Vor 25 Jahren demonstrierten 1.000 Linzer Fußballfans auf der Landstraße gegen eine Fusion im Linzer Spitzen-Fußball. Foto: © oepb
Vor 25 Jahren demonstrierten 1.000 Linzer Fußballfans auf der Landstraße gegen eine Fusion im Linzer Spitzen-Fußball. Foto: © oepb

… oder aber: „Wenn Anhänger auf die Barrikaden steigen!“ Fan-Proteste der diversen ULTRAS sind im modernen Fußball-Leben keine Seltenheit mehr – ganz im Gegenteil, die jeweiligen Gruppierungen gewannen in den letzten Jahren mehr und mehr Macht und Einfluss auf tagespolitische Ereignisse beim Lieblingsverein. Ein Fan-Protestmarsch, der im Zuge einer angemeldeten Demonstration auch gewährt wurde, bedeutete in früheren Jahren allerdings Novität und Neuland.

FC Linz- und LASK-Fans gemeinsam NEIN ZUR FUSION

In Linz grüßte in früheren Zeiten immer wieder das Murmeltier. Alle paar Jahre wurde von einem Zusammenschluss des SK VÖEST Linz mit dem LASK gesprochen, kurioserweise aber immer nur dann, wenn der LASK schlecht war. „Die Tradition des LASK gebündelt mit den „Millionen“ der VÖEST!“, so lautete die Überlegung aus dem schwarz-weißen „Landstrassler“-Lager. So gesehen grenzt es heute betrachtet direkt an ein Wunder, dass es beide Vereine zwischen 1969 und 1997 Schulter an Schulter im Oberhaus ausgehalten hatten …

Diese kleinen Postkarten wurden damals sehr zahlreich an das FC Linz-Sekretariat im Linzer Stadion verschickt. Sammlung: oepb
Diese kleinen Postkarten wurden damals sehr zahlreich an das FC Linz-Sekretariat ins Linzer Stadion geschickt. Sammlung: oepb

Protestmarsch über die Linzer Landstraße

Als es im Juni 1995 – dem Vernehmen nach – fix war, aus dem schwächelnden FC Linz (Nachfolgeverein des SK VÖEST) und dem LASK einen „Großklub“ zu zimmern, rief diese einmal mehr zahlreiche Anhänger aus beiden weltanschaulichen Lagern auf den Plan. Das 70. Linzer Stadtderby, gespielt am Samstag, 17. Juni 1995 – ein tabellarisch bedeutungsloses 4 : 0 für den LASK vor 4.500 Zuschauern auf der Linzer Gugl – stand einzig und allein lautstark intoniert aus beiden Lagern unter dem Motto: KEINE FUSION !!! Um dieser Forderung weiterhin Nachdruck zu verleihen, meldete man kurzerhand auch einen Protestmarsch an, dem, ebenso kurzfristig, stattgegeben wurde.

Erste Fußball-Demo in Linz

So versammelten sich vor 25 Jahren, am Dienstag, 20. Juni 1995 ab 18 Uhr die Anhänger beider Vereine beim Linzer Schillerpark, um mit einem Protestmarsch entlang der Linzer Landstraße bis zum Hauptplatz hin ihre Meinung von dieser Fusion kundzutun. Die Linzer Exekutive verhielt sich freundlich, verständnisvoll und passiv, einem friedlichen, aber lautstarken Marsch der Fans stand nichts mehr im Wege. Wer nun denkt, dass dabei Auslagenscheiben der zahlreichen Linzer Geschäfte zu Bruch gingen oder anderweitige mutwillige Sachbeschädigungen veranstaltet wurden, der irrt. Es ging den friedlichen Fans einzig und allein darum, ihren jeweiligen Lieblingsklub – egal ob Blau-Weiß, oder eben Schwarz-Weiß – auch in den kommenden Jahren allein und eigenständig zu erleben.

