Frauen bewegten und bewegen Österreich. Gesehen werden ihre vielfältigen Leistungen jedoch noch immer viel zu wenig, wie jüngst auch die Corona-Krise gezeigt hat. Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) stellt Frauen ins Rampenlicht und launcht den Themenschwerpunkt „Heimat großer Töchter“. Das Museum www.hdgoe.at porträtiert bekannte und weniger bekannte Frauen damals und heute, die vielfach Pionierinnen waren. In einer laufend wachsenden Web-Ausstellung lädt das hdgö alle dazu ein, gemeinsam weitere inspirierende Frauen sichtbar zu machen. Den Ehrenschutz übernimmt Doris Schmidauer, Gattin von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der ORF ist Kooperationspartner.
Ob Pionierin, Heldin oder Rebellin: Frauen, die nicht mit dem Erwartbaren zufrieden sein wollten, haben die Geschichte der Zweiten Republik geprägt. Gleich zu ihren Anfängen vor 75 Jahren lieferte eine Frau, Paula Preradović, den ersten Baustein für einen neuen Österreich-Patriotismus – sie wurde als Autorin der Bundeshymne bekannt. Weitgehend ignoriert wurde im gleichen Jahr dagegen Lise Meitner, deren Forschungen zur Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn führten. Den Nobelpreis erhielt er alleine. Der Weg zu mehr Wahrnehmung und Anerkennung für Frauen war – und ist es zum Teil noch – ein weiter.
Das hdgö holt diese und viele weitere Geschichten von bekannten und weniger bekannten Frauen, die in ihrem jeweiligen Bereich Außergewöhnliches geleistet haben, im neuen Themenschwerpunkt Heimat großer Töchter vor den Vorhang. Doris Schmidauer übernimmt den Ehrenschutz des Schwerpunkts und sagt: „Kein Land kann auf das unglaubliche Potenzial von Frauen verzichten. Dennoch ringen wir in manchen Bereichen noch immer um Gleichstellung. Dabei waren und sind die Leistungen von Frauen maßgeblich für unsere Zukunft. Das Haus der Geschichte Österreich leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die großen Töchter Österreichs sichtbar zu machen. Ihre Errungenschaften haben Vorbildwirkung und machen Mut.“
hdgö-Direktorin Monika Sommer: „Nicht nur in der Geschichte finden sich inspirierende Frauen: Sie sind mitten unter uns. Ob Oma oder Nachbarin, Businessfrau oder Mentorin – alle, die uns persönlich bewegen und beflügeln, wollen wir würdigen. Auf unserer digitalen Plattform und im Museum am Heldenplatz eröffnen wir einen nachhaltigen Platz für Heldinnen.“ Web-Kurator Stefan Benedik erklärt, wie: „Wir laden jede und jeden ein, mit uns ein Foto oder Video zu teilen, das für die Geschichte einer Frau steht, die Mut macht oder Klischees herausfordert. So wird diese ein sichtbarer Teil der Zeitgeschichte, denn alle Beiträge werden auch auf Screens direkt in unserer Hauptausstellung im Museum gezeigt.“
Der #platzfürheldinnen ist ab sofort online. Fotos und Videos, die für eine inspirierende Frau stehen, können mit einer kurzen Beschreibung hochgeladen werden. So entsteht eine laufend wachsende Web-Ausstellung. Alle Details gibt es unter www.hdgoe.at. Zum Nationalfeiertag werden ausgewählte Frauen(geschichten) in einer Foyer-Ausstellung im Museum gezeigt.
Auch der ORF setzt einen Programmschwerpunkt im März und präsentiert in zahlreichen Sendungen herausragende Frauen. Unter dem Motto „Sichtbar machen“ werden auf https://extra.orf.at/ 100 Frauenpersönlichkeiten der österreichischen Zeitgeschichte und Gegenwart in den Mittelpunkt gerückt. Die Auswahl ist in Zusammenarbeit zwischen ORF und hdgö entstanden. ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner dazu: „Die ORF-Kampagne ‚SICHTBAR MACHEN‘ zeigt Außergewöhnliches, aber auch das Faktum, dass Außergewöhnlichkeit abhängig von der Perspektive und auch dem eigenen Lebensumfeld ist. Ich freue mich über die gelungene Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Österreich, das eine beindruckende Liste bemerkenswerter Frauen aus ganz Österreich erstellt hat, die es jetzt im Rahmen der Aktion zu erweitern gilt. Gestalten wir gemeinsam ein unendlich großes Mosaik beeindruckender weiblicher Persönlichkeiten unseres Landes!“
Prägende Frauen vor den Vorhang
Vor 60 Jahren kandidierte erstmals eine Frau für das höchste Amt im Staat – Ludovica Hainisch-Marchet wollte Bundespräsidentin werden. Langsam eroberten einzelne Frauen Plätze auf der politischen Bühne. Um nur einige Beispiele zu nennen: Vor 55 Jahren trat mit Grete Rehor Österreichs erste Sozialministerin ihr Amt an und 1990 wurde Johanna Dohnal erste Frauenministerin. Heuer ist es erst 25 Jahre her, dass mit Waltraud Klasnic in der Steiermark eine Frau Chefin einer Landesregierung wurde. Im selben Jahr wählte die FPÖ die spätere erste Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer zur Parteivorsitzenden.
Bestimmt wurden die Möglichkeiten und Einschränkungen für Frauen überwiegend durch soziale Veränderungen und die Zivilgesellschaft. Dabei waren sie selbst entscheidend für Verbesserungen ihrer Lage: etwa durch die Demonstrationen der 1970er Jahre – Stichwort Fristenregelung und Familienrechtsreform – oder Aktionen wie den „Wiener Wäschekrieg“ vor 40 Jahren, als ein Protest gegen eine Werbekampagne das Schlagwort Sexismus in die öffentlichen Debatten brachte, bis hin zur globalen „metoo“-Bewegung. Viele Initiativen und Einzelkämpferinnen machten seither klar, dass Frauen mit Haltung und Fachwissen zur Weiterentwicklung einer Gesellschaft beitragen – was unter anderem die Expertinnenstimmen zur Corona-Pandemie eindrucksvoll bewiesen haben.
Weiterführende Links
Themenschwerpunkt „Heimat großer Töchter“;
Wachsende Web-Ausstellung #platzfürheldinnen;
Lexikon zur österreichischen Zeitgeschichte;
Quelle: Haus der Geschichte Österreich / HdGÖ
Weitere HdGÖ-Artikel finden Sie bei uns bitte hier;
Das Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ)
Das Haus der Geschichte Österreich ist das erste zeitgeschichtliche Museum der Republik und organisatorisch an die Österreichische Nationalbibliothek angebunden. Angesiedelt am geschichtsträchtigen Heldenplatz in der Neuen Burg, bietet das HdGÖ in seinen Ausstellungen Einblicke in die wichtigsten politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts bis ins Heute. Außergewöhnliche Objekte, teils noch nie gezeigte Dokumente und interaktive Medienstationen machen Zeitgeschichte für Klein und Groß erlebbar – in historischen Räumen mit zeitgemäßer Architektur und Gestaltung. Viele Fragen und Themen der österreichischen Zeitgeschichte mit Blick auf Gegenwart und Zukunft werden in Themenführungen, Workshops und Veranstaltungen diskutiert. Für alle, die unterwegs oder zu Hause neugierig auf Geschichte sind: Eigene Web-Ausstellungen, aktuelle Schwerpunktthemen und interaktive Bildersammlungen bieten unter www.hdgoe.at immer wieder Neues aus der Vergangenheit.