Wir unterscheiden ja beim Fußball zwischen Insidern und Outsidern. Outsider erkennt man zum Beispiel daran, dass sie nicht glauben wollen, dass das Tragen eines bestimmten Kleidungsstückes den Ausgang eines Spieles beeinflussen kann. Es kommt dann gerne mal zu Dialogen wie etwa diesem: „Du willst doch nicht etwa diesen ranzigen, stinkenden Pullover anziehen?!“ – „Das ist mein Glückspullover! Den habe ich vor neun Jahren getragen, als wir gegen den Tabellenfrüher mit 4 : 0 gewonnen haben! Der ist matchworn!“ – „Und seitdem hast Du den nicht gewaschen?“ – „Natürlich nicht, sonst wäre ja das Glück nicht mehr drin!“ – „Heißt das, Ihr habt seit neun Jahren kein Spiel mehr verloren?“ – „Du verstehst das nicht!“
Apropos unangenehmer Geruch: Nach einer Lesung in Kiel kam mal ein Vater mit seinen beiden etwa 16-jährigen Töchtern zu mir an den Signiertisch. Der Vater trug ein T-Shirt mit dem Totenkopf des FC St. Pauli/Hamburg, die eine Tochter ein Trikot von Borussia Dortmund, die andere eines vom FC Schalke 04. „Was ist bei Euch denn schiefgelaufen!“, entfuhr es mir. „Ihr braucht wohl mal eine Familienaufstellung!“ Der Vater meinte, sie hätten schon jede Therapie hinter sich, das bringe doch alles nichts. Jetzt aber wünschten sich die Töchter ein Foto von mir. Okay, ich stelle mich zwischen die beiden und mahnte noch, ich hätte auf der Bühne ein wenig transpiriert, könnte also etwas müffeln. Darauf die Schwester in Schwarz-Gelb: „Ach meine Schwester ist Schalke, die stinkt sowieso!“ Klar Insider-Spaß.
Ein anderes Mal saß ich aus beruflichen Gründen in einem Kaffeehaus in Münster und zwar just an einem Abend, da mein Verein, der VfL Bochum, bei Union Berlin an der Alten Försterei anzutreten hatte. Freundlicherweise hatte man mir WLAN-Zugang gewährt, sodass ich das Spiel auf meinem Laptop ansehen konnte. Irgendwann kam ein Mann von einem anderen Tisch herüber und fragte: „Was gucken Sie denn da?“ – „VfL Bochum!“ – „Ah, Bundesliga!“ Ich sah mir den Herrn an und erkannte keine Spur von Häme oder Ironie in seinen Zügen. Also klärte ich ihn auf: „Nee, is Champions League!“ – „Toll!“ Ein Outsider ohne jede Ahnung. Manchmal sind sie so putzig.
Einen ganz frischen Insider-Witz bekam ich erst kürzlich beim Spiel meines VfL gegen die SpVgg Greuther Fürth (1 : 1) geliefert. Etwa in der 60. Spielminute dieses überaus ereignisarmen Spiels beugte sich Stefan, lupenreiner Insider, zu mir rüber und sagte: „Woran erkenne ich, dass meine Frau mit im Stadion ist?“ – „Keine Ahnung!“ – „Ich habe in der Halbzeit noch gelb gepinkelt.“
Es gibt Leute, denen muss man diesen Spruch erklären. Ich gehöre nicht dazu. Und mein Glückspullover juckt wie der Teufel.
Tief im Westen – und das nicht erst seit Herbert Grönemeyer 1984 – schlägt das Fußballer-Herz von Frank Goosen Blau und Weiß. Das Blau-Weiß steht weder für den MSV Duisburg, noch für den bereits erwähnten FC Schalke 04, sondern einzig und allein für die Jungs von der Castroper Straße, den VfL Bochum von 1848, die immer noch in der 2. Deutschen Bundesliga herumdümpeln. Die einstmals „Unabsteigbaren“ avancierten in der Zwischenzeit zu den „Unaufsteigbaren“. Goosen ist nicht nur ein weit über das Ruhrgebiet hinaus bekannter Autor und Kabarettist, sondern darüber hinaus ist er auch Mitglied im Aufsichtsrat des VfL Bochum.