Giovanni Trapattoni als Nationaltrainer von Irland am 10. September 2013 beim Länderspiel gegen Österreich in Wien. Foto: Michael Kranewitter

Es gibt Momente im Leben, im Beruf, in der Freizeit, im Bereich des Fußballsports, die sind und bleiben einfach unvergessen. Weil sie einprägend, einschneidend und auch unvorhersehbar waren und somit gerne im Gedächtnis des Betrachters und Zeitzeugen haften bleiben. Wie viele Pressekonferenzen, sei es in der Politik, in der Wirtschaft oder im Sport verpuffen, werden zwar botschaftsmäßig hinausposaunt, bleiben allerdings unaussagekräftig zurück. Frei nach Konrad Adenauer: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden. – Oberbürgermeister von Köln 1945 und ab 1949 Deutscher Bundeskanzler – sorgte der italienische Star-Trainer Giovanni Trapattoni am 10. März 1998 in seiner Eigenschaft als Trainer des FC Bayern München für eine Pressekonferenz, die einem Monolog glich, die auch heute noch, 25 Jahre danach, die Zuhörer und Betrachter zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregt.

Was war geschehen?

Der FC Bayern war in der Bundesliga „nur“ Zweiter hinter dem Sensations-Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern. Die Pfälzer, damals trainiert von Otto Rehagel, sollten am Ende sogar Deutscher Meister werden – mit 2 Punkten Vorsprung auf die Bayern. Vom 14. Februar bis 8. März 1998 verloren die Bayern dreimal en suite – in der Hauptstadt 1 : 2 gegen Hertha BSC Berlin, zu Hause gegen den 1. FC Köln mit 0 : 2 und mit 0 : 1 in Gelsenkirchen gegen den FC Schalke 04. Wer die DNA der Bayern kennt, der weiß, dass etwas nicht sein kann, was nicht sein darf. Und als dann noch die Aktiven Mario Basler, Mehmet Scholl und Thomas Strunz nach der Niederlage „auf Schalke“ heftig Kritik anhand einiger Interviews übten, war dies dem Chef-Trainer zu viel. Trapattoni sorgte bereits nach dem Spiel im Hotel für Unvorhersehbares. „Er hat so wild herumgefuchtelt, dass er eine Flasche Rotwein über die Hose von Uli Hoeneß gekippt hatte.“, so Markus Hörwick, damals Mediendirektor der Bayern, in seiner Erinnerung.

„Flasche leer“ also bereits am 8. März 1998

Tags darauf war trainingsfrei, aber irgendwie hatte Hörwick kein gutes Gefühl und sehnte die anstehende Pressekonferenz herbei. Aber natürlich nicht in jenem Ausmaß, wie diese dann von statten gehen sollte. „Trap“ weilte zu Hause in Italien, um sein südländisches Gemüt zu beruhigen. Am Rückweg nach München erreichte Hörwick Trapattoni am Telefon. „Am Handy klang er entspannt und sortiert, ich konnte also beruhigt auf die Nachmittagsrunde mit den Journalisten blicken.“, so Markus Hörwick. Bis er jedoch einen kleinen Zettel sah, auf dem alles vorbereitet war.

Dienstag, 10. März 1998

Giovanni Trapattoni wäre kein echter Italiener, wenn er nicht mit jeder Faser seines Körpers – umso mehr, wenn er sich im Unrecht fühlt – dagegen ankämpfen würde, wenn ihm etwas missfällt. Und es missfiel ihm vieles, beim FC Bayern, damals im März 1998. Markus Hörwick betrachtete stumm aus einer Ecke heraus den dargebotenen lautstarken und wild gestikulierenden Monolog seines Chef-Trainers, der sich förmlich in Wut und Rage redete: „Ich hatte kurz überlegt, ob ich dazwischen gehen sollte, aber ich wusste, welches Bild das abgegeben hätte. Heute bin ich froh, dass ich das nicht tat.“ Als die Brand-Rede Trapattonis beendet war und dieser grußlos den Pressekonferenz-Raum verlassen wollte, drehte sich der Italiener nochmals um und raunte der verblüfften Presse-Schar noch zu: „Wenn ist Nachfragen, ich kann Worte wiederholen!“ In der Kabine war der Maestro immer noch außer sich und fragte Hörwick, ob er etwas vergessen habe, ob er nochmals zurückgehen müsse? Markus Hörwick verneinte und empfahl dem immer noch Rast- und Ruhelosen, sich erst einmal zu beruhigen. Was dieser dann auch tat.

Und so blieb in der Erinnerung eben eine Pressekonferenz haften, die wider die Norm war, die Verständnis für den Vortragenden mit sich brachte und die am Ende zwar für den Erfolg – wie erwähnt, Meister wurden die „Roten Teufel“ aus der Palz – nicht zwingend beeinflussbar war, aber demjenigen, dem sie auf der Seele lag, durch den förmlichen „Vesuv-Ausbruch“ eine innere Beruhigung fürs Gemüt brachte und somit auch Genugtuung verschaffte.

Quelle:Redaktion www.oepb.at

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