Die hochgewachsene, massige Gestalt, das runde Vollmondgesicht, das so unverwechselbar verschmiltzt oder gar grantig dreinschauen konnte, die hohe Stimme, die vielen Dicken zu eigen ist (auch Helmut Qualtinger hatte diesen hellen, „klarinettenhaften“ Tonfall) – all das waren die deutlichen Erkennungsmerkmale des Wiener Komikers Fritz Imhoff – eigentlich Friedrich Arnold Heinrich Jeschke, der zu den prägnantesten Theater- und Filmgestalten seiner Heimat und seines Zeitalters zählte. Im Filmgeschäft fand er reichlich Verwendung – 174 Mitwirkungen wurden im Laufe der Zeit gezählt – allerdings nur selten in tragenden Hauptrollen, meist jedoch lediglich in scharf skizzierten Randfiguren. Friedrich Torberg, der große österreichische Autor, Schriftsteller, Publizist und Kaffeehaus-Literat meinte einst über Imhoff, „dass sein Problem der „Hans Moser“ war, denn der kleinwüchsige berühmte Volksschauspieler stahl dem Hünen Imhoff, der im übrigen um keinen Deut schlechter als Moser war, gewaltig die Schau.“
Die „Idee“ zum Künstlername Imhoff – so ist es überliefert – stammt übrigens vom Vater, der ob der schauspielerischen Intentionen seines Sohnes gemeint haben soll: „Was – im Theater willst Du spielen? Im Hof kannst spielen!“
Also verkörperte Imhoff gerne gutmütige oder weniger gutmütige Wiener Ur-Typen, „Schwasser“, wie dies ehedem genannt wurde, Stänkerer und Choleriker – kurzum immer Figuren mit Hang zum Aufbegehren und Räsonieren.
Im Filmbereich ist die Gefahr der Fixierung auf einen bestimmten Rollentypus für einen Schauspieler ständig vorhanden und auch Imhoff konnte dieser Gefahr nicht entgehen – ebenso wenig wie Hans Moser und andere bekannten Darsteller dieser Zeit. Der künstlerische Wirkungskreis dieser Bühnenmenschen war viel reichhaltiger und ergiebiger, als die zumeist schablonenhaften Filmrollen zeigen konnten. Man muss Fritz Imhoff schon erleben, wenn dieser seine humoristischen Solonummern vorträgt, Nonsens-Monologe von fast absurder Komik hält, die aber mit äußerster Drastik und Charakterisierungskunst feilbieten kann – selbst heute noch.
Die wahrhaftig große Gabe dieses echten Wiener Volksschauspieler war es, das Publikum zu „haranguieren“ (Zitat Alexander Girardi), demnach mit einem Schlag für sich zu gewinnen.
In Fritz Imhoff lebte das Erbgut der Altwiener Humoristen und Volkssänger weiter, jenen einstigen Größen aus der Wiener Vorstadt, die mit ihren Couplets und Vorträgen eine ungeheure Wirkung auf das Publikum ausgeübt hatten. Fritz Imhoff war Humorist, Schauspieler und Sänger. Geboren wurde er am 6. Jänner 1891 in Wien-Währing. Bereits als Gymnasiast erntete er seine ersten großen Erfolge mit humorigen Vorträgen im Stil des populären Humoristen Richard Waldemar. Nach Absolvierung der Handelsakademie und des Militärdienstes bei den Stockerauer Ulanen zog es ihn undwiderstehlich zur Bühnenkunst. Er wurde Schüler der Operettenklasse des einstmals sehr bekannten Sängers Karl Streitmann und erhielt als 20-Jähriger sein erstes Engagement als Schauspieler und Sänger an das Troppauer Stadttheater. Fritz Imhoff besaß darüber hinaus eine tragfähige Tenorstimme, die er einmal sogar im Opernfach – als Steuermann in Richard Wagners „Fliegendem Holländer“ – verwenden konnte.
