Die Nibelungenbrücke in Linz um 1950 von Karl Hauk. Foto: © Nordico Stadtmuseum Linz

Die Lentos-Retrospektive über Karl Hauk (1898–1974) dokumentiert das umfangreiche Schaffen des Künstlers, der maßgeblich an der künstlerischen Ausbildung der ersten Nachkriegsgeneration beteiligt war und bis heute sichtbare Arbeiten im öffentlichen Raum in Linz schuf. Karl Hauk gehört zu jener Generation, die beide Weltkriege (1914-18, sowie 1939-45) und viele Umbrüche erlebte. Sein überliefertes Werk ist umfangreich und stilistisch breit gefächert. Neusachliche Bildauffassungen finden sich in Karl Hauks Werk genauso wie expressionistische Strömungen. Die Themen sind vorwiegend im figurativen, szenischen Stil gehalten und behandeln sozialkritisch das Arbeiterleben, widmen sich religiösen Darstellungen oder behandeln die verschiedensten Facetten von Liebespaaren.

„Nach Ida Maly, Friedl Dicker-Brandeis und Herbert Bayer präsentieren wir in unserem Programm nun einen weiteren Künstler der Zwischenkriegszeit, der in unseren Sammlungen, sowohl des Lentos als auch des Nordico, prominent vertreten ist, und tragen somit zur Aufarbeitung der Entwicklung der österreichischen Kunst bei.“, sagt Hemma Schmutz, Direktorin Lentos Kunstmuseum.

Als erster Direktor und späterer Leiter der Meisterklasse für Malerei an der Kunstschule der Stadt Linz von 1947 bis 1951, war Karl Hauk maßgeblich an der künstlerischen Ausbildung der ersten Nachkriegsgeneration beteiligt. Zu Hauks Schüler*innen zählte u. a. der Maler und Grafiker Rudolf Kolbitsch. Kolbitsch wurde in Oberösterreich der Nachkriegszeit für seine Aufträge in sakralen und öffentlichen Gebäuden bekannt und machte sich insbesondere in der Ausgestaltung sakraler Glasfenster einen Namen.

Karl Hauk, Uhr an der Linzer Tabakfabrik, 1932. Foto: © Gregor Graf

Hauks Arbeiten wurden neben Werken von Herbert Bayer, Hans Kobinger, Alfred Kubin und Egon Hofmann bei Ausstellungen der Künstlervereinigung MAERZ regelmäßig präsentiert. Er war Mitglied im Hagenbund und stellte in der Wiener Secession aus. Hauk führte viele Aufträge im öffentlichen Linzer Raum aus, die teilweise bis heute erhalten geblieben sind, u. a. die Uhr für die Linzer Tabakfabrik 1932, das Wandbild Die Medizin für den Sitzungsaal der Ärztekammer 1957 oder das Monumentalgemälde Arbeit-Friede-Gerechtigkeit 1949 in der Arbeiterkammer Oberösterreich. Leider wurde von der Kunst am Bau im Zweiten Weltkrieg vieles zerstört, so unter anderem die Wandbilder von Hauk in der Arbeiterkammer aus dem Jahr 1929 und die Fresken in der Bahnhofshalle von 1937.

„Karl Hauk beeindruckt durch ein vielseitiges künstlerisches Œuvre das vom Expressionismus bis in die Neue Sachlichkeit reicht. Er wurde von seinen Zeitgenossen hochgeschätzt und erhielt viele Aufträge im öffentlichen Raum, die das Linzer Stadtbild bis heute prägen. Leider ist die Wertschätzung der in den 1950er-Jahren entstandenen Werke der in der Nachkriegszeit tätigen Künstler bis heute sehr gering und viele dieser Denkmäler werden bei Umbauarbeiten oder Renovierungen immer noch demontiert oder gar zerstört.“, meint Kurator Andreas Strohhammer.

Die Kunst-am-Bau-Objekte von Karl Hauk werden im Rahmen der Lentos-Ausstellung mit Fotografien von Gregor Graf präsentiert. Die Retrospektive im Lentos dokumentiert das umfangreiche Schaffen Karl Hauks. Mit Unterstützung der Arbeiterkammer Oberösterreich und dem Kunsthandel Widder konnte ein Katalog zur Schau mit Textbeiträgen von Hannes Etzelstorfer, Sarah Jonas, Wolfgang Sachsenhofer, Andreas Strohhammer und Roland Widder publiziert werden. Die Publikation ist im Museumsshop und im Web erhältlich.

Karl Hauk, Selbstportrait, 1923, Foto: © Privatsammlung

Biographie Karl Hauk

1898 Karl Hauk wird am 1. Mai als zweiter Sohn von Apotheker Otto Hauk und seiner Gattin Aloisa Hauk in Klosterneuburg geboren. Seine Kindheit verbringt er in Wien.

