Jürgen Müller war 2003 Gast bei Vera Russwurm.
Jürgen Müller war 2003 Gast bei Vera Russwurm.

Am 23. Oktober 2011 erlag Jürgen Müller erst 44jährig an Krebs. Bereits seit dem Jahr 2000 und der ersten Diagnose, dass er an einem bösartigen Gehirntumor laboriere, kämpfte er heroisch gegen diesen schier übermächtigen Gegner an. So, wie einstens am grünen Rasen, als er oftmals als Turm in der Abwehr beim seinerzeitigen SK VÖEST Linz seinen Mann stand.

Jürgen Müller ging vor über 10 Jahren keineswegs in die Knie, als er erfuhr, dass er an Krebs leide, ganz im Gegenteil. In seinem im Jahre 2003 im Denkmayr-Verlag erschienenen Buch „Bösartig/Ein Buch zum Überleg/ben“ – aufgeschrieben und erzählt von Wolfgang Bankowsky – schilderte er seine Eindrücke seit dem Tag des Ausbruchs dieser Krankheit. Er sprach mit diesen seinen Ausführungen all denjenigen Mut zu, die Leidensgenossen von ihm waren. Er hielt österreichweite Vorlesungen ab, unterwarf sich einer Chemotherapie und hielt nach wie vor die Fahne des Lebens hart gen Wind. Jürgen konnte und wollte sich seinem schmerzvollen Schicksal einfach nicht ergeben. Auch Vera Russwurm wurde auf ihn aufmerksam und lud Jürgen Müller im Jahre 2003 in ihre Sendung „Vera“ ein. Dort versprühte er nicht nur Charme und Freude, sondern auch eine ungeheure Portion an Lebensmut. Bis zuletzt kämpfte er gegen seine Krankheit an und konnte sich wenigstens seinen Lebenstraum noch erfüllen – die Errichtung des Erlebnishofes „Kumplgut“ in Oberlaab für krebskranke Kinder wurde fertig gestellt – nach der Idee und Durchführung Jürgen Müller´s.

Im Dress des SK VÖEST Linz, Feber 1989.
Im Dress des SK VÖEST Linz, Feber 1989.

Jürgen Müller entstammte der großen Talenteschmiede beim SK VÖEST. Sein Stammverein war Union Wels, doch sehr bald schon wurde er für das Leistungszentrum des SK VÖEST in Linz engagiert. Unter Trainer Ferdinand Milanovich feierte er am 20. September 1986 als 19jähriger sein Oberhaus-Debüt mit einem 1 : 1 in Linz gegen den regierenden Meister FK Austria Wien. Von diesem Moment an gehört er zum Stamm der ersten Mannschaft und hielt dem Werksklub bis zum Winter 1990/91 die Treue. Auch hier gibt es eine tolle Erzählung: Im Jänner 1991 verbrachten die drei VÖEST-Fußballer Johann Dihanich, Dietmar Metzler und Jürgen Müller einige Tage Urlaub in Neustift im Stubaital. Eines Nachts loderten hohe Flammen aus dem „Haus Gletscherblick“. 14 Menschen versammelten sich in panischer Angst am Balkon im zweiten Stock des Hauses, als die drei Linzer, abgestiegen in einer nahe gelegenen Pension, durch deren Hilferufe geweckt wurden. Metzler und Dihanich machten eine so genannte „Räuberleiter“, über die Jürgen in den zweiten Stock klettern konnte. Er half den Eingeschlossenen über einen Erker auf der Seite des Hauses hinunter. Als die Feuerwehr eintraf, waren alle von den Flammen Eingeschlossenen bereits in Sicherheit.

 Im Donaupark beim FC Blau-Weiß Linz war Jürgen Müller oft ein gern gesehener Gast. Hier signiert er sein Buch "Bösartig". Foto: skv-neverforget.at
Im Donaupark beim FC Blau-Weiß Linz war Jürgen Müller oft ein gern gesehener Gast. Hier signiert er sein Buch „Bösartig“. Foto: skv-neverforget.at

Später, als Jürgen Müller quasi als Gegner nach Linz kam – er war nun für den SV Ried aktiv – stellte er sich nach wie vor den Anhängern und plauderte, wie es eben seine Art war, frei und freudig aus dem Leben: „Wisst´s, der SK VÖEST war und wird immer mein Team sein, auch, wenn ich heute ein anderes Trikot trage. Für mich brach damals ohnehin eine Welt zusammen, als mir Manager Fritz Ulmer mitteilte, dass man nicht mehr mit mir planen würde.“, so der lange Abwehrspieler nach einem Oberösterreich-Derby 1993 in Linz zu den blau-weißen Fans. Und auch einige Jahr zuvor – im November 1988 – nach einem 0 : 3 in Salzburg-Lehen gegen den FC Salzburg, stellte sich Jürgen der motzenden Fan-Schar und erklärte den Grund für die Niederlage. Unvergessen sind auch seine Zweikämpfe gegen den Namenskollegen Hansi Müller vom FC Tirol. Der deutsche Superstar der Innsbrucker sah gegen ihn kaum Land und wurde sogar des Feldes wegen grober Revanche-Fouls verwiesen.

Jürgen Müller war auch sehr erfolgreich im Unter 21-Team des ÖFB aktiv. Seine damaligen Mitspieler waren unter anderem Peter Artner, Peter Schöttel, Peter Stöger, sowie der ebenso bereits leider verstorbene Gerald Glatzmayer.

Bis zuletzt setzte er sich für seine Idee, ein Heim für krebskranke Kinder am Land zu etablieren, vehement ein. Sein größter Wunsch wäre es noch gewesen, Kinderlachen dort vernehmen zu dürfen. Dieser Wunsch wurde ihm von höherer Stelle verwehrt. Und dennoch wurde aus er Idee Wirklichkeit, die Eröffnung von „Kumplgut“ steht unmittelbar bevor.

Ein gerader und ehrlicher Kerl, das war er Zeit seines Lebens. Mit seinem Ableben scheidet wieder ein großes Stück Geschichte des SK VÖEST dahin. In den Herzen derer, die ihn gekannt und geschätzt hatten, wird er aber stets präsent bleiben.

www.kumplgut.at

www.bundesliga.at

 

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