Ausspeisung des Volksküchenvereins in der Prunerstraße (heute Lederergasse), vor 1914 Foto: Nordico Stadtmuseum Linz
 

Die neue Ausstellung Linz kompakt erzählt Linzer Stadtgeschichte: kurz, prägnant und durchaus unterhaltsam. Die Präsentation ist ab jetzt im frisch umgebauten Erdgeschoss des Nordico Stadtmuseum zu sehen.

Die neue Sammlungsschau Linz kompakt konzentriert sich voll und ganz auf die geballte Geschichte der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz. Das extra dafür umgebaute Erdgeschoss des Nordico ist der einzige Ort in Linz, wo in acht Kapiteln die Stadtgeschichte kompakt erzählt wird. Hier werden über 2000 Jahre Linz im Zeitraffer erlebbar. Das neue Format fasst in unterschiedlichen Medien prägende Ereignisse der Stadt zusammen und zeigt ihre Entwicklung von der keltischen Siedlung zur Landeshauptstadt, vom überregionalen Verkehrsknotenpunkt zum Industriestandort bis schließlich hin zur selbstbestimmten Kulturstadt. Dabei werden unterschiedliche Einflüsse auf die Geschehnisse, wie die Lage an der Donau oder wechselnde politische Ideologien, sichtbar.

Anton Bayer, Kaiser Franz I. mit Gemahlin bei der Eröffnung der Pferdeeisenbahn in St. Magdalena, 1832. Bild: Nordico Stadtmuseum Linz 

„Linz kompakt ist der erste Teil unserer Dauerausstellung, die wir dieses Jahr zum 50-jährigen Jubiläum des Nordico Stadtmuseum, vollkommen neugestalten. Es war uns ein großes Anliegen die Geschichte unserer Stadt auf wenig Raum für Besucher*innen übersichtlich aufzuarbeiten und gleichzeitig einen Raum anzubieten, der zum Verweilen einlädt.“, so Andrea Bina, Leiterin Nordico Stadtmuseum Linz.

Mit viel Platz zum weiteren Eintauchen bietet die Reise durch die Chronik der Landeshauptstadt für alle etwas Neues. Mit der Stadtmuse und Herrn Hofrat ziehen zwei neue von der Künstlerin Verena Hochleitner entwickelten Charaktere in das Museum ein und begleiten die Besucher*innen bei ihren Entdeckungstouren. Im sogenannten Linzer Zimmer stehen eine umfangreiche Handbibliothek und frei benutzbare Tablets mit Zugang zur Nordico Mediathek sowie zur Online-Sammlung zur Verfügung. Ein besonderes Highlight ist hier ein animierter Film, der die Stadtchronik prägnant in 8 Minuten zeitgemäß zusammenfasst. Die Auftragsarbeit wurde von dem Kuratorinnenteam Andrea Bina und Lisa Schmidt konzipiert und von der Wiener Produktionsfirma CastYourArt mit Wolfgang Haas und Stefanie Hilgarth (Illustration) umgesetzt.

„Die neue Ausstellung im Nordico ist ein fesselnder und kompakter Rückblick auf die ereignisreiche Geschichte unserer Stadt. Linzer*innen und Tourist*innen haben hier gleichermaßen die Möglichkeit mehr über die Identität, Kultur und Besonderheiten von Linz zu erfahren. Austria Guides mit Gruppen und natürlich auch Schulklassen können die Ausstellung kostenlos besuchen. Ein gelungener Auftakt für die neue Dauerausstellung in unserem Stadtmuseum.“Doris Lang-Mayerhofer, Stadträtin für Kultur, Tourismus und Kreativwirtschaft

Maximilian Koller, Gastarbeiterkinder in Alt-Urfahr, 1980er-Jahre. Foto: Nordico Stadtmuseum Linz

Ab 15. September 2023 wird die neu konzipierte Sammlungsschau eine komplette Erweiterung im gesamten 2. Obergeschoss erfahren. In der Ausstellung Linz Blick steht die gebaute und gelebte Stadt ab Herbst im Mittelpunkt. Im Nordico Stadtmuseum stellt man sich die Frage, was typisch Linz bedeutet und untersucht, wie sich die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet und welche Kontinuitäten bis heute erkennbar sind. Ergänzt wird die neue Sammlungsschau im September auch von innovativen Methoden der Kunst- und Kulturvermittlung sowie Augmented Reality.

Die Anfänge der Stadt

Der Name Linz wird vom keltischen Wort lentos abgeleitet, das „Krümmung“ bedeutet und sich auf dieBiegung der Donau …

… an dieser Stelle bezieht. Der Fluss und die Lage mehrerer Anhöhen sind auch derGrund für die frühe Besiedlung im Raum des heutigen Stadtgebiets. In der Altstadt und am Schlossbergbeispielsweise wurden Spuren aus der Jungsteinzeit gefunden. Seither ist Linz durchgängig besiedelt.Auf der Anhöhe des Freinbergs wird in der späten Bronzezeit eine Befestigung errichtet. Ende des 1.Jahrtausends v. Chr. erhält diese Höhensiedlung ein Gegenüber auf dem Gründberg. Etwa gleichzeitigverlagert sich das Siedlungsgeschehen vom Freinberg auf dessen Vorhöhe und den Schlossberg. Die einheimische Bevölkerung wird um die Zeitenwende in das Römische Reich eingegliedert. Die römische Militärniederlassung Lentia samt einer zivilen Siedlung besteht bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. Danach behaupten sich die Bajuwaren, von denen Siedlungen im Bereich der heutigen voestalpine nachgewiesen sind und die internationale Handelsbeziehungen pflegen.