1904 Die Familie Hauk übersiedelt nach Linz und wohnt in der Fadingerstraße 17a. Nach der Matura in der Kaiser-Franz- Josef-Oberrealschule beginnt Karl ein Studium an der Technischen Hochschule in Wien und bezieht eine Wohnung mit Atelier im Zinshaus seiner Eltern in der Schönbrunner Straße 62.

1916 wird er zum Kriegsdienst beim 14. k. u. k. Infanterieregiment an die italienische Südfront einberufen und erlebt dort auch das Ende des Krieges. Obwohl mit dem Schrecken des Krieges verbunden, ist dies für den jungen Hauk die erste Begegnung mit dem Süden Europas und der italienischen Kunst und Kultur.

1918–1923 Karl Hauk inskribiert an der Akademie der bildenden Künste in Wien und studiert Malerei und Grafik bei den Professoren Karl Sterrer, Josef Jungwirth und Alois Delug.

1921 wird Karl Hauk für seine Landschaftsbilder der Gundel-Preis verliehen und erhält von Professorenkollegium die Silberne Fügermedaille. Erstmalige Beteiligung in der Herbstausstellung der Wiener Secession.

1923 Karl Hauk arbeitet als freischaffender Künstler vorwiegend in seinem Linzer Atelier. Ausstellungen im Hagenbund (Mitglied ab 1927), der Wiener Secession und in der Künstlervereinigung MAERZ.

„Das Ereignis in der gegenwärtigen Gemäldeausstellung des oö Künstlerbundes MAERZ sind die Bilder des jungen Karl Hauk. Echtheit des inneren Erlebnisses, reichentwickelter Farbensinn und eine bemerkenswerte Fähigkeit zu komponieren zeichnen seine expressionistischen Studien aus.“, so Hermann Ubell, Tages-Post vom 24. Mai 1923

1925 Für das renovierte und umgebaute Café Traxlmayr bemalt Karl Hauk zwei große Keramikvasen, die in der Tonöfenfabrik Karl Schadler gebrannt werden.

1926 Auftrag der Stadt Linz für das großformatige Wandbild Sturmangriff für das Hessenmuseum in der Linzer Schlosskaserne (Verbleib unbekannt); Schutzengelfresko für die Linzer Schule der Kreuzschwestern (1963 zerstört).

1927–1928 Für die Trinkhalle im Kurpark Bad Hall bekommt Karl Hauk von Architekt Clemens Holzmeister den Auftrag, sechs Terrakottafiguren zu gestalten.

1929 Karl Hauk malt einen Freskenzyklus und entwirft Glasfenster für die Kammer für Arbeiter und Angestellte in Linz (im Krieg zerstört). In Zusammenarbeit mit dem Glasmaler Josef Raukamp entsteht ein großformatiges Glasfenster für die Feuerhalle im Urnenhain Urfahr, erbaut von Julius Schulte. Ebenso ein Glasfensterzyklus Zwölf Monate für die Villa Fehrer in Linz Ausstellung des Hagenbunds in Prag und ein Jahr später in London.

1931 Entwürfe der Fakultäts-Kupferreliefs für die Fassade der Studienbibliothek (ausgeführt 1933).

1932 Jahreszeiten- und Tierkreiszeichen-Mosaike für die Ziffernblätter der Uhr am Haupteingang der Tabakfabrik in Linz.

1933 Karl Hauk entschließt sich, das Linzer Atelier aufzugeben und endgültig nach Wien zu übersiedeln, wo er wieder im Atelier an der Schönbrunner Straße arbeitet. In den Folgejahren führt er mehrere Großaufträge in Wien aus (Pfarre Sandleiten, Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche). 

1934 Beteiligung an der internationalen Kollektivausstellung Christliche Kunst in Madrid.

1936 Karl Hauk bekommt den Zuschlag für die Ausgestaltung der Linzer Bahnhofshalle, wo er auf einem 200m2 großen Fresko den geistig-kulturellen Landesgrößen wie Anton Bruckner, sowie den bäuerlichen Schichten der vier Landesviertel Referenz erweist (im Krieg zerstört).

1938–1945 Karl Hauk, der sich in privater Korrespondenz gegen die neuen Machthaber und deren Politik negativ äußert und nicht der NSDAP beitritt, kann in den Jahren nationalsozialistischer Herrschaft unbehelligt arbeiten. Der bevorzugte Stil der nationalsozialistischen Partei trägt schließlich nur geringfügig andere Züge als im christlichen Ständestaat, dem politischen Vorläufer, unter dem Hauks figurativ-monumentale Ausdrucksart geschätzt wird. So nimmt er weiterhin an öffentlichen Ausschreibungen teil.

1939 Karl Hauk erhält den 2. Preis für den Entwurf von zehn Glasfenstern nach einer Ausschreibung für den großen Sitzungssaal im Wiener Rathaus. Für die Ausstellung Berge, Menschen und Wirtschaft in Berlin malt Karl Hauk monumentale Wandbilder.