Sehr bald darauf wurde die Operette sein künstlerisches Betätigungsfeld. Nach Stationen im Stadttheater Baden und im mährischen Brünn (Brno) kam er 1919 an das Theater an der Wien, wo er sich bald zu einem der besten Gesangskomiker des Ensembles entwickelte. Imhoff avancierte sehr bald schon zu einem der populärsten Schauspieler Wiens und die verschiedensten Bühnen bewarben sich um diesen vielseitigen und publikumswirksamen Künstler. Er konnte am Ende seines Lebens mit Fug und Recht von sich behaupten, dass er in nahezu allen Wiener Theatern aufgetreten ist. Mit Ausnahme des Burgtheaters. Da er ein hervorragender und glänzender Interpret der Rolle des Gefängniswärters Frosch in der „Fledermaus“ und zahlreichen anderen Operettenfiguren war, standen ihm auch die Häuser der Staats- und Volksoper offen.
Fritz Imhoff, der zwischen 1945 und 1948 auch Direktor des Raimundtheaters war, hat sich in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg mehr und mehr zu einem Charakterdarsteller interessanter Prägung entwickelt. Er war „Der Bockerer“ im gleichnamigen Stück von Peter Preses und Ulrich Becher und er verkörperte auch herrlich den „Dicken Vetter“ beim Salzburger Jedermann.
Namentlich in seinem letzten Lebensabschnitt, als er Mitglied des Theaters in der Josefstadt war, gab es für ihn viele niveauvolle Aufgaben. In Erinnerung bleibt außerdem eine Mitwirkung bei den Sommerspielen in Hetzendorf, in denen er die Titelrolle von Philipp Hafners „Der Fruchtsame“ und in anderen Alt-Wiener Komödien eine Größe der Darstellung zeigte, die man diesem oft nur als Unterhaltungskünstler eingestuften Theatermenschen kaum zugetraut hätte.
Aus Anlass seines 70. Geburtstages, am 6. Jänner 1961, wurde ihm zu Ehren ein großes Fest im Wiener Konzerthaus abgehalten, doch bereits wenige Wochen später – 24. Februar 1961 – verstarb der Künstler im Wiener Rudolfinerhaus.
(Redaktionelle Mitarbeit: Clemens Höslinger)
Die Sammlung von Tonaufnahmen von Fritz Imhoffs Stimme, die im Jahr des 100. Geburtstag des Künstlers anno 1991 bei PREISER RECORDS erschien, lässt uns den beliebten Künstler und Komiker in einer etwas weniger bekannten Sparte seines Wirkens erleben und zwar als herzhaften Sänger und Interpreten, sowohl von alten, als auch von neuen Wienerliedern, unter denen sich auch Kompositionen seines Bruders Ernst Arnold befinden.
Jenes einmal von Fritz Imhoff getätigte Zitat, nämlich: „Ehre den Dichter bei Lebzeiten, denn nachher hat er nichts mehr davon!“ gilt für PREISER RECORDS als bare Münze, denn die Erinnerung und somit auch Ehrung an große, jedoch bereits längst verschiedene Künstler Österreichs, erhalten dank PREISER RECORDS quasi ihren Ritter- und somit auch Niederschlag für die Ewigkeit.
Aus dem Inhalt der CD:
Pfüat di Gott, du alte Zeit;
Das Drahn, das is´ mei Leben;
Weana Schick und Weana Schan;
Weil i a alter Drahrer bin;
Matzleinsdorf mein Heimatort;
Drunt´ in der Lobau;Steffel, du alter, du hältst treue Wacht;
O Wien, mein liebes Wien;
Nur a Geld;Heut´ hab´ i scho mei´ Fahn´l;
Ich bin der Alte blieb´n;
Leut´ln spielt´s mei Lieblingslied;Lokale Ausdrücke;
Mir g´fallt der Wirt in Ottakring;
Ja, wenn der Regen lauter Gumpoldskirchner wär:
Heut´ versauf´ i meiner Alten ihr Wirtschaftsgeld;
I wackel hin und her;
Fritz Imhoffs Memoiren;
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