Die Grippesaison hat heuer so früh begonnen wie seit Jahren nicht. Der Höhepunkt dürfte aber noch nicht erreicht sein. Allein für Wien geht die zuständige Magistratsabteilung 15 von mehr als 11.400 grippalen Infekten und Influenza-Erkrankungen in der letzten Woche des Jahres 2016 aus. Experten raten auch jetzt noch zur Impfung. Der aktuell zirkulierende Stamm ist im diesjährigen Impfstoff enthalten, die Impfung wirkt.
Früher Beginn
In den vergangenen Jahren hat die Grippewelle erst rund um den Valentinstag richtig eingesetzt. Dieses Jahr ist der Beginn deutlich früher. Dies gilt nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa. In den nächsten Wochen dürfte die Rate an Neuerkrankungen weiter zunehmen. Das Ende der Weihnachtsferien wird diesen Effekt noch verstärken, sagen Experten.Nicht nur der Startzeitpunkt der Grippewelle ist heuer anders als in der Vergangenheit, auch der zirkulierende Virus ist es. In den letzten Jahren kursierte hauptsächlich das H1N1 Virus, das sich vom Pandemievirus des Jahres 2009/2010 abgeleitet hat. Dieses Jahr macht das H3N2 Virus 90 Prozent aller Infektionen aus. Die gute Nachricht ist: Dieser Stamm ist durch den Impfstoff abgedeckt.
Impfen nach wie vor sinnvoll
„Impfen lassen kann und sollte man sich solange man nicht selbst krank ist“, rät Univ. Prof. Dr. Herwig Kollaritsch, Facharzt für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin am Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin. „Es dauert zwar im Regelfall zwei bis drei Wochen bis der volle Impfschutz aufgebaut ist, aber selbst wenn man sich innerhalb dieses Zeitfensters infiziert, kann die Impfung den Krankheitsverlauf abmildern und Komplikationen verhindern. Die Influenza-Impfung ist ohnehin eine Impfung mit relativem Schutz, d.h. sie kann eine Erkrankung nicht immer völlig verhindern, aber sie kann jemanden vor schwerwiegenden Konsequenzen schützen. Leider bedenken das viele Menschen nicht und verlieren das Vertrauen. Dabei sollten sie überlegen, um wieviel „kränker“ sie ohne Impfung gewesen wären.“ Außerdem sei die Impfung ja gut verträglich, so Kollaritsch. „Im ungünstigsten Fall nützt sie nicht und sie schadet auch nicht.“ Auch das Muster des zirkulierenden Virus wird sich laut Kollaritsch in dieser Saison vermutlich nicht mehr ändern, der Impfstoff also treffsicher bleiben. Es könne höchstens noch eine Influenza-Welle mit einem B-Stamm nachkommen und auch dieser sei im diesjährigen Impfstoff abgedeckt.
Schnellerer Schutz durch häufige Impfung
Wer sich jedes Jahr gegen Influenza impfen lässt, profitiert nicht nur einmalig, sondern dauerhaft. „Durch regelmäßiges Impfen verbessert sich die Basisimmunität, also die Fähigkeit auf ein Antigen zu reagieren. Der Körper baut ein Immungedächtnis auf und im Fall eines Kontakts mit einem Antigen kommt es zu einer sogenannten anamnestischen, sprich einer zielgerichteteren Reaktion. Das Virus wird eliminiert bevor es zu einer Erkrankung kommt“, erklärt Kollaritsch. Und für dieses Jahr aufgrund der frühen Grippewelle besonders interessant: Menschen, die sich regelmäßig gegen Influenza impfen lassen, bauen schneller Antikörper auf. Der volle Impfschutz ist also früher erreicht. Wie schnell, hängt von Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, etc. ab. „Im Schnitt ist die volle Schutzwirkung aber ein bis zwei Wochen früher erreicht als bei Menschen, die sich nicht regelmäßig impfen lassen“, so Kollaritsch.
Mit Grippe im Bett bleiben
Wer an der echten Grippe erkrankt, sollte sich schonen und Kontakt mit anderen Menschen vermeiden, rät der Experte. Nicht immer ist es einfach, eine Influenza von einem grippalen Infekt zu unterscheiden, da nicht jeder Influenza-Erkrankte das Vollbild aller Symptome hat. Kollaritsch: „Die Engländer unterscheiden das recht treffend: Eine common cold (Erkältung) ist ein „walking disease“, also eine Erkrankung, die zwar unangenehm ist, aber wegen der man nicht das Bett hüten muss. Eine Flu (Influenza, echte Grippe) ist dagegen ein sogenanntes „lying disease“. Mit der muss man ins Bett, auch, weil das Krankheitsgefühl ein ganz anderes ist.“
Arzt kommen lassen
Wer meint, die echte Grippe zu haben, soll übrigens nicht zum Arzt in die (meist bei Grippewellen überfüllte) Ordination gehen, empfiehlt der Hygiene-Fachmann. Denn dort würde man die Viren nur weiter verbreiten. Besser sei es, den Arzt zu einem Hausbesuch kommen zu lassen, wenn dies notwendig erscheint. Zu antiviralen Medikamenten rät er hauptsächlich Risikopatienten, die Gefahr laufen würden, sehr schwere Komplikationen zu bekommen. Wichtig sei es, sie innerhalb der ersten 12 bis 24 Stunden einzunehmen, da sie sonst wirkungslos seien.
Kranke isolieren
Wer einen Krankheitsfall im eigenen Haushalt hat, sollte den Kranken möglichst abgetrennt von allen anderen versorgen. Am besten in einem eigenen Zimmer. Außerdem rät der Mediziner zu regelmäßigem gründlichen Hände waschen. Grundsätzlich sei Influenza aber weniger ansteckend als andere Infektionskrankheiten. „Der Basis-Reproduktionsindex bei Influenza ist 1,6 bis 2, bei Masern ist er 16 bis 18“, so Kollaritsch. Personen aus Risikogruppen sollten in der Nähe eines Influenza-Kranken dennoch eine Atemmaske tragen.
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