Die Österreichische Fußball-Nationalmannschaft befand sich vor 40 Jahren inmitten der Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaft 1982 in Spanien. Am 5. April 1982 bat Teamchef Georg „Schurl“ Schmidt zu einem zweitägigen Team-Lehrgang nach Vösendorf und testete dabei vier Torhüter. Friedl Koncilia war (Zitat Erwin Fuchsbichler – SK VÖEST Linz) die absolute und unumstrittene Nummer 1 im Team. Dahinter durften sich als Nummer 2 allerdings er, Fuchsbichler, sowie Herbert Feurer (SK Rapid Wien) als auch Klaus Lindenberger (LASK) berechtigte Hoffnungen für die WM-Teamreise auf die Iberische Halbinsel Anfang Juni des gleichen Jahres machen. Der Teamlehrgang brachte vorab (Zitat Schmidt) noch keine endgültige Entscheidung in Sachen Torhüterfrage, wohl aber den Umstand, nicht Erwin Fuchsbichler am Mittwoch, 28. April 1982 beim Länderspiel in Wien gegen die Tschechoslowakei eine Chance zu geben, sondern Klaus Lindenberger erstmals zu Teamehren kommen zu lassen.
„Spielt der Bua?“
… so die interessierte Frage von Ing. Franz Lindenberger, ob denn der knapp 25-jährige Filius Klaus „Bubi“ Lindenberger erstmals den ÖFB-Dress überstreifen wird. Er spielt, bekam Lindenberger sen. zur Antwort. Und das Debüt verlief auch recht gut. Österreich gewann das freundschaftliche Länderspiel gegen die CSSR am Mittwoch, 28. April 1982 im Wiener Praterstadion vor 16.000 Zuschauern mit 2 : 1. Walter Schachner in der 30., als auch 43. Minute, sowie Frantisek Jakubec in der 90. Minute waren die Torschützen. Die Kritik meinte über den Debütanten im Tor: „Klaus Lindenberger hatte bei seinem ersten Auftritt im Team das Glück des Tüchtigen. Mit einer Ausnahme sicher bei den Flanken. Bei Antonin Panenkas Stangenschuss wirkte der Linzer allerdings nicht sehr geschickt.“ Und Lindenberger über sich selbst: „Ich bin mit meinem Debüt sehr zufrieden. Jetzt habe ich mich für Spanien fix qualifiziert. Beim Weitschuss von Panenka sah ich deshalb nicht gut aus, weil der Ball vor mir noch aufgesprungen ist. Aber Glück gehört auch dazu. Beim Tor der Tschechen war ich machtlos.“
„Fuchsi“ versus „Bubi“
Die beiden Linzer Oberhausklubs jener Jahre, der SK VÖEST Linz und der LASK, waren mitunter auch geprägt von den immer wieder herausragenden Leistungen ihrer Torhüter. Der 29-jährige Erwin „Fuchsi“ Fuchsbichler kam in der 7. Runde der Saison 1981/82 erstmals zum Einsatz. Zuvor schenkte SK VÖEST-Coach Ing. Erhard Wieger stets Kurt Kaiserseder – die ewige Nummer 2 hinter Erwin Fuchsbichler beim SK VÖEST bestritt in der Zeit von 1974 bis 1984 96 Bundesligaspiele in der 1. Division – das Vertrauen und der mehr als nur adäquate Ersatz vom „Fuchsi“ machte seine Sache stets gut. Selbst als wahrer Elfmeterkiller stach Kurt Kaiserseder immer wieder heraus. Ganz anders die Situation beim LASK. Als Trainer Adolf „Dolfi“ Blutsch im Sommer 1978 die gerade in die 2. Division abgestiegenen Linzer „Landstraßler“ übernahm, stand der 21-jährige Klaus „Bubi“ Lindenberger auf der Abschussliste. Das LASK-Präsidium wollte Lindenberger zu dessen Stammklub Bad Hall abschieben. Blutsch setzte sich für die Beibehaltung von Lindenberger ein. Er forderte und förderte den jungen Sportler und setzte von nun an auf seine neue und junge Nummer 1 im Tor der Schwarz-Weißen. Lindenberger entsprach und lieferte beständige Leistungen ab. Fuchsbichler (* 1952) und Lindenberger (* 1957) trennten aber auch 5 Jahre. Jahre, die dann zum Tragen kommen, wenn weniger auf die Routine, sondern vermehrt auf die Jugend gesetzt wird. Und auch die Spielweise der beiden war unterschiedlich. Während der „Fuchsi“ als absoluter Hüne in der Schlacht und ohne Rücksicht auf Verluste – auch die eigenen Mitspieler Georg Zellhofer und Frane Poparic beförderte der „Lange“ schon einmal im Zuge einer Torverhinderung auf die Rot-Kreuz-Tragbahre – agierte, war Lindenberger hier eher vorsichtig unterwegs und blieb auch von gröberen Verletzungen verschont. Nichtsdestotrotz wollte Fuchsbichler nach Spanien. Er, der ja vier Jahre zuvor die Nummer 2 hinter Koncilia in Argentinien war, wäre gerne nochmals auf den ÖFB-Zug aufgesprungen. So waren auch seine Leistungen. Im Zuge seiner 31 Spiele in der Saison 1981/82 stand Erwin Fuchsbichler achtmal im „Team der Runde“. Lindenberger, der sämtliche 36 Spiele in der gleichen Saison bestritt, wurde lediglich dreimal ins Team der Runde berufen.
