Madame Nina weiss alles_Verlag edition a_Scan oepb.atMänner sind naiv, dafür sind sie ehrlicher als Frauen – und jene, die es am wildesten treiben, sterben früh, als hätten sie es die ganze Zeit gewusst. Das sind drei der wichtigsten Lebenserkenntnisse von „Madame Nina“, der letzten richtigen Puffmutter Europas. 2016 schloss sie nach über 30 Jahren ihren legendären Wiener Nachtclub „Ninas Bar“ und nun legte sie ihre Memoiren vor. Madame Nina erzählt, wie Charlie Sheen seine Calvin Klein-Unterhose bei ihr vergaß, welche erotischen Vorlieben ein österreichischer Bundespräsident hatte, was sie mit Falco verband, oder wie eins ihrer „Mädchen“ später Karriere als Richterin machte. Immer mit einem Augenzwinkern und nicht ganz jugendfrei zeichnet sie ein Sittenbild der Schönen und Reichen und weckt dabei eine leise Sehnsucht nach den goldenen 1990er Jahren, als die Welt nachts noch eine bessere war.

Madame Nina weiß also alles. So heißt auch ihr nun vorliegendes Buch, in dem sie sich an 30 Jahre als Betreiberin eines Luxusbordells sehr lebhaft zurück erinnert. Wobei, Bordell, das klinge anrüchig, nach Ehebrechern und billigem Sex gegen Geld. Das täusche. „Es war nicht nur Rotlicht. Zu uns sind die Leute nicht nur für Sex gekommen. Es waren Ehepaare da, Väter sind mit ihren Söhnen zum 18. Geburtstag gekommen. Wir hatten Boogie-Abende, Opernabende, wir wurden das erste Opera-Puff der Welt genannt!“, erzählt sie und strahlt dabei, wenn sie von den 1980ern und 1990ern spricht.

Es sei, wirft ihr Gatte ein, eine Bar gewesen, wie es sie sonst nirgends gegeben hätte, mit ein bis zwei Prominenten pro Nacht. „Nicht irgendwelche, das war Weltprominenz! Wenn man das Hawelka Künstlerkaffeehaus nennt, muss ich sagen, bei uns waren so viele Künstler wie in 100 Hawelkas nicht.“, sagte er, der beinahe unwillentlich ins Milieu kam. Nina Janousek, gebürtige Kroatin, hatte in Wien erst eine Bar, dann einen Kosmetiksalon, „und dann“, sagt sie und lacht herzlich dabei, „hatte ich die gigantisch tolle Idee, ein Nachtlokal zu machen.“ Ihr Mann war dagegen, ließ sich überzeugen, so entstand Ninas Bar am Bauernmarkt. „Es bedarf keiner Worte, man(n) muss es erlebt haben.“, liest man heute über das Etablissement. „Society zittert vor Bordell-Report“, so lauteten die Boulevard-Schlagzeilen vor Veröffentlichung des „Enthüllungsbuchs“.

Tragisches Ende einer Institution
„Woanders hätten sie so eine Bar unter Denkmalschutz gestellt. Es ist eine Katastrophe, ich bin ganz nervenkrank.“, sagt sie über die vergangenen Jahre. „Da waren wir ganz allein“, ergänzt der Gatte, keiner der wichtigen und mächtigen Stammgäste habe geholfen. Nina Janousek erlitt zwei Herzinfarkte, seither geht sie schwer, die Korpulenz mache ihr zu schaffen. „Als ich fast gestorben wäre, dachte ich: Die schönen Erinnerungen! Die gingen ja verloren.“ So entstand das Buch. Und Nina selbst lebt seither ein wenig in Erinnerung an goldene Zeiten. Denn die sei im Milieu vorbei. Etablissements seien von „Billig, billig“-Mentalität abgelöst worden. Ein Nachtlokal ums andere habe in den vergangenen 20 Jahren zugesperrt, und eine Frau wie sie, eine Königin der Nachtclubs, da gebe es seit Ninas Bar nichts Vergleichbares.

Der Leser darf Madame Nina in durchwegs amüsanten Anekdoten durch ihr bewegtes Leben und ihre Laufbahn begleiten und bekommt Einblicke in eine sonst eher verschlossene Welt. Madame Nina erzählt einige unglaubliche Skandalgeschichten über einen Kardinal, einen Bundespräsidenten, eine Fernsehmoderatorin und eine Spitzenpolitikerin, aber eigentlich sind diese Geschichten gar nicht skandalös, sondern irgendwie menschlich. Sie ist nicht die „primitive Puffmutter“ die man sonst so kennt, sondern war als Bordell-Chefin ein überaus weiblich sanftes und feminines Wesen, das darüber hinaus sehr viel Einfühlungsvermögen besaß. Eigenschaften eben, die in diesem Milieu nicht unbedingt zwingend an der Tagesordnung stehen.

Sie sah in ihrer Aufgabe, Leute nie betrunken zu machen und ehrlich zueinander zu sein. Zu ihren Damen war sie wie eine Mutter, hat alles erklärt, wie was geht und was ihre genauen Aufgaben sind und zu den Leuten war sie „aufrecht und gerade“. Eine Eigenschaft, die heutzutage mit der Lupe zu suchen ist. Ihr war wichtig, dass die Männer wussten, wieviel Geld sie dort ausgaben. Und es war ihr immens wichtig, dass der Gast auch das erlebt und bekommt, was er sich wünscht. Madame Nina erzählt auch, dass die Leute gar nicht wussten, dass das eine Sexbar war, weil vordergründig die Gemütlichkeit als das wichtigste für die Besucher stand. Zu ihren Besuchern und Kunden zählten auch Frauen, einfach so und es gab auch Boogi Abende, die natürlich immer sehr lustig waren. Und – es gab auch Sex. Und das machte das ganze so einzigartig.

Absolut empfehlens- und überaus lesenswert!

Über die Autorin:
Nina Janousek stammt aus Kroatien und kam nach einer bewegten Jugend über die USA nach Wien. Zunächst eröffnete sie eine kleine Bar, anschließend einen Kosmetiksalon und schließlich mitten in der Wiener Innenstadt den Nachtclub „Ninas Bar“, der mehr als drei Jahrzehnte lang das Maß der Dinge im Wiener Nachtleben war. Dank ihres extravaganten Stils wurde sie zur Kultfigur der Kunstszene.

MADAME NINA WEISS ALLES
Die Memoiren einer Wiener Nachtclub-Königin
Gebundene Ausgabe 288 Seiten
Verlag edition a
zum Preis von € 19,95
ISBN: 978-399001-216-1
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