... Foto: oepb
Im Prater blühen wieder die Veilchen. Foto: oepb

 

Der Prater … er zieht sich am östlichen Rand der Stadt hin, wo sie in die große Ebene ausläuft, er ist weder Park noch Garten noch Wald, er ist ein Elementarereignis der Natur mit Wiesen, Bäumen, Auen und kleinen Gewässern – zur Donau hin streckenweise ein wenig schüchtern, sachlich, nützlich geworden durch Lager- und Kühlhäuser, aber im ganzen doch noch sehr unberührt. Ein Rennplatz liegt mitten drin und das Stadion, auch ein Schwimmbad, das große Gelände der Wiener Messe um die „Rotunde“, die keine mehr ist, aber immer noch so heißt und als Hauptschlagader oder auch Rückgrat zieht sich die schnurgerade Hauptallee vom Praterstern bis zum Lusthaus, ein Übermaß der Kastanienbäume, ehemals Schauplatz der Spazierfahrten eleganter Adeliger und Patrizier. Prater: halb Bois de Boulogne, halb Naturschutzgebiet, halb öffentlicher Ort, halb unendlich verschwiegen und geheim, kaum übersehbar, unergründlich vielfältig …

... Foto: oepb
Vom Praterstern zum Lusthaus – die Hauptallee ist 4 Kilometer lang. Foto: oepb

Auf so kleinem Raum war soviel gewesen? Es war gewesen, es ist gewesen, bis heute und morgen und in etliche Zukunft hin. Denn man kann Straßen und Häuser wieder aufbauen, man kann sogar das Äußere eines Doms wiederherstellen, wie aber soll man neu bauen, was nicht gebaut, sondern gewachsen war, wie kann man ein göttliches Chaos von Holz und Pappe und verblassender Fadenscheinigkeit, wie kann man Patina auferstehen lassen, Gerüche und Düfte und Stimmengewirr und einen verwickelt ungreifbar vielgestaltigen Grundriss, der Kartographen und Photographen Hohn sprach?

Längst sind wieder Buden da, Autodrome und Achterbahn, das Riesenrad ist bewahrt geblieben und das Kino namens Lustspieltheater; vielleicht sind schon wieder ebenso viele Etablissements in Betrieb wie vor dem Untergang, wieder schlendern die Leute lachend umher und sitzen essend und trinkend in und vor den Lokalitäten, das Orchestrion wetteifert mit dem Lautsprecher um den Hauptanteil an dissonanter Harmonie, aber noch immer ist das rauchgeschwärzte Nichts unbesiegt, dringt aus dem Boden und grinst um die Ecken.

... Foto: oepb
Das Rad der Zeit nagte auch am Bootsverleih beim Heustadlwasser. Foto: oepb

 

Denn eine Ordnung lässt sich wiederherstellen, nicht aber eine durch Jahrhunderte gewachsene, weltgewordene Unordnung. Wien wird immer Wien bleiben, aber der Wurstelprater wird nie wieder der Wurstelprater sein, und gewänne er selbst die Patina neuer Jahrhunderte …

Aus: „Oh Du mein Österreich“ von Hans Weigel anlässlich 200 Jahre Wiener Prater anno 1966 (Schriftsteller, * 1908, † 1991)

Seit 1931 wird hier vermehrt Fussball gespielt – einmal besser, manchmal schlechter. Foto: oepb
Seit 1931 wird hier im Praterstadion vermehrt Fussball gespielt – einmal besser, manchmal schlechter. Foto: oepb
.
 
 
 
.
Impression im März / den Wiener Prater betreffend von Josef Weinheber (Dichter und Lyriker, *1892, † 1945)

Wårme Sunn, dås erste Pråterveigerl:
 Ållweil wieder gfreust di wiara Kind.
 Zårte Blatterl schiaßen aus die Zweigel,
 und Papierln ziagn im Fruahjåhrswind.
 
 Zwischen d‘ Bam palästern a påår Lackeln
 g’schrian uns söig mit an Fetzenbålln,
 drunt beim Bootsmann streichen s‘ schon d‘ Schinakeln,  und a Måler tuat die Gegend måln,
 
 auf der z’nepften Jesuitenwiesen
 pracken s‘ G’wehrgriff, so åls war nix gschegn,  und durch d‘ Bam durch kannst a Stückl Riesenradl und d‘ Rotundenkuppel segn.

2016, aus Anlass von 250 Jahre Wiener Prater veranstaltete das WIEN MUSEUM folgende Ausstellung

 

www.prater.at

www.praterwien.com

www.wien.gv.at

 

Back to Top