Herzkreislauferkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall und Influenza hängen zusammen. Hinweise darauf haben sich in den letzten Jahren stark verdichtet. Selbst die renommierte Cochrane Library bestätigt dies in einem Report.
Dass aber gerade die ersten sieben Tage nach einer Influenza-Diagnose besonders kritisch sind, zeigt eine Studie auf, die heuer im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde. Ein Grund mehr für Personen mit vorbestehenden Herzkreislauf-Erkrankungen, besonders wenn sie älter sind, zur vorbeugenden Influenza-Impfung zu gehen.
Erste Beobachtungen zu einem Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Herzinfarkten und Influenza sowie einer höheren Sterblichkeit aufgrund von Herzkreislauferkrankungen während der Influenzasaison gab es bereits in den 1930er Jahren. Seit einigen Jahren wird dieser Zusammenhang nun intensiver untersucht.
Gründe noch nicht restlos geklärt
Warum eine Influenza zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle führt, ist noch nicht vollständig geklärt. Grundsätzlich führen zwar alle Infektionen über eine Kaskade systemischer Infektionen und daraus entstehender Entzündungen zu einem gesteigerten Risiko für Herzkreislauferkrankungen, bei der Influenza dürften aber weitere Faktoren erschwerend dazukommen.
Eine Hypothese ist, dass das Virus zu einem Gerinnsel aus existierenden atherosklerotischen Plaques (Ablagerungen) führt und dadurch einen akuten koronaren Verschluss (Verstopfung der Herzkranzgefäße) auslöst. Andere potenzielle Ursachen beziehen sich unter anderem auf eine verringerte Entzündungshemmung oder die Erhöhung der Makrophagen-Zirkulation in den Arterien.
Die ersten sieben Tage sind entscheidend
In einer heuer im angesehenen New England Journal of Medicine publizierten Studie wurde erstmals gezeigt, dass speziell die ersten sieben Tage nach einer (laborbestätigten) Influenza-Infektion jene sind, in der die Gefahr für einen Herzinfarkt besonders groß ist. Nämlich sechs Mal so hoch wie im gesamten Jahr davor oder danach. Besonders groß war das Risiko für ältere Patienten, jenen, die eine Infektion mit dem B-Stamm des Virus hatten und für Patienten, die ihren ersten Infarkt erlitten. „Am Beginn der Erkrankung sollten wir also ganz besonders auf etwaige Herzinfarkt-Anzeichen bei unseren Influenza-Patienten achten und sie lieber einmal zu viel ins Spital schicken als einmal zu wenig!“, betont Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Siostrzonek, Ärztlicher Leiter der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz.
Impfung wirkt
Bereits im Jahr 2015 konnte in einer anderen Analyse über mehrere Studien nicht nur gezeigt werden, dass Herzinfarkte häufiger bei Patienten mit Influenza auftreten, sondern auch, dass eine Impfung das Risiko dafür reduzieren kann. Die errechnete Wirksamkeit der Impfung lag demnach bei knapp 30 Prozent. Ihre Schutzwirkung hat damit eine ähnliche Größenordnung wie einige andere, deutlich akzeptiertere Präventionsmaßnahmen bei bereits vorbelasteten Personen. So wird zum Beispiel die Effektivität von Statinen mit 36 Prozent berechnet, jene von Medikamenten gegen Bluthochdruck mit 15 bis 18 Prozent und Maßnahmen zur Raucherentwöhnung mit 26 Prozent.
Auch die kardiovaskulär bedingten Todesfälle dürften sich durch Impfmaßnahmen reduzieren lassen. Die renommierte Cochrane Library hat analysiert, dass unter Personen mit Vorbelastung in der Gruppe der Geimpften 2,3 Prozent der Patienten verstorben sind, aber mehr als doppelt so viele – nämlich 5,1 Prozent – in der Gruppe der nicht Geimpften.
Bei Verschreibung von Blutdrucksenkern und Statinen an Impfung denken
Die Influenza-Impfung wird von allen relevanten nationalen und internationalen Organisationen für Personen mit chronischen Erkrankungen – und dazu gehören Personen mit Herzkreislauferkrankungen – empfohlen. Sie ist auch im österreichischen Impfplan vorgesehen. Dennoch ist die Durchimpfungsrate gerade in Österreich äußerst niedrig.
„Herzkreislauferkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todesursache in Österreich.“ erklärt der Kardiologe. „Viele Personen – gerade jene im höheren Lebensalter – haben auch schon Vorschäden. Die Influenza-Impfung wäre eine einfache, kostengünstige und effektive Vorbeugungsmaßnahme. Hausärzte sollten bei jeder Verschreibung eines Statins oder eines blutdrucksenkenden Medikamentes auch die Influenza-Impfung empfehlen.“, unterstreicht Siostrzonek abschließend.
Quelle: Fine Facts Health Communication
Bitte beachten Sie auch diese Artikel bei uns;