Der deutsche Kabarettist Frank Goosen in seiner Heimatstadt Bochum. Foto: Ira Schwint
Der deutsche Kabarettist Frank Goosen in seiner Heimatstadt Bochum. Foto: Ira Schwint

Kinder brauchen Vorbilder, das ist allgemein bekannt. Als Eltern wünscht man sich, dass sie sich an bewährte Größen wie Albert Schweitzer und Mutter Teresa orientieren, oder auch Barack Obama und Bibiana Steinhaus. Wenn sie mit acht Jahren breitbeinig auf dem Sofa sitzen, sich im Schritt kratzen, die Limo-Flasche umklammern, bis die Fingerknöchel weiß werden und den Fernseher anbrüllen: „Lauf doch, Du faule Sau!“, dann sollte man die Wirkung seines eigenen Verhaltens auf den Nachwuchs einer eingehenden Prüfung unterziehen.

Nehmen sie sich berühmte Fußballer zum Vorbild, dann hofft man, dass sie sich von Ronaldo eher den Trainingsfleiß und seine karitative Ader, als sein gockelhaftes Gehabe oder seine Fantasie in Steuerangelegenheiten abschauen. Meistens aber kommt es ganz anders.

Neulich war ich bei einem guten Freund zum Kaffee-auf-Abstand eingeladen. Es war ein milder Herbsttag in seinem Garten und wir sprachen über zwei Joghurt-Becher, die mit einer Kordel verbunden waren. Die Idee hatte mein Freund aus einem alten Yps-Heft. Irgendwann kam sein zwölfjähriger Sohn dazu und „gaberlte“ im Vorbeigehen beidfüßig einen Ball. Bei 30 Kontakten hörte ich auf zu zählen. „Nicht schlecht!“, rief ich ihm zu.

„Ja“, antwortete er, „Leon ist der Größte.“„Ja, der Goretzka ist super. Aber kein Wunder, der ist ja auch Bochumer: seidiges Fell, ein klarer Blick, perfektes Stockmaß. Eine wahre Freude.“

Mein Freund schüttelte den Kopf: „Er meint sich selbst.“ „Dein Sohn redet von sich in der dritten Person?“ „Seit Neuestem ist er Fan von Zlatan Ibrahimovic. Pass mal auf!“ Er wandte sich an seinen Sohn: „Leon, was hältst Du von Deinem Trainer?“ – „Ich bin ein Ferrari, aber er fährt mich wie einen Fiat!“ „Und denk daran, dass die Mama morgen Geburtstag hat. Weiß Du schon, was Du ihr schenken willst?“„Nichts. Sie hat doch Leon!“„Super“, flüsterte ich: „Damit könntet Ihr auftreten.“ Und Leon rief ich zu: „Was hast Du da für eine Schramme am Bein?“„Da musst Du Deine Frau fragen!“

Beim „Gaberln“ musste er inzwischen bei 100 Kontakten angekommen sein. Eines wollte ich noch wissen: „Wie kommt denn Deine Arroganz in der Mannschaft an?“„Niveau wirkt nur von unten wie Arroganz.“ „Das ist auch von Zlatan?“„Nein, von Klaus Kinski.“

Hoffen wir mal, dass das nur eine Phase ist, vielleicht googelt er morgen schon Lambarene. Ergo – Lasst es uns versuchen.

Über Frank Goosen

Der weit über die Grenzen des deutschen Ruhrgebiets hinausreichend bekannte und beliebte Autor, Kabarettist und Feuilletonist Frank Goosen ist langjähriger, bekennender und leidgeprüfter – ob der schier übermächtigen Konkurrenz aus Dortmund und Schalke – Anhänger des VfL Bochum von 1848. Als solcher steht er nach wie vor treu ergeben zu den einstmals „Unabsteigbaren“, schließlich zählten die Blau-Weißen aus der Herbert Grönemeyer-Stadt Bochum von 1971 bis 1993 ununterbrochen zur höchsten deutschen Spielklasse. Nach Jahren des Paternoster-Daseins – „Wir steigen auf, wir steigen ab – und zwischendurch Europacup“ – in Anlehnung an die Aufstiege, die bis in den UEFA-Cup führten, um sich im Jahr darauf erneut in der 2. Spielklasse wieder zu finden, müsste es nun „Die Unaufsteigbaren“ heißen, denn seit 10 Jahren kennt man an der Castroper Straße die 1. Deutsche Bundesliga nur mehr vom Hörensagen. Aber genau genommen machen gerade solche Vereine mit ihrem treuen Gefolge die Fußballwelt bunt und interessant, denn zu permanent siegreichen Teams zu stehen, das kann doch schließlich jeder.

https://frankgoosen.de

Noch mehr Gedanken und Erzählungen von und über Frank Goosen lesen Sie bei uns bitte hier;

www.vfl-bochum.de

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