-Daseins – „Wir steigen auf, wir steigen ab – und zwischendurch Europacup“ – in Anlehnung an die Aufstiege, die bis in den UEFA-Cup führten, um sich im Jahr darauf erneut in der 2. Spielklasse wieder zu finden, müsste es nun „Die Unaufsteigbaren“ heißen, denn seit knapp 10 Jahren kennt man an der Castroper Straße die 1. Deutsche Bundesliga nur mehr vom Hörensagen. Aber genau genommen machen gerade solche Vereine mit ihrem treuen Gefolge die Fußballwelt bunt und interessant, denn zu permanent siegreichen Teams zu stehen, das kann doch schließlich jeder.

https://frankgoosen.de

Lesen Sie mehr über Frank Goosen bei uns bitte hier;

www.vfl-bochum.de

www.bundesliga.de

 

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