Die Innenstadt der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz befindet sich in einem strukturellen Umbruch. Er wird beschleunigt durch ein verändertes Einkaufs- und Freizeitverhalten, die Konkurrenz des zunehmenden Onlinehandels und das sukzessive Verschwinden inhabergeführter Geschäfte. Während der Corona-Pandemie sind
Auswirkungen der Digitalisierung im Handel noch schneller angekommen. Gleichzeitig eröffnen sich neue Spielräume für die Innenstadtentwicklung, etwa durch den neuen Westring und die Umnutzung bzw. Nachverdichtung einzelner Grundstücke.
Unter diesen sich verändernden Rahmenbedingungen ist die Stadt Linz bestrebt, in der Innenstadt für die im Wettbewerb stehenden Unternehmen ein konkurrenzfähiges Umfeld zu schaffen. Gleichzeitig ist es sinnvoll und notwendig, für die hier lebenden, arbeitenden und verweilenden Menschen qualitätsvolle und lebenswerte Räume zu gestalten. Dazu braucht es eine diesen Herausforderungen angepasste Attraktivierung des Stadtraums, sowie eine nachhaltige Verbesserung der Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums.
Als Basis dafür stellt die Stadt Linz strategische Fragen und Zielformulierungen auf, wie die Linzer Innenstadt als Zentrum des städtischen Lebens gestärkt werden kann. In weiterer Folge soll durch ein abgestimmtes Handeln aller Akteure und Beteiligten ein Konzept für die Weiterentwicklung der Innenstadt festgelegt und vereinbart werden. Dieses soll von der Stadt Linz gemeinsam mit externen Expert*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik sowie öffentlichen Institutionen erarbeitet werden. Selbstverständlich sind auch alle relevanten städtischen Ressorts mit ihren jeweiligen Verwaltungsbereichen bzw. städtischen
Unternehmen miteinzubinden. Überdies ist das permanente Einholen von Feedbacks bei den Bewohner*innen und den künftigen Nutzer*innen der Innenstadt notwendig und damit Teil des Arbeitsprozesses.
Der Antrag für die Erstellung des Konzepts wurde bereits am 15. Dezember 2022 vom Linzer Stadtsenat einstimmig beschlossen und wird dem Gemeinderat der Landeshauptstadt in der nächsten Sitzung vom 23. Jänner 2023 zur Beschlussfassung vorgelegt. Der vorgegebene Kostenrahmen beträgt rund 200.000 Euro.
„Die Wirtschaftskraft der Linzer Innenstadt beruht zu einem guten Teil auf einem erfolgreichen Mix aus Handel, Gewerbe und Gastronomie. Nicht nur die Landstraße, sondern auch die gesamte City sind traditionell ein Ort, an dem die Menschen einkaufen und auch gerne leben. Es geht bei der Innenstadtstrategie vor allem auch darum, die
Wirtschaftstreibenden in die aktuellen Entwicklungen mit einzubeziehen und insbesondere im Wettbewerb mit der Online-Konkurrenz zu unterstützen. Da es sich um eine breit angelegte Materie handelt, wird die Kooperation aller involvierten Stadtregierungsmitglieder von besonderer Bedeutung sein“, begründet Wirtschaftsreferent Bürgermeister Klaus Luger diese umfassende Initiative der Stadt Linz.
„Die Linzer Innenstadt ist seit jeher ein Raum, in dem es eine Fülle an besonderen Angeboten und Nutzungen gibt. Es genügt jedoch nicht, sich auf positiven Entwicklungen der Vergangenheit auszuruhen, sondern darum, die aktuellen Herausforderungen anzunehmen. Wir sehen den sich vollziehenden Wandel als eine große Chance, um wirksame Schritte für mehr Nachhaltigkeit sowie noch mehr Vielfalt und Lebensqualität im innerstädtischen Raum zu setzen. Stadtentwicklung ist ein kontinuierlicher Prozess, den wir in Absprache mit allen Beteiligten planerisch gestalten. Gerade bei der Weiterentwicklung der Innenstadt brauchen wir gute Ideen, Kreativität und das Feedback der Linzer*innen, der Wirtschaftstreibenden und Linz-interessierter Besucher*innen, um auf aktuelle und künftige Bedürfnisse eingehen zu können. Als wesentliches Thema zählt auch die Veränderung und zukunftsorientierte Anpassung der Mobilitätsströme dazu“, stößt der Linzer Planungsstadtrat Dietmar Prammer ins gleiche Horn.
