Karl Merkatz

So bin ich

Der österreichische Schauspieler Karl Merkatz, 1930 in Wiener Neustadt geboren, erlernte den Beruf eines Tischlers, ehe es erste Erfolge auf der Laienbühne zu feiern gab. Es folgten Schauspielunterrichte in Wien, Zürich und Salzburg und seit dem Jahre 1955 übt er diesen Beruf aus. Es gab im Laufe seiner Karriere zahlreiche Engagements in Deutschland und in Österreich, an die 250 Rollen für Film und Fernsehen. Dies ist die bewegende Geschichte eines Tischlerlehrlings aus Wiener Neustadt, der seinen großen Lebenswunsch verwirklichen konnte.

Karl Merkatz schauspielerte bereits schon sehr früh. Sein Kindheitsdebüt gab er als Zehnjähriger im Pfarrsaal, damals war er in der Vorstadtkirche seines Geburtsortes Wiener Neustadt Ministrant, später sogar Mesner und schon von der Bühne begeistert. Sein Debüt war die Titelrolle in „Der verlorene Sohn„, halb gelesen, halb gespielt. Dann hat ihn die Pfadfinderbühne entdeckt. Auch im Luftschutzraum hat der junge Karl Merkatz sein Talent ausprobiert. Und zu Kriegsende war er gerade einmal fünfzehn Jahre alt.

Weiter ging es von einer Tischlerwerkstatt in die nächste, gelernt hatte er viel, was er auf einem Bauernhof im Salzburgischen Irrsdorf sehr gut gebrauchen konnte. Er restaurierte dort selbst alle Möbel. Während der Tischlerausbildung hat er natürlich im Lehrlingsheim Laientheater gespielt.

In Wiener Neustadt gab es ab der Herbstsaison 1946 das Stadttheater, das vom Badener Theater bespielt worden war. Sehr oft sah man den Karli mit seinen Freunden unter dem Stehplatzpublikum. Dass man ihn in unseren Zeiten als ,Spritzenkarli´, als ,Mann von La Mancha´ und als ,Milchmann Tevje´ ebenso würdigt, wie als Nestroy-, Raimund- und Shakespeare-Darsteller, das stand damals freilich noch in den Sternen.

Eines Tages bekam Karl Merkatz einen Anruf von Reinhard Schwabenitzky, er hätte eine Rolle für ihn quasi direkt auf den Leib geschrieben. Karl Merkatz war in diesem Moment nicht gerade begeistert, aber er ließ sich die Sache durch den Kopf gehen und siehe da, alsbald ward ,Edmund ,Mundl´ Sackbauer´ geboren. Karl Merkatz alias Edmund Sackbauer, seines Zeichens Elektriker aus Wien-Favoriten, verkörperte den ,Echten Wiener, der nicht untergeht´ geradezu mit Bravour. Er konnte Bier trinkend schimpfen, schreien und toben, stand aber letzten Endes immer voll und ganz hinter seiner Familie.

Berühmtes Zitat zu seinem Sohn Karli, ,dem Trottel´: , I hau da a Watschn oba, dass da vierzehn Tag der Schäd’l wackelt.´ Die erste Folge unter dem Titel ,Salz der Erde´ wurde ausgestrahlt. Als die Winter-Olympiade in Innsbruck 1976 anstand – Franz Klammer holte Abfahrts-Gold – wurde ein Pausenfüller gesucht, und so startete die Erfolgs-Serie im ORF der 70iger Jahre mit dem Titel und Thema: ,Ein echter Wiener geht nicht unter´. Die Serie besitzt heute Kult-Status.

Die nächste schauspielerische Höchstleistung in seiner Laufbahn gelang ihm 1981 in Franz Antels „Der Bockerer´. Man nahm Karl Merkatz die Rolle des Fleischhauermeisters Karl Bockerer aus Wien-Mariahilf/Gabergasse förmlich ab – er spielte dies Rolle nicht, er lebte sie. Karl Bockerer liebte seine Familie und sein Wien. Adolf Hitler und die Nazis waren ihm ein Greuel und er bekämpfte das Regime, mit seinen bescheidenen Mitteln. Als ,Idiot und Trottel´ abgestempelt, überlebte er die schlimmen Jahre des 2. Weltkrieges. ,Karl Bockerer´ verfügt inzwischen über 4 Teile und auch hier brillierte er als Schauspieler und erfreute immer wieder sein zahlreiches Publikum.

Karl Merkatz ist ein vielseitiger Künstler, der mit beiden Beinen am Boden geblieben ist, der auf der Bühne eine unverwechselbare, ehrliche Sprache spricht und als Edmund ‚Mundl‘ Sackbauer und ‚Bockerer‘ zur Legende wurde.

Privat ist er Pilzesammler, Reiter, Wagerlfahrer und EDV-Fan. Man sieht ihm nicht an, dass seine drei Enkelkinder bereits erwachsen sind und er bereits Urgroßvater ist. Gattin Martha war einmal seine Kollegin gewesen, die den Beruf der Schauspielerei der Familie zuliebe aufgegeben hat. Kirchlich getraut hat die beiden ein väterlicher Freund, Pater Bernhard vom Zisterzienserstift Neukloster. Davor waren sie nur standesamtlich in Heilbronn verheiratet worden, weswegen Martha vom Pater liebevoll ,Konkubinatscherl´ genannt wurde. Karl Merkatz besucht noch heute das Grab des Paters in Heiligenkreuz. Zu seiner Angetrauten sagt der Schauspieler kurz und bündig ,Frau´.

Seine Filme

1975 bis 1979: Ein echter Wiener geht nicht unter
1981: Der Bockerer
1986: Irgendwie und Sowieso
1987: Der Joker
1994: Der Spritzen-Karli
1996: Der Bockerer II – Österreich ist frei
1998: Drei Herren
2000: Der Bockerer III – Die Brücke von Andau
2002: Ein Hund kam in die Küche
2003: Der Bockerer IV – Prager Frühling
2003: Sommer mit den Burggespenstern

Seine Lieder

1976: Heis’lratz, soll i di beißen
1976: Wie immer
1977: I bin schiach und du bist schiach
1977: Trautes Heim, Glück allein

Seine Auszeichnungen:
1981: bester Schauspieler und Filmband in Gold
1982: für ,Der Bockerer´ (1. Teil)
1995: Ehrenring von Wiener Neustadt
1996: Goldene Romy als beliebtester Schauspieler
1999: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
2002: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich

So bin ich
von Karl Merkatz und Gerlinde Kolanda-Fidelsberger
280 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3222131820
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