1941 bekommt Karl Hauk den 1. Preis für seinen Mosaikentwurf für den Stiegenaufgang des Wiener Künstlerhauses verliehen. Für die Einsegnungshalle am Wiener Zentralfriedhof malt Karl Hauk ein 12m2 großes Lebenskreislauf-Fresko.

1943 Karl Hauk lehnt das Angebot einer Professur an der Akademie der bildenden Künste in Breslau ab. Karl Hauk wird zum Kriegsdienst einberufen. Das Ende des Krieges erlebt er im Salzburgischen. Während des Krieges kommt seine Tochter Michaela zur Welt. Hauks Frau Jolanda und die Tochter verbringen die Kriegszeit am Grundlsee, wo Karl Hauk auch nach dem Krieg bis 1947 wohnt und ein Atelier unterhält.

1945 Im Dezember Teilnahme an der Kunstschau Wien–Linz im Landhaus in Linz.

1946 Karl Hauk stellt bei der großen Kunstausstellung Oberösterreich aus und erhält den 2. Preis des Landes Oberösterreich und der Stadt Linz.

Die stärkste Individualität scheint der Träger des zweiten Preises Karl Hauk zu sein, ein vielseitiger Maler, der mit einer Anzahl eindrucksvoller Pastelle, sehr realistischen Temperas und seinen Entwürfen für kirchliche Mosaike auch zahlenmäßig sehr stark an der Ausstellung beteiligt ist.“, so die Österreichische Volksstimme vom 18. Juli 1946

1947 wird Karl Hauk, der nationalsozialistisch nicht belastet ist, die Leitung der neugegründeten Kunstschule der Stadt Linz übertragen; er führt neben Herbert Dimmel eine Malklasse.

1949 Monumentalgemälde Arbeit-Friede-Gerechtigkeit für die wiederaufgebaute Arbeiterkammer in Linz.

1950 Ausstellung Die Lehrer der Kunstschule in der Neuen Galerie der Stadt Linz. Neben Karl Hauk stellen Herbert Dimmel, Alfons Ortner, Walter Ritter, Friedrich Neugebauer und Wolfgang Wersin aus.

1951 Durch das Konkurrenzverhältnis mit Dimmel kann sich Karl Hauk in seiner Position als Direktor nicht behaupten und sieht 1949 von einer Wiederwahl ab. Differenzen zu Kollegen münden schließlich in einer Professorenkonferenz der Kunstschule. Nach eingehender Aussprache mit dem Linzer Bürgermeister Ernst Koref wird die Kündigung Hauks im Herbst 1951 beschlossen. Von der unbefriedigenden Situation in Linz verärgert, verlagert Hauk seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt nach Wien, um die zahlreichen Auftragschancen wahrzunehmen, die ihm der Wiener Wiederaufbau bietet. Aber auch in Linz ist Karl Hauk als Gestalter weiterhin gefragt. 

1954 Intarsien und Mosaike für das VOEST-Verwaltungsgebäude in der Muldenstraße 5 mit den Themen Arbeiter. Die VOEST empfängt Käufer aus aller Welt (Verbleib unbekannt).

1955 Mosaik für die Stadlerschule in Linz.

1957 Wandgemälde Die Medizin für den Sitzungssaal der oberösterreichischen Ärztekammer.

1958 Steinintarsie für den Kassensaal der Oberbank am Linzer Hauptplatz (Verbleib unbekannt).

1959 Kollektivausstellung Hauk – Dimmel – Hofmann im Oberösterreichischen Landesmuseum Mit seiner Frau Jolanda unternimmt Hauk in dieser Zeit ausgedehnte Reisen nach Italien und Jugoslawien, sowie nach Frankreich, Deutschland und in die Schweiz.

1960–1970 In den 1960er-Jahren bemüht sich Hauk um die Verwirklichung von Mosaiken, Wandbildern, Glasfenstern und Sgraffito in öffentlichen Gebäuden. Trotz etlicher Aufträge zählt er nicht mehr zu den bevorzugten Auftragsempfängern.

1974 Karl Hauk stirbt am 13. August und wird in der Familiengruft in Lambach beigesetzt. Die angeführten Kunst-am-Bau-Aufträge sind nur in Auswahl wiedergegeben.

Ausstellungsansicht, Karl Hauk, 2022 im Lentos Kunstmuseum Linz. Foto: © Violetta Wakolbinger

Mehr über diese Ausstellung bitte hier:

Quelle: Museen der Stadt Linz GmbH

Lesen Sie mehr über das Lentos Kunstmuseum Linz bei uns bitte hier;

www.lentos.at

Und über das NORDICO Stadtmuseum Linz bitte hier;

www.nordico.at

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