Der Formel 1-Rückkehrer Niki Lauda im Jahre 1982. Foto: Hans van Dijk / oepb

Vor bereits schon wieder vier Jahren verstarb Niki Lauda. Wie rasch doch die Zeit vergeht… Lesen Sie hier bei uns bitte sehr lebhafte Erinnnerungen an einen für uns ganz und gar untypischen Österreicher:

Am Morgen des 21. Mai 2019 war bekannt geworden, dass Nikolaus – den alle Welt seit jeher stets „nur“ Niki rief – Lauda, am Vorabend, den 20. Mai 2019 verstorben war. Schock gepaart mit Trauer machte sich urplötzlich breit. Der 70-jährige gehörte anhand einer ganzen Generation quasi zur Familie, er war in Summe jahrzehntelang präsent und es schien immer unvorstellbar zu sein, dass er, der große Niki Lauda, dereinst einmal nicht mehr sein wird…

Was waren das doch für herrliche Zeiten, die man als kleiner Bub gemeinsam mit der Familie vor dem Röhrenbildschirm – womöglich in den frühen 1970er Jahren sogar mit Fernbedienung und bereits in Farbe – zubrachte und gebannt die Formel 1-Rennen, wunderbar kommentiert von Heinz Prüller im ORF verfolgte. Es waren jene Jahre, in denen die Rudolf Kirchschlägers und Bruno Kreiskys in der Politik, sowie die Franz Klammers, Annemarie Moser-Prölls, Toni Innauers, Hans Krankls, Herbert Prohaskas und eben Niki Laudas sprichwörtlich zur Familie gehörten.

Sie waren allgegenwärtig, ihre sportlichen Leistungen nahm man mit Wohlwollen und voller Stolz zur Kenntnis und plauderte dann in der Schule in den Pausen über die folgenden Großereignisse, die gerade wieder einmal anstanden, um der Dinge zu harren, ob es denn für das kleine Land Österreich wieder großartige und kaum zu erwartende Triumphe und Erfolge zu verbuchen geben wird. Nun, die Geschichte ist bekannt, die Erfolge, beim Schifahren, im Fußballsport oder eben auch anhand der Formel 1 traten wahrhaftig ein … damals, in den 1970er Jahren in Österreich.

So sah das Bildwitz-Genie Erich Sokol Niki Lauda vor seinem ersten Weltmeisterschaftstitel 1975: Österreichs schnellster Hase Niki Lauda. Foto: © Landessammlungen NÖ / Annemarie Sokol.

Österreich zählte seinerzeit zur Weltspitze und die kleine Nation brachte immer wieder hervorragende Ausnahmesportler hervor. Und er war einer von ihnen, Niki Lauda, ein Meister seines Faches und dreimaliger Formel 1-Weltmeister – aus Österreich!

Der 26-jährige Niki Lauda war 1975 erstmals Weltmeister geworden. Dann der für ihn wohl schwärzeste Tag in seinem bisher noch jungen Leben. Am 1. August 1976 stürzte in den frühen Morgenstunden nicht nur die Reichsbrücke in Wien ein, nein, Niki Lauda verunglückte am gleichen Tag am Nürburgring dermaßen schwer, dass er die Leidenschaft zum Formel 1-Sport um ein Haar mit seinem Leben bezahlen musste. Lauda blieb nach einem Unfall nicht nur in dem brennenden Rennauto eingeklemmt, er atmete auch zahlreiche giftige Dämpfe ein, die seine Lunge verätzten.

Bei solch einem Anblick kann man die Flugleidenschaft von Niki Lauda wahrlich verstehen. Foto: NIKI / oepb

Er überlebte mit schweren Verbrennungen teilweise dritten Grades und stieg – was viele nicht für möglich gehalten hatten – erneut in den Rennwagen, um sich nur ein Jahr später, 1977, neuerlich zum Formel 1-Weltmeister küren zu lassen!

Dann, wie aus heiterem Himmel, im Jahre 1979 der Abschied aus der Formel 1. Mit dem geschichtsträchtigen Satz: „Warum soll ich wie ein Trottel mit den anderen im Kreis fahren?“ ging er ab und suchte in der Luftfahrt eine, seine, neue Herausforderung. Die Lauda-Air war geboren und Niki Lauda ließ es sich nicht nehmen, beispielsweise auch die Österreichische Fußballnationalmannschaft höchstpersönlich zu Auswärtsspielen in der Qualifikations-Gruppe zu fliegen. Aber auch Olympiasiegerin Sissy Max-Theurer flog er samt ihrem Pferd im Jahre 1980 von den Olympischen Spielen aus Moskau nach Wien zurück – um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Formel 1 ließ ihn jedoch nie ganz los und so kehrte er, nachdem er zuvor einige Male als Co-Kommentator für das Fernsehen die Rennen übertrug, 1982 abermals in den Rennzirkus zurück. 1984 sollte er neuerlich und zum dritten Mal Formel 1-Weltmeister werden.

