Ein breites Impfprogramm ist für alle Bevölkerungsgruppen medizinisch und finanziell sinnvoll. Foto: © Pixabay
 

Wie eine aktuelle Budget-Impact-Analyse im Auftrag des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller (ÖVIH) zeigt ist die Influenza-Impfung nicht nur medizinisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Durch die jährliche Influenza-Impfung können Tausende Erkrankungsfälle verhindert sowie in einem Zeitraum von fünf Jahren dreistellige Millionenbeträge für die Gesellschaft und das österreichische Gesundheitswesen eingespart werden. Bei gesteigerten Durchimpfungsraten wären auch die Einsparungsmöglichkeiten deutlich höher. Dafür wäre allerdings ein wesentlich ambitioniertes Impfprogramm von der öffentlichen Hand und ein sehr starkes Engagement von allen Partnern im österreichischen Gesundheitssystem notwendig. 

Influenza-Infektionen können viele Auswirkungen haben

Budget-Impact-Analysen beinhalten verschiedenste Parameter zu direkten und indirekten Kosten. Schon anhand der Vielzahl dieser Parameter erkennt man die enormen Auswirkungen von Influenza-Infektionen und -Erkrankungen auf den Gesundheitsbereich und die Gesellschaft. Vom menschlichen Leid ganz zu schweigen. Zu den berücksichtigten direkten Kosten in der Analyse gehören stationär und ambulant behandelte Influenza-Erkrankungen, zusätzliche Kosten für die Behandlung von medizinischen Komplikationen wie z.B. Bronchitis, Lungenentzündung oder Mittelohrentzündung sowie indirekte Kosten, die der Gesellschaft aufgrund von Krankenständen entstehen. Das Modell beurteilt den Effekt der Influenza-Impfung hinsichtlich der eingesparten Kosten im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft (Vergleich einer Welt ohne Influenza-Impfung mit einer Welt mit Influenza–Impfung). Neu und aus Sicht des ÖVIH höchst positiv zu bewerten ist, dass die Influenza-Impfung in der Saison 2021/22 in das kostenfreien Kinderimpfprogramm aufgenommen wurde. Dies wurde im aktuellen Modell bereits berücksichtigt und ist auch deshalb sinnvoll, weil Kinder als wichtigste Überträger der Influenza gelten. Für die nächste Influenza-Saison 2023/2024 ist die Einführung eines Influenza-Impfkonzeptes für alle Bürger:innen geplant. Die Annahme ist, dass es Impfstoff für 10 % der Bevölkerung inklusive Kinder geben wird. Auch das wurde in die aktuelle Analyse bereits aufgenommen. 

Vier von zehn Personen sind Risikopatient:innen

Gegenwärtig wird die Influenza-Impfung all jenen empfohlen, die sich gegen Influenza schützen möchten. Ganz besonders gilt diese Empfehlung für Risikopatient:innen. „Mehr als 45 Prozent der österreichischen Bevölkerung gelten laut Berechnungen des Instituts für Pharmaökonomische Forschung (IPF) als„at risk““, erläutert Mag.a Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des ÖVIH. Dazu gehören Personen mit respiratorischen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, HIV oder solche, die immunsupprimiert sind. „Auch wenn das neue öffentliche Influenza-Impfprogramm ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist, kann man aus dieser Zahl ableiten, dass ein deutlich breiter angelegtes Impfprogramm inklusive aller Risikogruppen schon aus medizinischer Sicht wünschenswert wäre“, betont auch ÖVIH-Vizepräsidentin Mag.a Sigrid Haslinger. Die WHO und auch die EU empfehlen sogar eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent in Risikogruppen.   

Deutlich weniger Erkrankungsfälle bei „hoher“ Durchimpfungsrate

Das aktuelle Budget-Impact-Modell zu Influenza geht von – im internationalen Vergleich niedrigen – Durchimpfungsraten von 17 bis 22 Prozent in den Jahren bis 2027 aus. Es zeigt, dass sich allein die Anzahl der verhinderbaren Influenza-Fälle innerhalb des Beobachtungszeitraum von fünf Jahren (2023–2027) bei der angenommenen Durchimpfungsrate des Modells sehen lassen kann. Immerhin handelt es sich um knapp 755.000 Fälle in fünf Influenza-Saisonen. Gleichzeitig könnten auch mehr als 83.000 Influenza-Komplikationen und fast 2.600 Todesfälle verhindert werden. 

Massive Einsparungen auch aus gesellschaftlicher Perspektive möglich

Durch die verhinderten Erkrankungsfälle können auch Arbeitsausfälle und Krankenstandstage deutlich reduziert werden. Außerdem könnten wesentlich mehr Menschen gesund ihrer Arbeit nachgehen – eine große Erleichterung für die Volkswirtschaft. Die errechneten Arbeitsausfälle belaufen sich auf mehr als 140.000 in fünf Jahren. Noch eindrucksvoller ist das Ergebnis der eingesparten Krankheitsausfallstage. Im Betrachtungszeitraum von fünf Jahren könnten nämlich insgesamt 1,7 Millionen Krankheitsausfallstage abgewendet werden. 

Aber auch die direkten finanziellen Einsparungen durch den Einsatz der Influenza-Impfung sind hoch und betragen bis 2027 insgesamt knapp 535 Millionen Euro, während sich die indirekten auf etwa 470 Millionen Euro belaufen. 

Zusammengefasst bedeutet das:  Im aktuellen Modell entlastet ein in die Influenza-Impfung investierter Euro die Gesellschaft mit 9,08 Euro und das Gesundheitswesen zusätzlich mit 2,60 Euro. 

„Bei höheren Durchimpfungsraten wären die Resultate natürlich noch viel erfreulicher“, unterstreicht Dr. Christoph Jandl, Generalsekretär des ÖVIH, das Ergebnis. Eine Szenario-Analyse zeigt, dass bei einer Durchimpfungsrate von 30 beziehungsweise 50 Prozent sogar mehr als 1,1 oder mehr als 1,9 Millionen Erkrankungen abgewendet werden könnten. Ähnliches gilt für die Arbeitsausfälle. Statt gegenwärtig etwa 140.000 Fällen würden bei einer Durchimpfungsrate von 30 Prozent mehr als 386.000 und bei einer Erhöhung der Durchimpfungsrate auf 50 % sogar mehr als eine Million Ausfälle über fünf Jahre verhindert werden. Auch die finanziellen Einsparungen für die Gesellschaft wären drastisch höher und wären bei einer Durchimpfungsrate von 50 % sogar im Milliardenbereich angesiedelt.

„Diese Zahlen belegen ganz klar, dass hohe Durchimpfungsraten nicht nur für den Einzelnen etwas bringen, sondern auch für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem“, bringt ÖVIH-Präsidentin Gallo-Daniel die Ergebnisse auf den Punkt. „Umso wichtiger ist es, langfristig ein Impfprogramm zu etablieren, das die von der WHO empfohlenen Durchimpfungsraten zum Ziel hat.“

Quelle: Österreichischer Verband der Impfstoffhersteller

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