„Waßt Gigerl, i woar auf Urlaub, drum bin i so braun!“ – so adressierte Helmut Köglberger (*1946, † 2018) einst frisch nach der Sommerpause seine Begrüßungsworte bei der Rückkehr am LASK-Platz an Masseur Johann Bruckmüller. Ja, so war er, der „Heli“, dem es bis ins hohe Fußballer-Alter von 35 Jahren – 1981 galt ein Mittdreißiger-Fußballer als Methusalem – gelang, die sprichwörtlichen Massen zu begeistern.
„Was der Willi Kreuz für die VÖEST, das ist der Heli Köglberger für den LASK. Ein Vorbild für die Jugend, manchmal das Herz auf der Zunge tragend, aber nie ein schwieriger Spieler!“, so der damalige LASK-Präsident Komm.-Rat Rudolf Trauner im Frühjahr 1980 über seine „Braune Perle“.
Oberbairing bei Linz
Sein Home war für ihn sein wahres Castle. Dort fühlte er sich wohl, dorthin zog er sich immer wieder nur allzu gerne zurück … nach schlechten Spielen, oder aber wenn die Kritik am „Alten“ immer lauter wurde. „Weißt Du …“, so Helmut Köglberger anlässlich eines überaus unterhaltsamen oepb-Gesprächs im Winter 1979/80, „... wegen meiner Hautfarbe kann mich keiner beleidigen, denn mein Vater soll noch schwärzer gewesen sein. Was ich aber gar nicht mag, ist, wenn sie mich als alten Mann bezeichnen, denn das bin ich mit meinen 33 Jahren noch lange nicht. Viele meiner Kollegen werden gemütlicher, ziehen sich im foranschreitenden Fußballer-Alter zurück und werden dann zum Libero. Ich will das nicht, ich bleibe vorne, mir taugt das unheimlich, der Kampf 1 gegen 1, die Mann gegen Mann-Situation. Das suche ich, das ist für mich nach wie vor eine Herausforderung, beipielsweise gegen Jüngere schneller zu sein. Solange das geht, solange mache ich das. Wenn ich eines Tages merke, ich werde langsamer, höre ich auf. Bevor ich mich auf der Gugl (Anm.: Linzer Stadion) auspfeifen lasse, gehe ich von selbst.“
Das Aus kam wie von selbst
Ein Muskelfaserriss zwang den Heli in die Knie. Am 13. Juni 1981 war die Karriere des 35-jährigen Helmut Köglberger beendet. Beim Heimspiel des LASK gegen den Titel-Aspiranten SK Sturm Graz erlitt Köglberger diese Verletzung. Er sollte in der 42. Minute beim Stand von 0 : 1 gegen Harald Ellerböck ausgetauscht werden, und den LASK-Dress in einem Bewerbsspiel nie mehr wieder überstreifen. Das Match endete im Linzer Stadion vor 6.000 Zuschauern übrigens 2 : 2.
Helmut Köglberger – der Hans Krankl der 1960er und frühen 1970er Jahre
Noch ehe der Stern des um 7 Jahre jüngeren Hans Krankl 1972/73 aufgehen sollte, leuchtete sein Stern, jener der „Braunen Perle“ Helmut Köglberger bereit hell am österreichischen Fußball-Firmament. Tore, Tore, Tore – das waren seine Leidenschaft, das war sein Leben. Am 29. August 1964 gab Helmut Köglberger sein Debüt für den LASK in der Bundesliga. Mit einer 2 : 4-Niederlage beim 1. SC Wiener Neustadt ging der Auftakt auch gleich in die Hose. In der Woche drauf, am 5. September 1964, feierten die „Linzer Landstraßler“ vor 10.000 Zuschauern auf dem aus allen Nähten platzenden LASK-Platz in der 3. Runde den ersten Saisonsieg. Goldtorschütze war beim 1 : 0 gegen Wacker Innsbruck – no na – der 18-jährige Rohdiamant Helmut Köglberger. Von da an gab es für ihn kein Halten mehr. Der LASK wurde in jenem Jahr erstmals – und bis heute auch letztmals – Meister. Den Cupsieg gab es in jenem Jahr quasi zum Drüberstreuen.
Ein steiniger Weg
„Wir waren damals sehr arm und ich musste mit einem alten Radl zur Schule fahren. Das waren täglich von Sierning nach Steyr 20 Kilometer.“, so Köglberger in seinen Erinnerungen. Um dann fortzufahren: „Aber das prägte mich. Das war ein hartes Training für die Beine, die Muskulatur.“ Mit 10 Jahren begann er beim SV Sierning 1956 mit dem Fußballsport. Seine bereits in jungen Jahren vorhandenen Sprinterqualitäten riefen die Talentespäher auf den Plan. Mit 14 Jahren wechselte der kleine Helmut 1960 zum SK Amateure Steyr. Und von dort ging es dann wiederum 4 Jahre später 1964 zum Linzer ASK weiter, der damals im Fußball-Oberhaus eine starke Adresse war. Die Hänseleien in der Schule ob seiner dunklen Hautfarbe stachelten ihn immer schon an. Er, das uneheliche Kind eines amerikanischen Besatzungssoldaten, der seinen Vater nie persönlich kennenlernen sollte, wollte es allen beweisen. Mit seinen Toren beim Fußballsport. Sein Name sollte bekannt und berühmt werden.