„Ich habe Ihre vielen Daumen gebraucht, die Sie mir gehalten haben!“ So sprach Niki Lauda vom Balkon des Verlagshauses Wimmer an der Linzer Promenade zu tausenden Menschen. Auf Einladung der OÖ-Nachrichten kam Niki Lauda am 21. Dezember 1984 nach Linz. Sein Weg vom Hauptbahnhof entlang über die Linzer Landstraße hin zur Promenade glich einem Triumphzug.

Er musste aus einem offenen Wagen heraus unzählige Hände schütteln und die Leute riefen ihm, der mit einem hellen Dufflecoat und einer – seiner berühmten – roten Kappe bekleidet war, frenetisch jubelnd zu. „Der halbe Punkt, der am Schluss der WM übrig geblieben ist, war hart erkämpft, und ich weiß, dass sehr viele Österreicher hinter mir gestanden sind und bei denen möchte ich mich heute und hier bedanken.“, fuhr der sichtlich Gerührte Formel 1-Weltmeister damals weiter fort. Im Jahr darauf lief es für ihn weniger gut, was Lauda dazu veranlasste, Ende 1985 dann endgültig das Lenkrad, wenn man so will, an den berühmten Nagel zu hängen.

Für andere Sportarten hatte er, der selbst ein großer Sportler war, stets ein Herz. Gerade auch die Fußballer hatten es ihm angetan. So flog er eigenhändig neben der Nationalmannschaft auch beispielsweise den SK VÖEST Linz zu einem Intertoto-Spiel in die Schweiz zu den Young Boys Bern. Hier im Bild am 26. Juli 1980 vor dem Abflug aus Linz-Hörsching. Von links: Thomas Parits, Flugkapitän Niki Lauda, dahinter Erwin Fuchsbichler Willi Kreuz sowie Reinhard Waldenberger von der OÖ-Kronen-Zeitung. Foto: privat

Seine Lauda-Air, um die er sich von da an noch mehr kümmerte, wurde immer beliebter. Bis ihm erneut das Schicksal in die Quere kam. Im Mai 1991 stürzte ein Niki-Airbus in Thailand ab. Über 200 Todesopfer waren zu beklagen. Niki Lauda war geschockt, bestürzt und geknickt zugleich. Er eilte damals zur Unglücksstelle und machte sich anhand der Wrackteile im Dschungel selbst ein Bild von der Unglücksursache. Aber es konnte nachgewiesen werden, dass es sich beim Absturz um höhere Gewalt und nicht um menschliches Versagen handelte.

Nach anfänglichen Kooperationen 1992 mit der Lufthansa und Beteiligungen 1997 der AUA ging die Lauda Air im Jahr 2002 zur Gänze in der AUA auf. Die Flugleidenschaft von Niki Lauda blieb jedoch ungebrochen und es folgte die Niki Luftfahrt. Auch mit der heute nicht mehr existenten Airberlin gab es eine enge Zusammenarbeit. Der Laudamotion blieb Niki Lauda bis März 2019 als Geschäftsführer erhalten, ehe er sich komplett zurückzog.

In der Formel 1 war Lauda nach seiner Karriere ebenso aktiv. Als Kommentator, Berater und zuletzt als Aufsichtsratsvorsitzender beim Mercedes Formel 1-Team war Lauda der sprichwörtliche „Hansdampf in allen Gassen“. Sein Wort hatte Gewicht, man schenkte ihm Gehör und seine Äußerungen waren legendär und zielführend zugleich.

Wie eingangs erwähnt prägte Niki Lauda mit seiner Präsenz nicht nur eine ganze Generation von Österreicherinnen und Österreichern, er war so gesehen auch einer der untypischsten Österreicher schlechthin. Man hörte von ihm nie ein Raunzen, ein Jammern oder gar ein „Das geht nicht!“. Wo ein Lauda, da ein Weg – so könnte man ihn anhand eines kurzen Satzes wohl am besten charakterisieren. Mehrmals lag er vom Schicksal arg gebeutelt darbend darnieder und immer wieder kehrte er wie weiland Phönix aus der Asche unvorhergesehen und stärker denn je zurück.

Mit Niki Lauda verlor die Republik Österreich nicht nur einen großen Sportsmann und einen tadellosen Geschäftsmann, er hinterließ auch ein Vermächtnis, das uns allen mahnend dienlich sein sollte: Die Kunst ist immer wieder aufzustehen, denn hinfallen kann jeder!“

Ciao Niki, mach´s gut, wo auch immer Du nun Deinen Runden – in luftigen Höhen oder eben zu ebener Erde – drehst!

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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