Lesen Sie bitte hier einen Ausblick auf das Programm im Haus der Geschichte Österreich für das Jahr 2019:
100 Tage Haus der Geschichte Österreich: Ein Rück- und Ausblick
Nach einem erfolgreichen Start mit insgesamt 43.400 BesucherInnen seit der Eröffnung setzt das Haus der Geschichte Österreich 2019 auf neue Schwerpunkte mit aktueller Relevanz.
Das Haus der Geschichte Österreich / kurz hdgö, im November 2018 eröffnet, kann auf einen guten Start zurückblicken: In den ersten 100 Tagen haben 43.400 Menschen das neue Museum besucht (Stand: 18. Februar 2019). Rund drei Viertel kommen aus dem Inland, ein Viertel sind internationale Besucherinnen und Besucher. Seit November haben die KuratorInnen und VermittlerInnen des Hauses rund 300 Führungen und Workshops durchgeführt. Mehr als 5.200 Jugendliche haben das hdgö bereits besucht, das sind 12 Prozent der GesamtbesucherInnen.
„Das große Interesse und das Feedback unserer Besucherinnen und Besucher zeigt, dass das hdgö in eine Lücke der österreichischen Museumslandschaft vorstößt.“, sagt Direktorin Monika Sommer. „Mit unserer breiten Palette an Vermittlungs- und Führungsprogrammen wird Geschichte in ihrer Vielfalt lebendig. Deshalb werden wir auch in den kommenden Monaten unsere Führungs- und Diskussionsangebote weiter ausbauen und Themen aufgreifen, die damals wie heute relevant sind. Mit interessanten Wechselausstellungen bieten wir zudem neue Erkenntnisse.“
Vermittlungsprogramm 2019 im Zeichen von Gegenwart und Zukunft
Die laufende, im November eröffnete Hauptausstellung Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918 widmet sich dem jüngsten österreichischen Jahrhundert. Die vielfältige, breit angelegte Ausstellung ermöglicht es den Besucherinnen und Besuchern, die österreichische Geschichte immer wieder neu aus verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten. Um das zu fördern, orientiert sich das Vermittlungsprogramm 2019 an Themenschwerpunkten, mit denen das hdgö flexibel auf aktuelle Ereignisse, politische Diskussionen und gesellschaftliche Entwicklungen eingeht.
„Wir wollen die Relevanz von Geschichte für die Gegenwart und Zukunft aufzeigen. Daher setzen wir bewusst auf Themen, die einen aktuellen Bezug haben. Mit unserem Vermittlungsprogramm beleuchten und diskutieren wir unterschiedliche Standpunkte.“, sagt Direktorin Sommer. „In den kommenden Monaten widmen wir uns verstärkt drei Themenkreisen: Frauen, Europa und Menschenrechte. Wir erstellen dazu ein breites Angebot an speziellen Führungen, aktuellen Diskussionsrunden und Workshops. Damit kann auch unsere Hauptausstellung immer wieder aus einer neuen Perspektive entdeckt werden.“
Themenschwerpunkt Frauen und Frauenrechte
1.-2. Quartal 2019
100 Jahre Frauenwahlrecht im Februar, der Internationale Frauentag am 8. März und die brisante Diskussion rund um Gewalt gegen Frauen: Das sind historische und aktuelle Anlässe, die das hdgö aktiv aufgreift. Unter anderem werden spezielle Führungen mit dem Fokus Frauenrechte und Diskussionen mit prominenten Frauen wie der Verfassungsgerichtshof-Präsidentin Brigitte Bierlein oder der Direktorin des Jüdischen Museums Wien Danielle Spera in der Veranstaltungsreihe Nachgefragt angeboten. Die Geigerin Alma Rosé, die als Leiterin des Frauenorchesters im KZ-Auschwitz-Birkenau jüdischen Musikerinnen das Leben rettete, wird anlässlich ihres 75. Todestags im April geehrt: Unter anderem mit einer Lesung aus ihren Briefen durch Schauspiel-Doyenne Elisabeth Orth und einem Zeitzeuginnen-Gespräch mit Anita Lasker-Walfisch, die als Cellistin im Frauenorchester Auschwitz überlebt hat.