Von Steyr über Linz nach Wien – und wieder zurück
Helmut Köglberger schlug beim LASK voll ein. Und auch Teamchef Edi Frühwirth berief den pfeilschnellen Stürmer bereits sehr früh in die Nationalmannschaft. Am 5. September 1965 kam es zum Debüt. Köglberger lief mit den LASK-Mannschaftskollegen Gerhard Sturmberger und Franz Viehböck ins Budapester Nepstadion ein, konnte jedoch die 0 : 3-Niederlage gegen Ungarn nicht verhindern. Dennoch fiel er auch dem ehemaligen ungarischen Wunderteam-Mittelstürmer auf: „Dieser Bursche wird einmal ein Großer. Mit ihm werdet ihr noch viel Freude haben!“, so Nandor Hidegkuti über Helmut Köglberger. Was folgte waren 28 A-Länderspiele für Österreich mit 6 Toren. Im Jahre 1975 trug Helmut Köglberger auch die Kapitäns-Binde der Österreichischen Fußballnationalmannschaft.
Vom LASK zur Austria
Köglberger war in Linz beim LASK der uneingeschränkte Publikumsmagnet und Liebling der Zuschauer. Bis im Jahre 1968 der FK Austria Wien an ihn herantrat. „Wenn Köglberger geht, dann passiert etwas!“, so der schwarz-weiße Anhang, der naturgemäß auf die Barrikaden stieg. Doch der Helmut wollte weg, wollte nach Wien zur Austria. Aber was tun, um niemanden zu vergraulen? Also musste eine Generalstabslösung her. Helmut Köglberger 12 Jahre später in seinen Erinnerungen an das 1968er Jahr: „Heute kann ich darüber sprechen, seinerzeit wäre es nicht möglich gewesen, die Leute hätten mich wohl gelyncht. Der LASK gab mir zwar offiziell keine Freigabe, wollte aber doch für mich eine Ablöse herausschlagen. Wir vereinbarten also, dass ich beim Heimspiel gegen die Austria für schlechte Stimmung sorgen sollte. Nach zahlreichen Pfiffen des Publikums gegen mich verließ ich, ohne vom Trainer dazu aufgefordert worden zu sein, wortlos den Platz. Da war was los, die Presse schoss sich auf mich ein und direkt hinein in diese Missstimmung gegen mich unterschrieb ich einfach in Wien. Im Nachhinein habe ich mich geschämt, denn mir war das Linzer Publikum immer wohlwollend gegenübergestanden. Aber ich wollte auch ein bisserl was verdienen und daher mein Gang nach Wien.“
Titel in Linz – Titel in Wien
Mit der Austria holte Helmut Köglberger 1969 und 1970 die Meisterschaft, 1971 und 1974 kam auch noch der Cup-Titel hinzu. Somit errang er drei österreichische Meistertitel und drei österreichische Cupsiege, vier in Wien, zwei in Linz. Unter der Regie von Ernst „Dralle“ Fiala blühte er bei der Wiener Austria so richtig auf. Seine 31 Tore gleich in seinem ersten Jahr in Wien in der Saison 1968/69 bedeuten für ihn nicht nur den „Bronzenen Schuh“ von „France Football“, er war auch der erste Fußballer aus Österreich, dem diese Auszeichnung zuteil wurde.
Ärmlich aufgewachsen und dennoch die Welt gesehen
Aufgewachsen ist Helmut Köglberger in kärglichen Verhältnissen im oberösterreichischen Sierning bei seiner Großmutter. Wie bereits erwähnt, konnte er seinen leiblichen Vater, der ein amerikanischer Besatzungssoldat war, nie kennenlernen. Durch den Fußballsport wurde er bekannt und berühmt und konnte auch die Welt erkunden. Immer wieder gerne erzählte er die Geschichte vom 1. Mai 1974. Österreich spielte in Sao Paulo gegen den zu diesem Zeitpunkt noch regierenden Fußball-Weltmeister Brasilien 0 : 0. Unter den 123.000 Zuschauern saß auch der große Edson Arantes do Nascimento, besser bekannt unter Pele, der nach dem Spiel Helmut Köglberger zu dessen Leistung gratuliert hatte. Auch mit der Austria war er ständig auf Achse und vertrat den Österreichischen Fußballsport gewinnbringend im Ausland.
