„Die Hautevolee des Wienerliedes, ich habe sie alle noch gekannt.„ meint Kurt Girk und fügt hinzu, dass früher jeder Zweite in Wien beim Heurigen singen hat können. Ob der Schmid Hansl, Hans Moser, Jugendfreund Karl Hodina oder Trude Mally, er kannte sie alle. „In Ottakring, da musst singen können.„, meint er. „Aus jedem Fenster hast es früher gehört.“ Kurt Girk selbst wurde in der Speckbachergasse geboren und wohnt heute mit seinem „Schutzengerl Riki“ im Sandleitenhof. Die Schrammeln, die Trude Mally, die Maly Nagl, der Karl Hodina und Horst Chmela – allesamt waren sie Ottakringer. Dies ist kein Zufall, denn der 16. Wiener Gemeindebezirk gilt als Wiege, als Mekka des Wienerliedes. Oder die „Oase„, wie sie Kurt Girk nennt. Als alter Vorort war Neulerchenfeld die Hochburg der Wiener Volkssänger. Und mit dem Bockkeller des Wiener Volksliedwerks als Veranstaltungsort ist er es auch geblieben. Das Wienerlied wird nie aussterben, ist Kurt Girk überzeugt.
Die Sänger schon, aber nicht das Lied, das ist so lebendig wie nie. Die Jungen kennt er auch. Bratfisch? „Die sind gut. Weitermachen habe ich zu ihnen gesagt.„ Ein etwaiger gemeinsamer Auftritt ist angedacht. 16er Buam, Bratfisch, Ernst Molden – das Wienerlied erfindet sich stets neu. Oder nennen wir es schöner – interpretiert sich immer wieder neu. Dazu Kurt Girk: „Es gab und gibt ja alles schon. Die Lieder, die man singt, sind meist hundert Jahre alt. Ich könnte ja viel mehr komponieren, aber zum Stehlen bin ich zu blöd. Meine Lieder, es sind nicht viele, gibt es aber nur einmal.“
Dass das Wienerlied ein trauriges sei, wie es oftmals interpretiert wurde, schmettert er mit einem energischen „Blödsinn“ ab. Und es muss auch nicht immer der Heurige oder der Wirt sein.
„Meine Mutter und mein Vater haben hier schon getanzt„, meint Kurt Girk zum Wiener Volksliedwerk. „Aber es war kein Tanzlokal.„, fügt Susanne Schedtler hinzu. Die Hanseatin ist die Geschäftsführerin. Seit dem Jahre 1993 ist man in der Gallitzinstraße 1 in Wien-Ottakring beheimatet. 25.000 dokumentierte Lieder und etliche tausend Instrumentalstücke sind hier gesammelt. Ab und an werden einige Originale aussortiert, die dann zum Verkauf anstehen. Nähere Informationen dazu jeden Mittwoch in der Zeit von 13 bis 16 Uhr.
Seit geraumer Zeit findet wieder „Das offene Singen“ statt, das allerdings überlaufen ist. „Viele möchten eben auch selbst singen.“, so Susanne Schedtler. So, wie Kurt Girk gemeint hat: „In Ottakring, da musst singen können!“