Frank Goosen´s Gedanken zum Fußballsport in Corona-Zeiten. Foto: © pixabay
Frank Goosen´s Gedanken zum Fußballsport in Corona-Zeiten. Foto: © pixabay

Neulich saß ich mit einem guten Freund zusammen und wir unterhielten uns zunächst über alltägliche Bagatellen wie die aktuelle Weltlage und wandten uns dann den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu, nämlich der Entwicklung von Getränkepreisen und dem Zustand der uns verbindenden Weltreligion, dem Fußballsport.

Mein Freund war mit der Gesamtsituation unzufrieden: „Ich ertrage es nicht mehr!“, rief er von der anderen Seite des sehr langen Tisches auf unserer gut belüfteten Terrasse. Ja, dachte ich, leere Stadien, ein trotz allem überhitzter Transfermarkt, Jungprofis, die abstandslos Partys feiern, Punkteverluste kurz vor Schluss – es ist nicht schön, da hat er recht. „Ich ertrage dieses Gequengel nicht mehr!“, fuhr er fort. „Es wird in diesem Land viel zu viel gejammert und geklagt! Buääh, ich kann ohne Fans nicht spielen, buääh, jetzt wollen die auch noch, dass ich auf 10 Prozent von meinen gerade mal Fünfzig- oder Hunderttausend im Monat verzichte und das nur, weil der Verein sonst pleitegeht, dabei gibt es doch so viele Vereine, buääh, ich kann doch nur bis Anfang 30 Geld verdienen, danach ist es mir gesetzlich untersagt, einen Job anzunehmen, ich werde in Elend sterben, Altersarmut mit Mitte 30, buääh!“

Mannomann, dachte ich, der Kollege ist aber heute sehr klassenkämpferisch drauf, und das als FAZ-Leser! (Anm.: Frankfurter Allgemeine Zeitung) „Aber bei den Fans isses ja auch nicht besser!“, machte er weiter: „Buääh, ich kann meinen Verein nicht unterstützen, wenn ich nicht eng an eng stehen und dem unrasierten Mechatroniker neben mir bei einem Tor für unsere Mannschaft die Zunge bis hinters Zäpfchen schieben kann, buääh, es berührt mich alles nicht mehr, wenn ich nicht ins Stadion gehen kann, buääh, das ist das Ende der Welt!“

„Und was schlägst Du vor?“, frage ich mitten in seine Tirade hinein. – „Gegenfrage: Weißt Du, was mein Vater immer gesagt hat, wenn ich als Kind ganz dringend aufs Klo musste, aber keins in der Nähe war?“ – „Nein.“ – „Der hat gesagt: Zieh hoch, spuck aus!“

Ich weiß nicht, ob ich wirklich verstanden habe, was mein Freund mir damit sagen wollte. Aber ich habe das Gefühl, er hatte recht.

Über Frank Goosen

Der weit über die Grenzen des deutschen Ruhrgebiets hinausreichend bekannte und beliebte Autor, Kabarettist und Feuilletonist Frank Goosen ist langjähriger, bekennender und leidgeprüfter – ob der schier übermächtigen Konkurrenz aus Dortmund und Schalke – Anhänger des VfL Bochum von 1848. Als solcher steht er nach wie vor treu ergeben zu den einstmals „Unabsteigbaren“, schließlich zählten die Blau-Weißen aus der Herbert Grönemeyer-Stadt Bochum von 1971 bis 1993 ununterbrochen zur höchsten deutschen Spielklasse. Nach Jahren des Paternoster-Daseins – „Wir steigen auf, wir steigen ab – und zwischendurch Europacup“ – in Anlehnung an die Aufstiege, die bis in den UEFA-Cup führten, um sich im Jahr darauf erneut in der 2. Spielklasse wieder zu finden, müsste es nun „Die Unaufsteigbaren“ heißen, denn seit 10 Jahren kennt man an der Castroper Straße die 1. Deutsche Bundesliga nur mehr vom Hörensagen. Aber genau genommen machen gerade solche Vereine mit ihrem treuen Gefolge die Fußballwelt bunt und interessant, denn zu permanent siegreichen Teams zu stehen, das kann doch schließlich jeder.

https://frankgoosen.de

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