Verkehrsberuhigung und Begrünung als wesentliche Elemente
Bestimmendes Motiv in dieser Hinsicht ist die Verkehrsberuhigung der Innenstadt und eine damit einhergehende Verbesserung des urbanen Lebensgefühls. Die Rückeroberung des öffentlichen Raumes für Passant*innen – wie auch für Radfahrer*innen – soll durch eine Reduktion von Parkplätzen und innovative Verkehrslösungen erreicht werden. Dazu will man die Möglichkeiten der Digitalisierung in Bereichen intelligenter Mobilität, des Parkraum-Managements und der Änderung der Verkehrsflüsse nutzen.
Die erweiterten und neu geschaffenen Räume werden in weiterer Folge hochwertig gestaltet. Zentrales Element wird hier die Entsiegelung und Begrünung freigemachter Räume sein. Dadurch werden die Menschen nicht nur zum zusätzlichen Verweilen und Konsumieren eingeladen, sondern es soll eine buchstäbliche Verbesserung des Stadtklimas stattfinden. Dies ist angesichts der verstärkten Erwärmung in Folge des Klimawandels von großer Bedeutung, weswegen die Stadt Linz hier einen Beitrag leistet.
Ziel ist es, innerstädtische öffentliche Räume mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Dabei soll ein Besuch der Innenstadt nicht allein mit der Voraussetzung zum Konsum verbunden sein. Die Gestaltung von konsumfreien Zonen, welche frei von kommerzieller Nutzung sind, soll Bestandteil des grundlegenden Leitbildes für eine zukünftige Innenstadt sein.
Linzer Hauptplatz als Zentrum der Begegnung: Gestaltungs-Wettbewerb
Eine besondere Position nimmt als städtischer Mittelpunkt noch der Linzer Hauptplatz ein. Ging die Entwicklung voriger Jahrzehnte bereits Richtung Verkehrsreduktion, steht nun die Installierung eines autofreien Platzes an. Aufgrund seiner großen Bedeutung für das Stadtbild soll darüber hinaus über neue Gestaltungsideen in Form eines Wettbewerbs nachgedacht werden. Als zentraler öffentlicher Raum erfüllt er eine wesentliche Rolle im Leben der Linzer*innen: Er dient als sozialer Treffpunkt, an dem sich Menschen aufhalten und sich treffen, um in Kontakt treten können. Zudem erfüllt er weiterhin seine traditionelle Funktion als Ort von Veranstaltungen und Märkten.
Zukünftige Herausforderungen der Innenstadtwirtschaft
Schon immer spielt der Handel eine herausragende Rolle darin, Menschen zum Besuch der Innenstadt zu animieren. Diese Funktion soll und wird er auch weiterhin einnehmen. Unter dem Titel „Lebendige City Linz“ eruierte die CIMA Beratung und Management GmbH den Status quo der Geschäftsflächen und traf eine Analyse zurWettbewerbsfähigkeit sämtlicher Einzelhandels- und konsumnahenDienstleistungsbetriebe in der Innenstadt. Diese zeigte folglich 2.003 Innenstadtbetriebe, wovon 406 Handelsunternehmen und knapp 200 Gastronomiebetriebe sind. Zudem zeigt sich von 2001 bis 2020 ein deutlicher Anstieg der Bevölkerungszahl in der Inneren Stadt (+ 28 %).Unter Betrachtung der lokalen Standortkriterien zeigen sich sehr positiveRahmenbedingungen für den Einzelhandel in Linz bzw. in der Linzer Innenstadt.Einerseits beweist sich Linz durch einen breiten diversifizierten Branchen- undBetriebstypenmix, andererseits besteht ein hohes einzelhandelsrelevantesWohlstandsniveau, also ein hohes Kaufkraftvolumen.
Einen wesentlichen Frequenzfaktor für die Handels- und konsumnahmen Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe bildet die hohe Zahl der Freiberufler*innen und Gesundheitsdienstleister*innen in der Linzer Innenstadt.
Die vertretene Gastronomie zählt zudem aktuell und auch zukünftig als wichtige Innenstadtstimulatorin. Mit der fortschreitenden Digitalisierung verstärkt sich aber der Druck des ständig wachsenden Online-Versandhandels. Verstärkt muss daher auf eine Kopplung von Online- und stationärem Handel gesetzt werden. Im direkten Vergleich zu anderen österreichischen Städten zeigt sich, dass Linz weiterhin eine hohe Branchenvielfalt in den A-Lagen sowie über stabile, spezialisierte Lagen verfügt. Für das vergangene Jahr 2022 waren die Mieten für Geschäftslokalflächen in A-Lagen zudem günstiger als in Wien, Salzburg oder Graz.
