In diesem amüsanten, aber auch zum Nachdenken anregenden Werk, aufgezeichnet von der bekannten KURIER-Journalistin Conny Bischofberger in herrlicher erzählerischer Form, beschreibt Helmut Zilk sein Leben. Von Anbeginn an bis ins Jahr 2007 aus Anlaß seinen 80. Geburtstages am 9. Juni. Und er nahm sich kein Blatt vor den Mund und plauderte aus dem Nähkästchen zu seinem Werden und Wirken eben genau so, wie man ihn kennt, liebt, ehrt und schätzt, den Zilk. Er hat ja auch viel erlebt und mitgemacht, wenn man nur die jüngere Geschichte gedanklich Revue passieren läßt – das Briefbomben-Attentat 1993, der Rückzug aus der Politik 1994, bis hin zu seinem Herzstillstand im Vorjahr. Und er sagt selbst, hätte er nicht Dagmar Koller, seine Gattin, die ihm standhaft zur Seite war, gehabt, er wäre längst entschwunden von dieser Welt. Die beiden verbindet überhaupt ein wunderbares unsichtbares Band der Liebe. Auch diese beinahe 40 Jahre seiner Ehe mit Dagmar Koller werden rührselig beschrieben in diesem Buch.
Helmut Zilk – bekannt, ja fast berühmt in diesem Land – ein Entertainer, Lebemensch, Politiker, Stehaufmanderl, viele Bezeichnungen würden auf ihn zutreffen. Aber was wohl am meisten auf ihn zutrifft ist, daß er immer Mensch geblieben ist und sich, gerade auch als Bürgermeister von Wien in den Jahren 1984 bis 1994 aufopferungsvoll und auch mit persönlicher Hingabe um die Anliegen der so genannten Kleinen Leute kümmerte. Ihm war es nie zu blöd, am morgendlichen Gang ins Rathaus den Straßenkehrer zu grüßen oder selbst ein Papierfutserl von der Straße aufzuheben, er ärgerte sich über die Falschparker in der Wiener Innenstadt, die der Städtischen Müllabfuhr den Weg versperrten, er war es aber auch, der beispielsweise den Leichenbestattern mehr Feingefühl einimpfte bei der täglichen Ausübung ihrer Arbeit.
Jähzornig und bockig, auch so kann er sein. Aber meist nur, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt und eben sein Recht durchbringen will. Und immer wieder kommt Gattin Dagmar vor, für die er heute noch lebt, die sein Ein und Alles ist, die er liebt, verehrt, anhimmelt und auf Händen trägt. Dagmar rettete ihm zwei Leben, so sagt er heute. Sein drittes lebt er jetzt.
,Und es wird wohl mein letztes sein. Wenn meine Schalen abfallen, Schale um Schale und ich immer weniger werde, was bleibt da wirklich? Nicht sehr viel Zuversicht für die Welt und knapp genug Selbstvertrauen. Ein wenig Leben, ein wenig Angst und ein wenig Liebe.´
Das Buch eignet sich sehr gut für Zeitzeugen, Wegbegleiter, aber auch Menschen, die der Geschichte und politischen Entwicklung in diesem Land viel abgewinnen können.
Helmut Zilk
Meine drei Leben
Die Erinnerungen
Preis: EUR 19,90, 186 Seiten,
Amalthea Signum Verlag, Wien
ISBN 978-3-85002-615-4
www.amalthea.at