Ein Nguru-Zwergchamäleon, das im Tiergarten nachgezüchtet wurde, mit der Original-Verpackung, in der die Tiere im Jänner 2021 geschmuggelt wurden. Foto: © Daniel Zupanc

„Über 70 Chamäleons beschlagnahmt und in den Tiergarten gebracht!“ Was für Zeitungen eine schnelle Schlagzeile ist, bedeutet für den Wiener Tiergarten Schönbrunn großen Aufwand. Wie groß dieser tatsächlich ist, werden die Besucherinnen und Besucher ab dem Frühjahr 2024 live erleben können. Nachdem die Insekten diese Woche aus dem „Haus der Schrecken“ ausgezogen sind, wird dieses in den nächsten Monaten gänzlich umgestaltet. „Wir wollen hier künftig stark gefährdete Reptilien und Amphibien zeigen, die vom Zoll beschlagnahmt und an uns übergeben wurden, wie etwa Chamäleons, Schildkröten und Frösche. Damit soll die Problematik des Tierschmuggels in den Fokus rücken. Darüber hinaus möchten wir auch einen Einblick in unsere tägliche Arbeit hinter den Kulissen gewähren und zeigen, welcher Aufwand dahintersteckt, gesunde Populationen außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes nachhaltig zu halten und zu züchten“, so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.

Hier handelt es sich um einen im Mai d.J. beschlagnahmten Großen Wüstengecko. Foto: © Daniel Zupanc

Der neue Eingangsbereich wird optisch an einen Flughafen erinnern, denn hier wird der Großteil der geschmuggelten Tiere aufgegriffen. Zuletzt waren es im Mai 89 Geckos, Schlangen und Skorpione aus Namibia. „Von uns ist sehr schnelles Handeln gefragt. Wir bekommen einen Anruf und müssen sofort die gesamte Infrastruktur mit passenden Terrarien und ein geschultes Tierpflegerteam bereitstellen“, erklärt der zuständige zoologische Abteilungsleiter Anton Weissenbacher. „Zuerst müssen die Tiere aus diversen Behältern, in denen sie geschmuggelt werden, wie Eisschachteln und Pralinen-Verpackungen, gesichert werden. Dann werden sie medizinisch versorgt und aufgepäppelt.“ Im nächsten Schritt ist es das große Bestreben, diese seltenen Arten zu züchten. All diese Arbeit findet derzeit hinter den Kulissen statt und soll künftig auch für die Besucherinnen und Besucher zu sehen sein.

„85 Prozent aller Arten, die wir aufgenommen haben, konnten wir bereits erfolgreich nachzüchten. Darunter sind viele von der Ausrottung bedrohte Arten wie das Nguru-Zwergchamäleon. Das ist ein großer Beitrag zum Artenschutz, denn wir bauen langfristig gesunde Populationen außerhalb des natürlichen Lebensraumes auf und sammeln wichtiges Wissen“, betont Anton Weissenbacher. Der Artenschutz außerhalb des natürlichen Habitats wird leider immer wichtiger, da unsere Ökosysteme global zunehmend zerstört werden. Auch der Schmuggel trägt wesentlich dazu bei. Im neu gestalteten Haus im Tiergarten Schönbrunn wird es deshalb auch ein großes Terrarium für Krokodil-Tejus geben, wo Besucherinnen und Besucher eine der größten Echsen Südamerikas und vor allem die Schönheit eines Regenwaldes erleben können.

Quelle: Wiener Tiergarten Schönbrunn

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