Helmut Schön_Eine Biografie_VERLAG DIE WERKSTATT„Wo ist Helmut Schön? Wo ist Helmut Schön? Ja den hab´n wir lange nicht geseh´n – den Schön, den Schön … !“

Zwei Jahre nach dem Ableben von Helmut Schön im Februar 1996 kursierte unter deutschen Fußball-Fans während der Spielzeit 1997/98 immer wieder dieser Gassenhauer anhand der allwöchentlichen Bundesliga-Spiele, um an einen ihrer Größten zu gedenken.

Wer aber war er wirklich, der „Lange mit der Mütze“, der dem Deutschen Fußballsport so viel Erfolg beschert hatte, der sich aber auch an der Fußball-Nation Österreich orientierte, um letzten Endes anhand von Cordoba 1978 seinen Hut, besagte berühmte Mütze, nehmen zu müssen. Eben damals – „als der Lange mit der Mütze noch Bundestrainer war …!“

Fußball-Europameister 1972, Fußball-Weltmeister 1974, Fußball-Vize-Europameister 1976 – hätte Uli Hoeneß nicht den Elfmeter zum etwaigen 4 : 4 vergeben, woraufhin Antonin Panenka zum 5 : 3 für die Tschechoslowakei verwertete, in eventu hätte die BRD den EM-Titel geholt. Egal, Helmut Schön gilt auch so bis heute als der erfolgreichste Nationaltrainer der Welt. Seine Laufbahn spiegelt fünf wechselhafte Jahrzehnte deutscher Geschichte: Zuschauer-Idol in der NS-Zeit, Nationaltrainer in der DDR (Deutsche Demokratische Republik) und im seinerzeit noch selbstständigen Saarland, Bundestrainer beim DFB in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche. Der feinfühlige Intellektuelle pflegte einen im Fußball seltenen Stil – einen demokratischen nämlich.

Es ist überliefert, dass Helmut Schön als kaum 6jähriger am 5. Mai 1921 einer von 20.000 Zuschauern war, die das Länderspiel Deutschland gegen Österreich im Heinz Steyer-Stadion zu Dresden mitverfolgten. Der mitreißende Kampf, der letzten Endes mit einem 3 : 3 absolut gerecht geendet hatte, sollte den Fußball-Virus im Knirps Helmut Schön für alle Zeit geweckt haben. Das Heinz Steyer-Stadion, Spielstätte des Dresdner SC, am 6. Dezember 2003. Foto: oepb
Es ist überliefert, dass Helmut Schön als kaum 6jähriger am 5. Mai 1921 einer von 20.000 Zuschauern war, die das Länderspiel Deutschland gegen Österreich im Heinz Steyer-Stadion zu Dresden mitverfolgten. Der mitreißende Kampf, der letzten Endes mit einem 3 : 3 absolut gerecht geendet hatte, sollte den Fußball-Virus im Knirps Helmut Schön für alle Zeit geweckt haben. Das Heinz Steyer-Stadion, Spielstätte des Dresdner SC, am 6. Dezember 2003. Foto: oepb

Als Jugendlicher begeisterte Helmut Schön ab 1933 die Anhänger des Dresdner SC. 1943 und 1944 gewann dieses Team die vom Toben des Zweiten Weltkrieges (1939 bis 1945) und vom Nationalsozialismus überschattete Meisterschaft. Die Sportfunktionäre der DDR ernannten ihn, den intelligenten Aktiven, zum Verbandstrainer, ließen ihn jedoch aufgrund politischer Unzuverlässigkeit sehr bald schon wieder wie eine heiße Kartoffel fallen. Nach einigen Jahren als Nationaltrainer des eigenständigen Saarlandes wurde Helmut Schön Assistent von Sepp Herberger, den er 1964 als Bundestrainer des DFB auch beerbte. Jene 14 Jahre, von 1964 bis 1978, gelten bis heute als spielerisch hochwertigste, ereignisreichste und erfolgreichste Ära der Deutschen Nationalmannschaft. Helmut Schön´s bereits erwähnter demokratischer Umgang mit seinen Führungsspielern hatte daran maßgeblichen Anteil.

Und auch wenn heute behauptet wird, dass ihm, Schön, das Mystische des Sepp Herberger, der Glanz und Glorienschein des Franz Beckenbauer, oder aber die Lässigkeit des Joachim Löw fehlte, so ist es nicht von der Hand zu weißen: der Lange aus Dresden war ein Großer, und das war nicht nur auf seine Körpergröße bezogen.

    Der Lange mit der Mütze ging! Trotz des unrühmlichen Abschieds, den ihm sein Team 1978 in Argentinien bereitete - Hand aufs Herz - er wurde sehr bald schon schmerzlich vermisst. Die Erinnerung an "Sir" Helmut Schön, die bleibt bestehen. Symbol-Foto: oepb
Der Lange mit der Mütze ging! Trotz des unrühmlichen Abschieds, den ihm sein Team 1978 in Argentinien bereitete – Hand aufs Herz – er wurde sehr bald schon schmerzlich vermisst. Die Erinnerung an „Sir“ Helmut Schön, die bleibt bestehen. Symbol-Foto: oepb 2017

Erwähnenswert dabei – aus hiesiger Sicht – ist, dass Helmut Schön bereits sehr früh am österreichischen Ausnahme-Fußballer, dem Wiener Matthias Sindelar, großen Gefallen fand. Dieser damals populärste Repräsentant des Donaufußballs, dessen Übersicht, geschicktes Stellungsspiel und Technik war es, die es dem jungen Helmut Schön aus Dresden angetan hatte. Er studierte das Österreichische Wunderteam, sog sämtliche Artikel aus den Tageszeitungen auf und war vom ÖFB-Verbandskapitän Hugo Meisl, der als Begründer des Wunderteams galt, hellauf begeistert. Und, es war ein gewisser Johann „Hansi“ Krankl, der Jahrzehnte später die Bundestrainer-Tätigkeit von Helmut Schön so jäh beendete. Jener 3 : 2-Erfolg von Österreich über Deutschland am 21. Juni 1978 bedeutete, dass der regierende Fußball-Weltmeister Deutschland die vorzeitige Heimreise vom WM-Turnier in Argentinien antreten musste. Das kleine Österreich begehrte auf, der Riese wankte und fiel letzten Endes. Für den 63jährigen Helmut Schön war Schluss, er zog sich ins Privat-Leben zurück und galt von nun an als in Wiesbaden wohnhafter Pensionär. Am 23. Feber 1996 verstarb Helmut Schön im 81. Lebensjahr.

Diese üppige und intensive Autobiografie über einen Dresdner Fußballer-Knaben, der auszog, die große weite Welt des runden Leders zu erobern, war längst überfällig. Helmut Schön war und ist bis heute der erfolgreichste Bundestrainer. Und diejenigen, die ihn persönlich treffen durften, lernten einen Menschen kennen, der Vater, Psychologe und Motivator in einer Person war. Ein ruhiger und besonnener Mann, der den Erfolg für sich verbuchen konnte, der bescheiden geblieben war und mit dem zu Plaudern nie langweilig wurde. Ein ganz Großer eben aus der Welt des Lebens und des runden Leders. „Damals, als der Lange mit der Mütze noch Bundestrainer war … !“

HELMUT SCHÖN
Eine Biografie
Von Bernd-M. Beyer
Erschienen im VERLAG DIE WERKSTATT
www.werkstatt-verlag.de
512 Seiten, gebunden, Hardcover mit Lesebändchen
ISBN: 978-3-7307-0316-8
zum Preis von € 28,00 (Deutschland)
 
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