Eine ausgewählte Abordnung aus dem blau-weißen Fan-Lager übergab dem damaligen FC Linz-Manager Mag. Jürgen Werner eine Petition samt Unterschriftenliste contra Fusion. Foto: © oepb
Eine ausgewählte Abordnung aus dem blau-weißen Fan-Lager übergab dem damaligen FC Linz-Manager Mag. Jürgen Werner (im roten Hemd) eine Petition samt Unterschriftenliste contra Fusion. Foto: © oepb

Max Hagmayr & Jürgen Werner

Der seinerzeitige LASK-Manager Mag. Max Hagmayr, der im Zuge seiner Laufbahn heute, rückwirkend betrachtet, seinen besten aktiven Jahre beim SK VÖEST Linz (181 von 255 Bundesliga-Spielen, 58 von 83 Toren gesamt) verbrachte, meinte nur auf die Anfrage dieser Fan-Initiative hin: „Wenn sie gemeinsam demonstrieren gehen können, können sie auch gemeinsam aufs Match zu EINEM Klub gehen!“ Ganz anders hingegen FC Linz-Manager Mag. Jürgen Werner, der, gemäß eigener Aussage, Blau-Weiß bis auf die Knochen sei. Er werde alles in seiner Macht stehende unternehmen, um die Eigenständigkeit „seines“ FC Linz weiterhin zu sichern. Die Anhänger schenkten diesen Aussagen Glauben, war doch Jürgen Werner zu seiner aktiven Zeit beim SK VÖEST (1980 bis 1988, sowie 1989 bis 1992) jahrelanger Publikumsliebling und später dann als Manager versprach man sich von ihm, nach dem Ausstieg der VÖEST-ALPINE, einen gesicherten Verein, der, egal ob in der 1. oder in der 2. Liga aktiv, in ruhigem Fahrwasser dahinschippern würde.

1.000 Fans obsiegten am Schluss

1995 ging alles noch einmal gut. Die 1.000 Linzer Fußball-Anhänger erreichten mit ihrem friedlichen Marsch, dass die bereits fixe Fusion im allerletzten Moment nochmals geschieden wurde. Ein glücklicher Um- und Zustand, den damals niemand mehr für möglich gehalten hatte. Zwei Jahre später dann war jedoch jedweder Protest zwecklos, „Linz bündelte 1997 die Kräfte“ mit dem Ziel, einen Verein schlichtweg aufzulösen und den anderen weiterwurschteln zu lassen. Gebracht hat nämlich diese gerne als „Konzentration der Kräfte“ – welche Kräfte? – verkaufte Fusion noch weniger als nicht viel.

Im Fasching 1986 wurde es noch als Scherz verkauft, später wandte sich das Blatt. Frei nach Winston Churchill: ³Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!² wurde aus einem einstigen Parade-VÖEST´ler in der Zwischenzeit der LASK-Vizepräsident. Von links: Max Hagmayr (LASK), Jürgen Werner (SK VÖEST), sowie Johann Gröss (LASK). Foto: © oepb
Im Fasching 1986 wurde es noch als Scherz verkauft, später wandte sich das Blatt. Frei nach Winston Churchill: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!“ wurde aus einem einstigen Parade-VÖEST´ler in der Zwischenzeit der LASK-Vizepräsident. Von links: Max Hagmayr (LASK), Jürgen Werner (SK VÖEST), sowie Johann Gröss (LASK). Foto: © oepb

Fußballerische Neuzeit

In Linz gibt es nach wie vor zwei Vereine, die einen Blau-Weiß die anderen Schwarz-Weiß, wobei der „ruhmreichere“ Verein oben spielt und der „kleinere“ Klub in der 2. Liga ansässig ist. Geändert hat sich im Wesentlichen nicht viel, außer, dass so manche Ex-Blau-Weiße im Laufe der Jahre nunmehr Schwarz-Weiß geworden sind. Ein Erz-Violetter wie Andreas Ogris beispielsweise sieht auch heute noch bei der Farbe grün Rot. Und das ist auch gut so, denn das, was man ist, oder zumindest glaubt zu sein, das sollte man auch bleiben. Tapetenwechsel führt nicht immer und zwangsläufig zum gewünschten Erfolg. Und in Corona-Zeiten schon gar nicht.

Quelle: oepb

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