Vom Mittelalter in die Frühe Neuzeit

Bereits im frühen Mittelalter ist Linz als Marktort bekannt und darf Zoll von den durchreisenden Händlerneinheben. Um 1200 geht die Ansiedlung in das Eigentum des Babenbergerherzogs Leopold VI. über. Indieser Zeit werden zwei charakteristische Landmarks im Stadtzentrum angelegt: der Hauptplatz und dieStadtpfarrkirche. Parallel dazu entwickeln sich zu Ostern und an Bartholomä (24.8.) zwei wirtschaftlichbedeutende Jahrmärkte und die Stadt erhält eine bürgerliche Selbstverwaltung.Mit der Erhebung zur Hauptstadt von Österreich ob der Enns, dem heutigen Oberösterreich, durch Kaiser Friedrich III. im Jahr 1490 erhält die Linzer Bürgerschaft das Recht, aus ihren Reihen einen Bürgermeister zu wählen. Im 15. Jahrhundert ist Linz zeitweilig sogar die Residenzstadt des Habsburgischen Reiches. Im folgenden Jahrhundert setzt die Reformation ein und das Minoritenkloster geht an die Stände über, die daran anschließend das Landhaus errichten. Das heutige Stadtbild mit den vielen barocken Bauten entwickelt sich im 17. Jahrhundert durch den Adel, die Kirche und die Orden mit ihren Klöstern.

Industrialisierung und politischer Aufbruch

Linz wächst. Der große Stadtbrand von 1800 beschleunigt die Entfestigung des mittelalterlichenStadtkerns. Durch die Einführung der Dampfschifffahrt und den Bau der Kaiserin-Elisabeth-Bahn (heuteWestbahn) wird die Ansiedlung von Industriebetrieben befördert, darunter die Schiffswerft, dieLokomotivfabrik sowie Firmen aus der Textil- und Genussmittelherstellung. Die Stadt kann sich durch dieEingemeindung von Waldegg und Lustenau weiter ausdehnen. Damit – erzwungen auch durch eineCholera-Epidemie – geht die Etablierung neuer hygienischer Standards wie der Kanalisation einher.In den Revolutionstagen 1848 stellt Linz keinen wichtigen Schauplatz dar, doch bringt die Gemeindeordnung von 1850 zumindest den besitzenden männlichen Bürgern mehr demokratische Rechte. Der trotz Rückschlägen nach 1848 nicht mehr aufzuhaltende Demokratisierungsprozess in der Habsburgermonarchie ebnet auch in Linz den Weg für die Gründung von Parteien und Vereinen. Nach der Dominanz des Liberalismus und dem Erstarken der Arbeiter*innenbewegung gewinnt ab den 1880er-Jahren der Deutschnationalismus immer mehr an Bedeutung.

Von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg

Linz um 1900 ist eine von der Industrialisierung des vorangegangenen Jahrhunderts geprägte Stadt, inder der Deutschnationalismus den Liberalismus abgelöst hat und die Arbeiter*innenbewegung immermehr an Stärke gewinnt. Von 1900 bis 1918 stellt die deutschnationale Partei durchgehend denBürgermeister – auch nach der Einführung des allgemeinen Männerwahlrechts 1907, das vonder Sozialdemokratie erkämpft worden ist.

Der im Juli 1914 einsetzende Große Krieg – später als Erster Weltkrieg bezeichnet – bedeutet für die Linzer Bevölkerung einen radikalen Einschnitt. Bürgermeister Franz Dinghofer erklärt die „Volksernährung im Krieg“ zu seiner Agenda, dennoch wird die Versorgungslage mit fortschreitendem Kriegsverlauf immer schlechter, sodass Demonstrationen und Streiks auch in Linz nicht ausbleiben. Das Elend in der Bevölkerung ist groß und von etwa 80.000 aus Oberösterreich eingezogenen Soldaten wird mehr als ein Viertel nicht aus dem Krieg zurückkehren.

Erste Republik und Diktatur

Das Ende des Ersten Weltkrieges markiert den Untergang der Habsburgermonarchie, am 12. November1918 wird die Republik Deutsch- Österreich ausgerufen. In Linz stellen nach der erstenGemeinderatswahl im Februar 1919 erstmals die Sozialdemokraten den Bürgermeister.

