Mit dem Bundesliga-Aufstieg des VfL Bochum von 1848 ist nun endlich ein elfjähriger Betriebsunfall namens 2. Deutsche Bundesliga repariert worden. Nun gilt es, die Mannschaft punktuell zu verstärken. Und da steht nun wieder einer zur Verfügung, auf den man in den letzten Jahren nicht zurückgreifen konnte. Wenn wir bei minus 5 Grad Celsius vor gerade einmal 8.000 Zuschauern 0 : 3 gegen den FC Erzgebirge Aue zurücklagen, erflehten die Menschen nicht selten die Hilfe des einzigen Fußballgottes, und der heißt Michael „Ata“ Lameck: „Ata, lass Dich einwechseln!“ Doch Ata sprach: „Ich spiel´ nicht 2. Liga!“ Hat er noch nie, 518 mal Oberhaus und 1. Liga, so schaut´s aus!

Neulich war ich beim Bäcker meines Vertrauens. Als ich das Geschäft wieder verließ, gewahrte ich auf dem Parkplatz daneben zwei Männer, die sich mit einem Auto abmühten, das nicht anspringen wollte. Der eine saß am Steuer, der andere versuchte, den Wagen das leicht ansteigende Gelände hinaufzuschieben. Ich legte mein Brot auf einem dekorativ in einem gemulchten Beet geparkten Findling ab und half mit. Wir kamen dabei ins Keuchen und ins Schwitzen, doch auch beim Anrollen gelang es dem Fahrer nicht, den Motor in Gang zu setzen.

Da stieg Ata, der Einzige, aus einem anderen Auto. Er winkte kurz herüber und verschwand in der Bäckerei. Wir schoben den Wagen ein zweites Mal hügelan, mit dem gleichen Ergebnis. Mittlerweile hatte Ata die Bäckerei wieder verlassen und blickte zu uns. In der Hand hielt er ein Plastiksackerl mit drei Scheiben süßen Stutens. „Der ist gut“, japste ich. Ata nickte: „Bisschen Marmelade drauf – herrlich! Kriegt Ihr das mit dem Auto nicht hin? Versuch´ noch mal!“

Der andere Schieber und ich, wir stemmten uns wieder gegen die Vorderseite des Wagens, schoben ein paar Meter, und plötzlich stand Ata neben uns und half mit. Eigentlich legte er nur eine Hand auf die Motorhaube, aber mit einem Mal ging es wie von selbst. Mit Hilfe Der Hand Gottes“ schoben wir das Auto doppelt so weit wie vorher, und selbstredend klappte es dann auch mit dem Anrollen. Der Mann am Steuer versprach zu Ehren des Einzigen ein Rauchopfer darzubringen und die Fahne eines beliebigen andern Vereins zu verbrennen.

Ata hatte diese Aktion nicht einen Tropfen Schweiß gekostet, während es mir praktisch in die Schuhe lief. „Ata“, sagte ich, „der VfL ist doch jetzt aufgestiegen, das heißt, Du kannst wieder eingewechselt werden.“ „Frank“, sprach Ata Lameck Fußballgott, „ich hab´ die Schuhe schon geputzt!“

Michael „Ata“ Lameck, geb. 1949 in Essen, bestritt zwischen 1972 und 1988 518 Bundesliga-Spiele für den VfL Bochum von 1848, allesamt im Oberhaus. Lameck ist mit dieser beachtlichen Spielzahl unter den Top 9 der Rangliste im Deutschen Klubfußball anzutreffen.

Als ich mit meinen Kumpels früher in der Freizeit kickte, war die Asche noch schwarz, daher habe ich auch den Spitznamen „Ata“. Mit dem gleichnamigen Putzmittel mussten meine Eltern mich immer sauber schrubben.“, so Michael Lameck.

Über Frank Goosen

Der weit über die Grenzen des deutschen Ruhrgebiets hinausreichend bekannte und beliebte Autor, Kabarettist und Feuilletonist Frank Goosen ist langjähriger, bekennender und leidgeprüfter – ob der schier übermächtigen Konkurrenz aus Dortmund und Schalke – Anhänger des VfL Bochum von 1848. Als solcher steht er nach wie vor treu ergeben zu den einstmals „Unabsteigbaren“, schließlich zählten die Blau-Weißen aus der Herbert Grönemeyer-Stadt Bochum von 1971 bis 1993 ununterbrochen zur höchsten deutschen Spielklasse. Nach Jahren des Paternoster-Daseins – „Wir steigen auf, wir steigen ab – und zwischendurch Europacup“ – in Anlehnung an die Aufstiege, die bis in den UEFA-Cup führten, um sich im Jahr darauf erneut in der 2. Spielklasse wieder zu finden, müsste es nun „Die Unaufsteigbaren“ heißen, denn seit 10 Jahren kennt man an der Castroper Straße die 1. Deutsche Bundesliga nur mehr vom Hörensagen. Aber genau genommen machen gerade solche Vereine mit ihrem treuen Gefolge die Fußballwelt bunt und interessant, denn zu permanent siegreichen Teams zu stehen, das kann doch schließlich jeder.

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