Fortuna Köln und Helmut Köglberger
Präsident Jean Löring war mit „seiner“ Kölner Fortuna auf dem Weg in die Bundesliga. Damit dies rascher von statten geht, wollte man den österreichischen Nationalspieler erwerben. „Ich war damals auch einige Tage in Köln und trainierte im Südstadion mit. Die Kölner Elf bestand aus zwei disharmonierenden Spielergruppen. Als Neuling kam ich natürlich zum Handkuss und schloss mich der schwächeren an. Statt mir wurde der Peruaner Julio Baylon verpflichtet, ich musste wieder nach Hause fahren, sehr zur Freude von Joschi Walter und der Austria übrigens, die mich ohnehin nicht hergeben wollten.“, so Helmut Köglberger sich an den Sommer 1973 erinnernd.
Heimweh nach Linz und Abstieg in die 2. Division
Nachdem der LASK stets eine sehr große Rolle im Leben des Helmut Köglberger einnahm, keimte irgendwann das Heimweh nach Linz auf. Im Winter 1974/75 war es dann soweit. Köglberger kehrte nach Linz zurück, im Tauschweg für ihn heuerte Kurt Leitner bei der Austria an. Doch mit dem LASK ging es mehr und mehr bergab. Diese Talfahrt gipfelte im Abstieg aus der 1. Division im Sommer 1978. Direkt hinein in die fußballerische Euphorie um die österreichische Fußballnationalmannschaft, die sch erstmals wieder nach 20 Jahren für eine Fußballweltmeisterschafts-Endrunde qualifizieren konnte, stieg der einstige Double-Sieger von 1964/65 LASK sang- und klanglos ab. Auch Helmiut Köglberger konnte trotz zahlreicher Tore diese Talfahrt nicht stoppen.
Wie weiland Phönix aus der Asche
Der Betriebsunfall dauerte jedoch nur ein Jahr. Im Juni 1979 und auch dank der 24 Volltreffer von Helmut Köglberger in der 2. Liga kehrte der LASK als Meister und Aufsteiger ins Oberhaus zurück. Und sorgte dort als sehr guter Aufsteiger auch gleich für Furore. Der große Favorit und Rivale in der Stahlstadt, der SK VÖEST Linz, wurde im Herbst 1979 zweimal – 3 : 1 vor 26.000 Zuschauern, 2 : 1 vor 21.000 Besuchern – bezwungen. Auch der aktuelle Meister, die Wiener Austria, musste gegen diesen entfesselten Aufsteiger LASK im Herbst 1979 zweimal die Segel streichen. Unter der Regie von Edi Krieger und Helmut Köglberger wurden die Linzer Landstraßler im Herbst 1979 Zweiter hinter der Austria. Am Ende der Saison 1979/80 erreichte der Aufsteiger LASK hinter dem Meister FK Austria Wien und dem Vize-Meister SK VÖEST Linz den respektablen 3. Platz. Köglberger trug mit 18 Toren wesentlich dazu bei. In seiner letzten Saison, 1980/81, kam Helmut Köglberger noch einmal auf 7 Tore, was eine Gesamt-Trefferquote während seiner 17-jährigen Bundesliga-Karriere von 235 Toren – 139 für den LASK und 96 für Austria Wien – in über 450 Bundesligaspielen bedeutet.
Nach der Karriere wurde Helmut Köglberger Trainer, wobei es sich dabei mit dem SV Grieskrichen, der Union Baumgartenberg und der DSG Union Perg um unterklassige Vereine handelte. Seine große Liebe galt dem Nachwuchs, darin sah er stets die Zukunft des Fußballsports von morgen. So war er unter anderem für den LASK, den FC STAHL Linz (vormals SK VÖEST), dem Bundesnachwuchszentrum / BNZ Linz und später als Betreuer des gesamten LASK-Nchwuchses aktiv. Sein Herzensklub wählte ihn im Jahre 2008 auch zum „Jahrhundertfußballer des LASK“.
Ein ganz Großer des österreichischen Fußballsports hat die Bühne dieser Welt am 23. September 2018 verlassen. Zurück bleiben Erinnerungen. Erinnerungen an einen tadellosen Sportsmann, der von ganz unten kam und bis nach ganz oben gelangte. Bleiben werden auch die lustigen Erinnerungen an die unzähligen Stadt-Derbys mit dem SK VÖEST. Stellten die VÖESTler in Anlehnung an die „Braune Perle“ des LASK den Schwarz-Weißen gerne in der Nacht vor dem Duell stets vollgefüllte Kohlensäcke aus dem Werk vor die Haustür, quasselte der Heli Köglberger während des Spiels gerne die VÖESTler zu, in dem er beispielsweise den baumlangen „Waschi Mertel“, heute besser bekannt als Dr. Manfred Mertel, SPÖ-Gemeinderat in Klagenfurt, während einer Aktion ob dessen Tätigkeit bei einer Versicherung ausfratschelte und einen Tipp wollte. Während der 193cm lange und herzensgute Mertel noch überlegte, war der 173cm „kleine“ wieselflinke Köglberger mit dem Ball bereits auf und davon …
Quelle: Redaktion www.oepb.at
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