Das fortan „rote Linz“ konzentriert sich auf den Genossenschaftswohnbau und den Aufbau sozialer Infrastruktur. Die Stadt wächst nicht nur durch Zuzug, sondern auch durch Eingemeindungen. So wird die bis dahin eigenständige Stadtgemeinde Urfahr im Jahr 1919 …

…  Teil der Stadt Linz, ebenso wie Kleinmünchen im Jahr 1923. Die politischen Spannungen der 1920er- und 1930er-Jahre prägen auch die oberösterreichische Landeshauptstadt. Ab März 1933 regiert der christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß

… auf Basis von Notverordnungen ohne Parlament. Der daraufhin etablierte „Ständestaat“, der im Mai 1934 eine eigene Verfassung erhält, wird im Nachhinein auch als „Austrofaschismus“ bezeichnet, ebenso ist heute die Benennung „Kanzlerdiktatur“ in Verwendung.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Am 12. März 1938 verkündet Adolf Hitler am Linzer Hauptplatz die „Rückkehr seiner Heimat“ ins DeutscheReich. Nach dem am 13. März offiziell vollzogenen „Anschluss“ Österreichs …

… soll Linz als„Patenstadt des Führers“ eine besondere Rolle einnehmen. Eine architektonische Neugestaltung und einverkehrspolitischer, industrieller und kultureller Ausbau sollen Linz neue Bedeutung geben. Gleichzeitigbeginnt man vor den Toren der Stadt mit dem Bau des Konzentrationslagers Mauthausen und schon inden „Anschluss“-Tagen werden politische Gegner*innen und Mitglieder der jüdischen Gemeinde verhaftet, Geschäfte geplündert und „arisiert“. Die städtische Struktur verändert sich durch Eingemeindungen, eine forcierte Industrialisierung und die damit einhergehende Bevölkerungszunahme. Der Wohnbau jener Jahre („Hitlerbauten“)

… prägt bis heute das Stadtbild. Im Sommer 1944 setzt in Linz der Bombenkrieg ein. Reagiert wird mit dem Ausbau unterirdischer Stollen (Bauernberg, Römerberg) als Luftschutzanlagen unter Einsatz von KZ-Häftlingen. Am Ende der „Patenstadt“-Utopie steht eine zerstörte Stadt.

Von der Nachkriegszeit zum Wirtschaftsboom

Das Linz der Nachkriegsjahre ist geprägt von den Nachwirkungen von Zerstörung und Vertreibung.Zahllose Menschen halten sich als Flüchtlinge in der Stadt auf. Wie Wien oder Berlin ist auch Linz vonden Alliierten in Zonen geteilt worden: Die Donau bildet – mit Kontrollen an der Nibelungenbrücke bis1953 – die Grenze zwischen dem amerikanisch besetzten Süden und dem sowjetisch kontrolliertenNorden (Urfahr).

Der zwischen 1945 und 1962 amtierende Bürgermeister Ernst Koref bemüht sich um denwirtschaftlichen wie kulturellen Aufbau der Stadt.Mit der Eröffnung der Kunstschule (heute Kunstuniversität) und der Neuen Galerie (heute LentosKunstmuseum) werden kulturelle Weichen gestellt. Nach der Übergabe des Linzer Standorts der„Reichswerke Hermann Göring“

… an die Republik Österreich bildet dieser unter der Benennung „Vereinigte Österreichische Eisen und Stahl Werke (VÖEST)“ den wirtschaftlichen Motor von Nachkriegs-Linz. Dass in der NS-Zeit ausländische Zwangsarbeiter*innen eingesetzt wurden, ist zu dieser Zeit keinThema, die VÖEST gilt vielmehr als Symbol des österreichischen Wiederaufbaus.

Von der Industrie- zur Kulturstadt

Am 1. Jänner 2009 übernimmt Linz gemeinsam mit dem litauischen Vilnius für ein Jahr den Titel„Kulturhauptstadt Europas“. Dies sollte den Höhepunkt einer Politik darstellen, die bereits Jahrzehntezuvor ihren Anfang genommen hat. „Von der Stahlstadt zur Kulturstadt“ lautet der Leitsatz der LinzerKulturpolitik zur städtischen Imagekorrektur.Seit den 1970er-Jahren ist es Linz gelungen, mit Initiativen wie Brucknerfest, Ars Electronica und Klangwolke das Image der Stahlstadt zu verändern. Im Vorfeld von „Linz09“ erlebt die Stadt einen neuerlichen kulturellen Bauboom: 2003 eröffnet das Lentos Kunstmuseum, 2007 der Wissensturm, 2009 der neue Südflügel des Schlossmuseums, mit etwas Verzögerung wird 2013 das neue Musiktheater eröffnet. Gemessen an seiner Einwohner*innenzahl weist Linz damit eine hohe Dichte an kulturellen Einrichtungen auf. Stahlstadt ist es mit der voestalpine weiterhin geblieben. Industrie und Kultur müssen keine Gegensätze sein.

Was: Ausstellung Linz kompakt – Eine kurze Stadtgeschichte

Wann: ab 7. Juli 2023 – Dauerausstellung

Wo: Nordico Stadtmuseum Linz

Lesen Sie mehr über das NORDICO Stadtmuseum Linz bitte hier;

www.nordico.at

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