Die Bayern zu Gast in Linz
Nachdem Klaus Lindenberger also sein erstes A-Länderspiel als Sieger absolviert hatte, ging es natürlich auch in der heimischen Meisterschaft munter weiter. Und der große FC Bayern München, der allerdings in jenen Jahren klar im Schatten des noch größeren Hamburger SV unter seinem Wiener Star-Trainer Ernst Happel stand, war auf der Suche nach einem Torhüter. Man wurde auf Klaus Lindenberger aufmerksam und ließ den blonden Lockenkopf vermehrt beobachten. Bis zum 7. Mai 1982. Das 38. Linzer Stadtderby stand auf dem Terminplan und Bayern-Manager Uli Hoeneß, als auch sein Trainer Pal Csernai tauchten höchstpersönlich im Linzer Stadion auf. Man war auf der Suche nach einem Torhüter, so hieß es. Nun, das Linzer Derby verlief auf überdurchschnittlichem Niveau. 6.100 Besucher bekamen rassige Zweikämpfe und zwei Tore – auf jeder Seite eines – serviert. Das 1 : 0 für den SK VÖEST resultierte aus einem Freistoß, den Gerald Haider in der 34. Minute mit einem Bombenschuss in die Maschen verfrachtete. Erwin Höld glich in der 47. Minute für den LASK aus, 1 : 1 lautete der Endstand. Uli Hoeneß dazu nach dem Spiel: „Wir sind gekommen, um Lindenberger zu beobachten. Das Tor zum 1 : 0 war sein Fehler, er hätte den Freistoß halten müssen.“ Und weiter: „Das Spiel verlief auf äußerst schwachem Niveau. Und eines ist sicher: Von den Feldspielern nehmen wir keinen.“
Statt München Innsbruck und später VÖEST Linz
Klaus Lindenberger reiste als Nummer 3 hinter Friedl Koncilia und Herbert Feurer zur Weltmeisterschaft 1982 nach Spanien. Es dauerte bis zum 28. März 1984, ehe er zu seinem zweiten Länderspiel, einem 0 : 1 in Bordeaux gegen Frankreich kam. Nach dem Karriere-Ende von Friedl Koncilia im Sommer 1985 sollte seine große Zeit in der Nationalmannschaft anbrechen. Lindenberger qualifizierte sich mit der Nationalmannschaft 1989 für die Fußball-WM 1990 in Italien und wurde dort zum Besten Torhüter der Vorrunde gewählt. In der nationalen Meisterschaft wechselte er im Sommer 1988 zum FC Tirol nach Innsbruck. Zweimal (1989 und 1990) Meister, sowie einmal Cupsieger (1989), so seine Bilanz. Nach einem niederschmetternden 1 : 9 des FC Tirol im Bernabeu Stadion gegen Real Madrid am 24. Oktober 1990 begann Ernst Happel laut über einen Klaus Lindenberger-Nachfolger nachzudenken. Der „Bubi“ wurde im Winter 1990/91 nach Linz abgegeben und landete beim FC VÖEST, der als FC Stahl Linz im Sommer 1991 wieder von der 2. in die 1. Liga aufgestiegen war. Lindenberger brachte als 34-jähriger noch beständige Leistungen, konnte jedoch den Abstieg der Linzer Werkssportler im Sommer 1993 nicht verhindern. Auch seine Karriere war damit beendet. 41 A-Länderspiele sind es in der Zeit von 1982 bis 1990 letzten Endes geworden und eine Torhüter-Laufbahn, die nicht unerfolgreich verlief, blieb nachhaltig in Erinnerung. An seiner Stelle verpflichteten die Bayern für die Jahre 1982 bis 1988 den Belgier Jean Marie Pfaff. Und Gerald Haider sorgte weiterhin für Schlagzeilen, wenn ein Linzer Derby anstand und der bullige Angreifer aus Wels im Sturm des SK VÖEST zur grimmigen Exekution eines Freistoßes antrat – am liebsten gegen den LASK und Klaus Lindenberger im Tor …
Quelle: Redaktion www.oepb.at
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