Cover Freunde sind wir ja eigentlich nicht_Autor David ÖsterleDas Junge Wien und eine Gruppe noch junger Literaten bestehend aus dem Dichter-Dandy Richard Beer-Hofmann, dem Schriftsteller und Arzt Arthur Schnitzler, dem literarischen Wunderkind Hugo von Hofmannsthal, sowie weiter im Hintergrund Hermann Bahr, Netzwerker und selbsternannter „Gründer“ des Jungen Wien, und nicht zuletzt der Schriftsteller und Feuilletonist Felix Salten, der mit „Bambi“, von Walt Disney verfilmt, postum Berühmtheit erlangen sollte. Zehn Jahre lang um die Jahrhundertwende fühlten sich die Autoren in lockerem Kreis einander verbunden.

David Österles Gruppenbiografie nähert sich dem bedeutenden Literatenkreis kaleidoskopisch. Der Autor betrachtet ihr Schreiben am Übergang von Tradition und Moderne, zwischen Historismus und Erneuerung, Ästhetentum und Engagement, untersucht das soziokulturelle Bewusstsein der Gruppenmitglieder zwischen Bürgertum und Aristokratie, erkundet Themen wie Liebe, literarische Geschlechterbilder, ihre gemeinsamen Reisen, Schaffens- und Freizeiträume, ihre Erfolge und Niederlagen und nicht zuletzt auch die komplizierten freundschaftlichen Beziehungen untereinander. Weiters werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Verbindendes und Trennendes, sowie Fragen der individuellen und kollektiven Identität der Autoren in den Blick gerückt.

oepb-Rezension:
Den Leser erwartet ein überaus interessanter literarischer Streifzug durch das Junge Wien der Jahrhundertwende. Autor David Österle vereint in seiner Gruppebiografie zahlreiche Schriftsteller-Größen der damaligen Zeit, denn um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert stieg Wien zur kulturellen Hochblüte auf.

Ihre Heimat – das Wiener Kaffeehaus
Eine wichtige Konstante war für die fünf Protagonisten das Kaffeehaus in Wien. Zuerst das Café Griensteidl und nachdem dieses demoliert wurde, das Café Central. Im Central wurde so manches ihrer Werke zum ersten Mal vorgetragen. Warum gerade das Kaffeehaus? Nun, es war damals sch nn hier lagen viele nationale und internationale Zeitungen und Zeitschriften auf. Das Wiener Café Central ist (war) kein Kaffeehaus im herkömmlichen Sinne, für viele Menschen der damaligen Zeit war das „Central“ eine „Weltanschauung“, das wusste schon Kaffeehausliterat Alfred Polgar und daran hat sich in den vergangenen 150 Jahren wenig geändert. Peter Altenberg gab das Kaffeehaus sogar als seine Postadresse an.

Die Sammlung dieser Kurzbiografien liest sich wunderbar flüssig. Die Auszüge davon aus den Werken und/oder Briefen, sowie die zahlreichen schwarz-weiß Fotos „aus der guten, alten Zeit“ bereichern das Buch geradezu. Die eine oder andere Anekdote, die bislang vielleicht noch unbekannt war, ergänzt die eher wissenschaftlich angelegte Gruppenbiografie vorzüglich.

Autor David Österle ist seit 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter, zuletzt stellvertretender Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts mit Forschungsschwerpunkt „Die Literatur der Jahrhundertwende und Kulturtheorie“. Er schreibt sachlich und es gelingt ihm vortrefflich, beim Lesen immer wieder Begeisterung zu erwecken.

Der Verlag Kremayr & Scheriau hat, wie man es von ihm gewöhnt ist, ein Buch in gediegener Ausstattung herausgebracht: Gebunden mit Leinenstruktur, das Coverfoto ist in Sepia gehalten, die Schriftgröße angenehm zu lesen und das Papier greift sich auch sehr gut und leicht an. Zum inhaltlichen Höhepunkt gesellt sich somit auch eine drucktechnische Verarbeitung, die das Buch als überaus wertvoll erscheinen lässt.

Fazit: Eine gelungene Reise in das literarische Wien um 1900 – dargestellt von fünf Schriftstellern samt deren fünf Karrieren, gepaart mit fünf Schicksalen. Ein lehrreicher Überblick über die männliche Literaturszene des Fin de Siècle.

„Freunde sind wir ja eigentlich nicht“
Hofmannsthal, Schnitzler und das Junge Wien
von David Österle
226 Seiten, Hardcover, mit zahlreichen s/w-Fotografien
erschienen bei K&S – Kremayr & Scheriau Gmbh
www.kremayr-scheriau.at
zum Preis von € 24,00
ISBN: 978-3-218-01162-4
 
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