Eine aktuelle Großstudie hat nun erneut bestätigt, was zuvor bereits in zahlreichen Untersuchungen beobachtet wurde: Weder zwischen dem Verzehr von Fast Food noch von Obst und Gemüse besteht ein belastbarer Zusammenhang mit dem Körpergewicht von Kindern und Jugendlichen. Insgesamt sind die Korrelationen mutmaßlicher Risikofaktoren für kindliches Übergewicht so schwach, dass daraus keine Maßnahmen zur öffentlichen Gesundheitsförderung abgeleitet werden können, so das Fazit der Wissenschaftler der Universitäten Auckland und Otago (Neuseeland). Für die aktuelle Studie wurden die Daten von fast 66.000 Kindern (6-7 Jahre) und 190.000 Jugendlichen (13-14 Jahre) aus 35 Ländern ausgewertet – dabei offenbarten sich, wie in der Ernährungsforschung üblich, überraschende Ergebnisse.
So war beispielsweise der Fast Food-Verzehr bei Jugendlichen mit einem niedrigen BMI assoziiert, genauso wie der Konsum von Nüssen. Eine starke körperliche Aktivität hingegen stand mit einem höheren BMI in Verbindung. Beim Konsum von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten konnten die Forscher keinen Zusammenhang beobachten. „Diese Studie reiht sich nahtlos in eine Forschungs-Phalanx ein, die seit Jahren stets die gleichen Beobachtungen liefert: Es ist absolut unklar, welches Essen Kinder dick oder dünn, krank oder gesund werden lässt“, erklärt Ernährungswissenschaftler und Buchautor Uwe Knop. Es werde auch niemals geklärt werden können, denn dazu sei die Ernährungsforschung aufgrund massiver Limitierungen nicht in der Lage. „Die Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel, in Dickmacher und Schlankhalter ist genauso belastbar als würden Sie in einer Glaskugel lesen.“
Auch die Ergebnisse von zwei weiteren neuen Publikationen unterstreichen das ökotrophologische Universalcredo „Nichts Genaues weiß man nicht“: So korrelierte der Verzehr von „freiem Zucker“ (nach WHO-Definition, umfasst u.a. zugesetzten Zucker) nicht mit dem BMI australischer Kinder und Jugendlicher. Die Autoren der University of Hongkong empfehlen: Anstatt sich auf eine einzelne Energiequelle zu fokussieren solle man sich im Kampf gegen juvenile Adipositas besser auf die Gesamtheit der Nahrungsqualität konzentrieren. Genau das haben Forscherkollegen der University of Tokyo getan – mit folgendem Ergebnis: Der Einfluss der Nahrungsqualität (nach FSA-Definition [Food Standards Agency]) auf die juvenile Adipositas des britischen Nachwuchses ist unklar.
Zahlreiche Studien bestätigen aktuelle Universitäts-Forschung
Fast zeitgleich hatten 2017 zwei Publikationen aus den USA und Wales unabhängig voneinander das gleiche Ergebnis geliefert: Zwischen dem Körpergewicht von Kindern und der Ernährungsweise existiert kein statistisch relevanter Zusammenhang. Die Forscher untersuchten dazu den Konsum sowohl von gezuckerten Softdrinks, Süßigkeiten, Fast Food als auch von Obst und Gemüse. „In beiden Studien konnte keine signifikante Korrelation zwischen kindlicher Fettleibigkeit und Ernährung gefunden werden“, so Knop. „Bereits diese Studien bestätigten zahlreiche zuvor erschienene Publikationen und verdeutlichten erneut: Die von Ernährungsideologen propagierte Angstformel `Limo, Süßigkeiten und Fastfood machen Kinder dick´ ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht im Geringsten haltbar – es existieren noch nicht einmal konsistenteKorrelationen (statistische Zusammenhänge), geschweige denn Kausalitäten(Ursache-Wirkung-Belege).“
Wie komplex und vielschichtig die Zusammenhänge zwischen Kindergewicht und Lebensstilfaktoren sind, das erläutert Diplom-Ökotrophologe Knop in seinem Buch „Kind, iss was … dir schmeckt! Die wissenschaftliche Abrechnung mit gesunder Kinderernährung“, das seit August 2017 erhältlich ist. Auf Basis der aktuellen Studienlage vermittelt der Autor, leicht verständlich, nicht nur elementares Basiswissen zur „Glaskugel Ernährungswissenschaft, die keine Beweise liefern kann“, er räumt auch radikal auf mit den Mythen zu „gesunder Kinderernährung“ und Märchen zur „Generation dicker Kinder“. Sein Buch richtet sich an (Groß-) Eltern, KITA- und Schulverantwortliche, Ernährungsberater und alle, die sich objektiv und ideologiefrei für das Wesentliche bei der Ernährung von Kindern und Jugendlichen interessieren: „Den Kindern muss ihr Essen richtig gut schmecken und sie sollten sich genussvoll und abwechslungsreich satt essen können – alles andere ist aus wissenschaftlicher Sicht unwichtig“, resümiert Knop.
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