Frank Goosen, von Kopf bis Fuß auf VfL Bochum eingestellt, auf der Tribüne des Ruhrstadions. Foto: Volker Wiciok
Frank Goosen, von Kopf bis Fuß auf VfL Bochum eingestellt, auf der Tribüne des Ruhrstadions. Foto: Volker Wiciok

Neulich war mein Geldbeutel verschwunden. Eigentlich sagen wir im Ruhrgebiet „Pottmanee“, aber zum einen bin ich mit einer Fränkin verheiratet, zum anderen gefällt mir das Bild eines kleinen Säckchens, das man in früheren Zeiten an dem Lederband, welches das Wams gürtete, mit sich herumtrug.

Der Verlust des Geldbeutels kann ja eine Menge Scherereien nach sich ziehen, die aber oft unterschiedlich bewertet werden. Für meine Frau etwa sind bei so einem Geldbeutelverlust andere Dinge wichtig als für mich. Das Gespräch zum Thema Geld verlief ungefähr so:

„Verdammt, ich habe meinen Geldbeutel verloren!“

„Ich denke, ihr sagt hier Pottmanee?“

„Egal, weg ist weg.“

„Was war denn drin?“

„50 Euro und meine Mitgliedskarte vom VfL Bochum.“

„Na gut, das geht ja noch. Solange es nicht um EC-Karte, Führerschein und Personalausweis geht!“

„Das war natürlich auch alles drin, aber vor allem meine VfL-Mitgliedskarte!“

Meine Frau sah mich an, als überlege sie, was aus dem Typen geworden ist, den sie vor 20 Jahren geheiratet hat. Ich sagte, sie solle sich doch mal vorstellen, jemand gebe sich mit dieser Karte für mich aus! Die Mitgliedskarte speziell dieses Vereins garantiere einem ja in vielen Geschäften und auch bei gesellschaftlichen Anlässen einen Bonus an Höflichkeit und Respekt, der mit Geld kaum aufzuwiegen sei. Meine Frau sagte, sie erinnere sich daran, wie ich mal auf einer Hochzeit die Karte herumgezeigt hätte: „Tatsächlich war in den Augen der Anwesenden etwas zu sehen, das vorher noch da gewesen ist.“

„Und was mache ich“, fuhr ich fort, „wenn sich im Fanshop jemand für mich ausgibt und unberechtigterweise einen 10-prozentigen Mitgliederrabatt einstreicht? Das ist vereinsschädigend, gerade in defekten Zeiten wie diesen! Das fällt doch dann auf mich zurück! Ich muss die Karte sperren lassen!“

In diesem Moment kam der Zweitgeborene ins Wohnzimmer und sagte, er habe mein Pottmanee auf dem Gästeklo gefunden. „Du musst mal besser auf Deine Sachen aufpassen.“, zitierte er seinen Vater, um fortzufahren: „Immerhin ist da deine Mitgliedskarte vom VfL drin!“

Apfel und Stamm – Sie kennen den Spruch …

Über Frank Goosen

Der weit über die Grenzen des deutschen Ruhrgebiets hinausreichend bekannte und beliebte Autor, Kabarettist und Feuilletonist Frank Goosen ist langjähriger, bekennender und leidgeprüfter – ob der schier übermächtigen Konkurrenz aus Dortmund und Schalke – Anhänger des VfL Bochum von 1848. Als solcher steht er nach wie vor treu ergeben zu den einstmals „Unabsteigbaren“, schließlich zählten die Blau-Weißen aus der Herbert Grönemeyer-Stadt Bochum von 1971 bis 1993 ununterbrochen zur höchsten deutschen Spielklasse. Nach Jahren des Paternoster-Daseins – „Wir steigen auf, wir steigen ab – und zwischendurch Europacup“ – in Anlehnung an die Aufstiege, die bis in den UEFA-Cup führten, um sich im Jahr darauf erneut in der 2. Spielklasse wieder zu finden, müsste es nun „Die Unaufsteigbaren“ heißen, denn seit 10 Jahren kennt man an der Castroper Straße die 1. Deutsche Bundesliga nur mehr vom Hörensagen. Aber genau genommen machen gerade solche Vereine mit ihrem treuen Gefolge die Fußballwelt bunt und interessant, denn zu permanent siegreichen Teams zu stehen, das kann doch schließlich jeder.

https://frankgoosen.de

Noch mehr Gedanken und Erzählungen von und über Frank Goosen lesen Sie bei uns bitte hier;

www.vfl-bochum.de

www.bundesliga.de

 

 

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