Die Herbertstraße ist eine etwa 100 Meter lange Gasse mitten im Hamburger Rotlichtbezirk St. Pauli in Nähe der Reeperbahn. Sie ist an den Zugängen von mannshohen und uneinsehbaren Türen begrenzt. In den Koberfenstern dahinter präsentieren sich die Prostituierten den durch die Herbertstraße flanierenden Freiern. Eine von ihnen ist Manuela Freitag. Seit den frühen 1990er Jahren arbeitet sie hier. Sie ist die dienstälteste Domina der Herbertstraße. Rein gar nichts ist ihr fremd – keine Begierde, keine Obsession. Aber es gibt auch die private Manuela, die fürsorgliche Mutter und treue Freundin – eine Frau, die manchmal auch von einem ganz gewöhnlichen Leben träumt. In ihrem Buch erzählt sie, wie sie aufwuchs, wie sie später aus Bremen nach Hamburg kam und wie sie mit 13 Jahren den ersten Schritt ins Milieu setzte. Wie sie sich später von Zuhältern befreite und zur Domina wurde. Sie nimmt uns mit in das Mysterium Herbertstraße und zeichnet dabei ein eindrucksvolles, facettenreiches Bild von den Bedürfnissen, den Sehnsüchten und Abgründen unserer Gesellschaft.

„Manuela war mein Türöffner ins Rotlichtmilieu. Wie niemand sonst verkörpert sie alles, wofür die Herbertstraße steht. Sie ist gewaltig in jeder Beziehung – verrucht, verführerisch, schön und „steet-wise“. Eben ein Original von St. Pauli.“, so Daniel Schmidt, Wirt des legendären Elbschlosskellers auf St. Pauli.

Momentaufnahme aus Hamburg – St. Pauli „am Morgen danach“. Foto: © oepb

Das oepb meint dazu:

Beim Begriff Hamburg und Vergnügungsviertel St. Pauli assoziiert man automatisch Domenica. Domenica Niehoff (* 1945 in Köln, † 2009 in Hamburg) war wohl die berühmteste Liebesdienerin Deutschlands, die sich im Laufe ihres Lebens immer für die Legalisierung der Prostitution eingesetzt hatte. Als Domenica ihre Berufslaufbahn im Jahre 1990 beendete, um sich von da an vermehrt um die Anliegen, Sorgen und Rechte der jungen „käuflichen“ Damen auf St. Pauli einzusetzen, kam Manuela nach St. Pauli. Und seit dieser Zeit sitzt sie als begehrte Domina hinter den „Fensterns zum Hof“ – oder aber kurz gesagt Koberfenstern – und bietet ihre Dienste an.

In diesem Buch wird ohne Umschweife die Lebensgeschichte einer Frau namens Manuela aufgezeigt, die von Kindesbeinen an auf sich alleine gestellt war und dies auch heute noch ist. Manuela Freitag kam 1964 in Bremen zur Welt und wuchs bei Pflegeeltern, sowie in Kinderheimen auf. Sehr bald schon stellte sie fest, dass das Geld auf der Straße liegt, sprich, dass auf der Straße binnen kürzester Zeit viel Geld verdient werden kann. Also ging sie anschaffen. Mit 17 Jahren kam sie nach Hamburg und zählt nun seit gut 30 Jahren zu den unnahbaren, aber auch unabhängigen Liebesdienerinnen. Die Herbertstraße sieht sie als kleines und familiäres Umfeld. Und als Domina schildert sie keine reißerischen Stories, sondern tiefgründige Einblicke in Abgründe des nackten Lebens und Überlebens.

Das Buch Herbertstraße, die Autobiographie der Domina Manuela Freitag ist eine Lebensgeschichte – typisch für viele Schicksale aus dem Milieu und dennoch einzigartig. Das Schicksal und der steinige Lebensweg, den Manuela hier schildert, ist krass, dramatisch, überaus menschlich und zu Herzen gehend. Diese Frau verdient Respekt, denn sie ist diesen, ihren Weg alleine gegangen.

Fazit

Ein Buch, das jeder, den Hamburgs Rotlichtmilleu samt den skurrilen Gestalten und Geschichten mit all den harten Schicksalen interessieren, gelesen haben muss. Wer möchte nicht einen Blick hinter die Kulissen der Herbertstraße werfen? Frauen, so das Klischee, sind dort nicht erwünscht, die Preise hart, die Huren absolut professionell und ihre Zuhälter im halbseidenen Milieu teils kriminell. Das ist Hamburg, das ist St. Pauli, das ist das Rotlicht. Hier gibt es viele Geschichten und die von Manuela Freitag ist nur eine davon. Aber eine der schillerndsten und interessantesten. Dieser Nicht-Roman beschreibt tatsächlich ein romanhaftes Leben und ist äußerst lesenswert.

Eingangsbereich der Herbertstraße auf St. Pauli. Foto: © oepb

EDEL BOOKS: Was gibst Du an, wenn Du von Fremden nach Deinem Beruf gefragt wirst?

Manuela: Früher war ich im ersten Moment zögerlich, meinen Beruf preiszugeben. Es ergab sich situationsbedingt, je nachdem, wie interessiert jemand nachfragte. Und dann wurde ich oft enttäuscht — auch heute noch —, erst will man alles wissen, aber sobald die Neugier gestillt ist, wendet man sich von mir ab. Heute gehe ich offen damit um, ich will nicht lügen, mich nicht verstecken. Ich schäme mich nicht dafür, dass ich eine Domina bin. Im Gegenteil.

EDEL BOOKS: Was bedeutet Dir die Herbertstraße?

Manuela: Sie ist mein Leben, mein Zuhause, ich fühle mich mit ihr verbunden. Sie ist meine Komfortzone. Ich brauche sie, ihre Vertrautheit. Hier kenne ich alles und jeden. So viele Gäste, so viele Frauen sind mir in den Jahrzehnten begegnet. Die Welt veränderte sich, ich bin geblieben.

EDEL BOOKS: Warum hast Du Deine Geschichte nun aufgeschrieben?

Manuela: Ich erzähle meine Geschichte auch stellvertretend für die vielen Frauen aus dem Milieu, die nicht gehört werden. Ich setze mich dafür ein, unseren Berufsstand zu enttabuisieren, weil wir gesellschaftlich immer noch nicht akzeptiert sind. Und das geht nur mit Ehrlichkeit.

Herbertstraße / Manuela Freitag / Kein Roman
288 Seiten, Klappenbroschur, mit zahlreichen Farb-Fotos
Format: 13,5 x 21 cm
Erschienen bei EDEL BOOKS
www.edel.com
ISBN: 978-3-8419-0743-1
Zum Preis von € 18,50 (Österreich), € 17,95 (Deutschland)
Direkt zu bestellen bitte hier:

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