Themenschwerpunkt Europa und seine Grenzen
2.-3. Quartal 2019
Der Brexit steht vor der Tür, am 26. Mai wählt EU-Europa, am 12. Juni jährt sich zum 25. Mal die positive Volksabstimmung zum EU-Beitritt Österreichs und im November feiert Europa den 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer. Aktuelle Anlässe, die das hdgö aufgreift, um Österreichs Rolle in der Europäischen Union in den Fokus zu rücken. Vielfältige Vermittlungs- und Diskussionsangebote werden Österreich im europäischen Kontext thematisieren. Am 9. Mai, dem internationalen Europa-Tag, und dem Jahrestag des EU-Referendums am 12. Juni bietet das hdgö ganztags dazu passende Themenführungen. Die Entstehung, Bedeutung und Veränderung von Grenzen – aktuell durch den Brexit – wird ebenfalls durch das Vermittlungsprogramm thematisiert.
Themenschwerpunkt Grund- und Menschenrechte
4. Quartal 2019
Im Winter 2019 konzentriert sich das Programm des hdgö auf das Thema Grund- und Menschenrechte. Was bedeuten die 1948 kodifizierten Menschenrechte für die Gegenwart? Veranstaltungen und Diskussionsrunden gehen der Frage ihrer Aktualität nach. Den 10. Dezember, den internationalen Tag der Menschenrechte, würdigt das hdgö mit freiem Eintritt ins Museum. Spezielles Augenmerk legt die Vermittlung dabei auf die Besucherinnen und Besucher unter 19 Jahren und lädt sie zur aktiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Zukunft ein. Ganztags werden dafür Workshops für Jugendliche und Schulklassen angeboten, Sonderführungen ergänzen das Programm.
Wechselausstellungen am Alma Rosé-Plateau
Mit dem Standort Heldenplatz verbindet sich eine besondere Verantwortung für das Haus der Geschichte Österreich. Am Altan der Neuen Burg hielt Adolf Hitler am 15. März 1938 seine frenetisch bejubelte „Anschluss“-Rede. Die Ausstellungsfläche vor diesem sogenannten „Hitler“– Balkon hat das hdgö programmatisch in Alma Rosé Plateau umbenannt. Denn der Ort verpflichtet: Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust und den NS-Verbrechen ist eine zentrale Aufgabe des neuen zeitgeschichtlichen Museums der Republik. Der Namenspatronin Alma und ihrem Vater Arnold Rosé ist hier auch die erste Ausstellung gewidmet, die noch bis zum 12. Mai zu besuchen ist.
Direktorin Monika Sommer: „Wir zeigen hier verborgene Geschichte und Geschichten und verleihen ihnen Sichtbarkeit. Es ist uns ein Anliegen, diesem kontaminierten Ort, der in das österreichische Gedächtnis nachhaltig eingebrannt ist, durch Ausstellungen und Vermittlungsangebote die Position des heutigen Österreichs entgegenzusetzen. Wir wollen dabei auf die Folgewirkungen des „Anschlusses“ 1938, auf den Holocaust, die NS-Gewaltverbrechen und Täterschaft verweisen, den Opfern ein Gesicht geben, Erinnerung und Gedenken anregen.“
Nur die Geigen sind geblieben. Alma und Arnold Rosé
bis 12.5.2019
Alma und ihr Vater Arnold Rosé waren zwei Ikonen des österreichischen Musik- und Wiener Gesellschaftslebens. Die Karrieren der Rosés und vieler anderer wurden 1938 jäh unterbrochen. Alma rettete als Leiterin des Frauenorchesters im KZ-Auschwitz-Birkenau jüdischen Musikerinnen das Leben, starb aber selbst im KZ; ihr Vater im Londoner Exil. In Österreich waren die beiden Musiker lange vergessen. Ihre berühmten Geigen ertönen bis heute in den großen Opernhäusern und Konzertsälen der Welt. Am 5. April jährt sich Alma Rosés 75. Todestag, den das hdgö unter anderem mit der Zeitzeugin Anita Lasker-Walfisch und einer Lesung mit Elisabeth Orth würdigt.
Magda Korsinsky
STRICKEN, die Installation
16.5. bis 10.6.2019
Eine Kooperation mit den Wiener Festwochen into the city / Das Wissen der Kindheit (mehrere Formate mit Stationen im ZOOM Kindermuseum, am Bauzaun des Parlaments und im hdgö)
Das hdgö zeigt im Rahmen von Das Wissen der Kindheit die Arbeit STRICKEN, die Installation von Magda Korsinsky. Interviews mit afrodeutschen Frauen, deren weiße Großmütter in der Zeit des Nationalsozialismus gelebt haben, bilden die Basis. Die raumgreifende multimediale Installation auf dem Alma Rosé Plateau eröffnet überraschende und irritierende Perspektiven auf tradierte Muster und Verstrickungen. Das ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit nationalsozialistischer Vergangenheit und deren Kontinuitäten ins Heute.
Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung
13.6. bis 3.11.2019
Malyj Trostenez, ein Ort nahe Minsk, war eine der größten Vernichtungsstätten des nationalsozialistischen Deutschlands. Es ist wenig bekannt, dass hier besonders jüdische ÖsterreicherInnen ermordet wurden. Unter den Opfern befinden sich über 13.000 Menschen aus dem heutigen Österreich. Das hdgö bringt die bislang in Deutschland und Belarus gezeigte Ausstellung erstmals nach Österreich, ergänzt um Informationen zu den Deportationen österreichischer Jüdinnen und Juden und ihrer Schicksale. Besondere Aktualität erhält die Ausstellung durch die für Ende März geplante Enthüllung des Denkmals der Bundesregierung für die in Malyj Trostenez ermordeten Österreicherinnen und Österreicher.
Verschüttet. Malzgasse 16 – einzigartige Funde jüdisch-österreichischer Geschichte
8.11.2019 bis Februar 2020
In der Malzgasse 16 im 2. Wiener Gemeindebezirk befanden sich vor 1938 eine Talmud-Thora-Schule, eine Synagoge und das erste Jüdische Museum Wiens – gleichzeitig das erste jüdische Museum weltweit. Seit 1955 befindet sich auf diesem Standort die Talmud-Thora-Schule Machsike Hadass, eine Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht. Anfang 2018 hat er hier bislang unbekannte Kellerräume entdeckt, die vollständig mit Abbruchmaterial gefüllt waren. Archivrecherchen ergaben: Im Zuge des Novemberpogroms wurden die Synagoge und die Schule zerstört. Im Jahr 1939 musste das Haus für ein Altersheim adaptiert werden, das Abbruchmaterial wurde in die Kellerräume verbracht, darunter waren auch Gegenstände aus der nicht mehr existenten Synagoge und Schule und des aufgelösten Jüdischen Museums. Der Aushub des Schuttmaterials brachte erstaunliche Fundstücke zu Tage – Fundstücke, die mit der vielschichtigen und wechselvollen Geschichte des Hauses unmittelbar verbunden sind. Sie sind materielle Zeugnisse eines regen jüdischen Lebens vor 1938, aber auch von dessen Zerstörung. Nicht zuletzt durch seine Nutzung als Sammellager für die Deportation der österreichischen Jüdinnen und Juden 1941/42 ist die Malzgasse 16 eine Adresse von österreichweiter Bedeutung. Das hdgö präsentiert diese einzigartigen Funde jüdischösterreichischer Geschichte erstmals öffentlich.
Highlight für die Herbstferien:
Ostarrichi! Österreich neu erfinden
26.10.– 3.11.2019
Zum Nationalfeiertag wird das hdgö die Ostarrichi-Urkunde aus dem Jahr 996, in der erstmals der Name Österreichs erwähnt wird, für eine einwöchige Sonderpräsentation nach Wien bringen. Thematisiert wird ihre Nutzung für identitätspolitische Zwecke in der Geschichte der Zweiten Republik: Im Jahr 1946 diente sie als Hilfsmittel für die Herstellung eines neuen Österreich-Bewusstseins, nach dem im postnazistischen Österreich auf vielen Ebenen gesucht wurde. 1996 wurden 1000 Jahre Österreich gefeiert. Die Geschichte der Urkunde zeigt, dass sich Österreich immer wieder neu erfunden hat und Identität ein Prozess ist.
Geschichte bewegt
„Mit diesem Gesamtprogramm wollen wir ein breites Spektrum bieten. Vielfalt ist unser Auftrag, und dem gehen wir mit voller Kraft nach. Denn Geschichte geht uns alle an, sie ist Teil unserer Gegenwart und Zukunft.“, sagt Direktorin Monika Sommer. „Für das hdgö selbst wünsche ich mir eine gesicherte, gefestigte Zukunft. An deren Rahmenbedingungen wird aktuell gearbeitet. Eines ist aber bereits heute klar: Das Haus der Geschichte Österreich erfüllt eine wichtige Funktion, wie die zahlreichen nationalen und internationalen Besucherinnen und Besucher der ersten Monate bestätigen.“
Quelle: hdgö
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