Aus dieser guten Ausgangsstellung soll in Zukunft eine noch höhere, inklusive Nutzungsmischung verfolgt werden, um agiler und resilienter gegenüber künftigen Herausforderungen zu sein und diese Stellung der Linzer Innenstadt weiter zu behaupten. Beispielsweise bestehen für vor allem beim jungen Zielpublikum beliebten Modeanbietern wie Bershka, ZARA oder Weekday sowie Drogerie- und Parfümerieketten wie The Body Shop oder Lush chancenreiche Ansiedlungspotenziale.
Bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kam die CIMA-Befragung zum Ergebnis einer hohen Standorttreue und einer ausgeprägten Identifikation. Ebenso schätzen die interviewten Stadtkernunternehmen die Größe des Einzugsgebietes, die lokale Kaufkraftsituation und die Öffnungszeiten sowie den diversifizierten Branchenmix. Auf die Frage hin, welche Schwerpunktmaßnahmen zur weiteren Attraktivierung der Linzer Innenstadt gesetzt werden sollten, zeigt sich klar, dass infrastrukturelle und verkehrstechnische Verbesserungen am stärksten gefordert sind.
Strategische Fragestellungen:
• Welche Angebote und Nutzungen brauchen die Innenstadt von morgen?
• An welchen Orten sind dafür Veränderungen nötig?
• Wie kann die Innenstadt ihr Versprechen als Mittelpunkt und Treffpunkt der Stadtgesellschaft einlösen?
Zielformulierung:
- Die Linzer Innenstadt soll auch in Zukunft ein lebendiger Ort des Wohnens, des Arbeitens und der Freizeitgestaltung sein sowie ein starkes Handels- und Versorgungszentrum für die gesamte Stadt, ihr Umland und die Region.
- Dafür soll Feedback aller Stakeholder*innen miteinbezogen werden.
- Die Innenstadt soll weiterhin für Einkaufs- und Stadterlebnis stehen.
- Es wird auf eine Erhöhung der Mischung von Funktionen und Angeboten geachtet.
- Dazu braucht es Gebäude, als auch öffentliche Räumen, die gezielt unterschiedliche
Nutzungen kombinieren.
Die Innenstadt kann sich jedoch auch von ihrer derzeitigen Fokussierung lösen und künftig eine viel größere Bandbreite an Bedürfnissen der Menschen erfüllen Sie soll als ein besonderer und belebter Ort wahrgenommen werden, der zugleich Bühne der Stadtgesellschaft ist und eine große Vielfalt an Erlebnissen bietet.
- Es sollen sich daher neue Räume entwickeln können, die den Menschen möglichst hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität bieten.
- Zur Rückeroberung des öffentlichen Raumes für Fußgänger*innen als auch der Radfahrer*innen soll der Verkehr weiter beruhigt und Parkplatzflächen reduziert werden.
- Neue Flächen sollen entsiegelt werden und generell zusätzliche Begrünungen des Straßenraums stattfinden.
- Ein besonderer Fokus liegt auf dem Hauptplatz, für den neue Gestaltungsideen überlegt werden sollen.
- Die Donau ist für Linz identitätsstiftend und muss stärker mit der Innenstadt verbunden werden.
Innenstadtkonzept
Auf Grundlage dieser Vision für die Linzer Innenstadt wird ein Konzept entwickelt, welches bereits letzten Dezember im Stadtsenat einstimmige Zustimmung fand. Am 23. Jänner 2023 wird es nun dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt.
Das integrierte Innenstadtkonzept wird dann Anfang 2023 öffentlich ausgeschrieben, mit der Vergabeentscheidung ist im Frühjahr zu rechnen. Der Projektstart ist im 2. Quartal 2023 geplant. In der Folge werden in mehreren Arbeitspaketen einzelne Themenfelder wie Städtebau, Freiraum, Mobilität, Einzelhandel, Kultur und Tourismus behandelt. Im 4. Quartal 2023 werden die Ergebnisse und notwendigen Maßnahmen in einem Masterplan und einem Handlungskonzept dargestellt.
Im 2. Quartal 2024 wird ein umfassender und mit allen Beteiligten abgestimmter Endbericht vorliegen.
Quelle: Stadt Linz
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