Archäologische Forschungen im NHM / Naturhistorischen Museum Wien untersuchen die Haustierhaltung und die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung in ostalpinen Bergbausiedlungen am Übergang von der Bronzezeit zur Eisenzeit (1300 – 450 v. Chr.).
Bei archäologischen Untersuchungen des Naturhistorischen Museums Wien und der Universität Innsbruck in Schwaz-Brixlegg in Tirol wurden Tierknochen von zahlreichen Fundstellen aus der Spätbronzezeit und der Frühen Eisenzeit (1300 – 450 v. Chr.) untersucht. Neben den Forschungsschwerpunkten zum prähistorischen Bergbau, Bergbautechnologie und Bergbauwirtschaft lieferte die archäozoologische Analyse der Tierknochen, die an den Fundstellen Weißer Schrofen, Rotholz und Bauernzeche durchgeführt wurde, wichtige Erkenntnisse. Um mehr über die Ernährung, die logistische Organisation und das Ressourcenmanagement der damaligen Gesellschaft zu erfahren, wurden die Ergebnisse mit anderen Kupfer- und Salzbergbausiedlungen der Spätbronzezeit und Eisenzeit in den Ostalpen verglichen.
Die Wissenschafter*innen Dr. Konstantina Saliari (NHM Wien), Mag. Dr. Erich Pucher (NHM Wien), Mag. Markus Staudt und Assoz.-Prof. Dr. Gert Goldenberg (beide Universität Innsbruck) erkannten anhand der Verteilung der Skelette, dass die wirtschaftlich wichtigsten Haustiere als ganze Tiere geliefert wurden. Es gibt auch Hinweise auf Lieferung von zusätzlichen Fleischpaketen, beispielsweise Rippenstücke. Die Bergleute wurden mit bester Fleischqualität versorgt und die Schlachtung und Verarbeitung der Tiere wurde professionell durchgeführt, ähnlich wie in anderen Bergbaufundstellen in den Ostalpen. Die Orte hatten eine hervorragende ökonomische Organisation, welche auf ein logistisches Gleichgewicht zwischen Produzenten (Bauern) und Konsumenten (Bergleuten) basiert. Hundebissspuren auf Schweineknochen sprechen für große Hunde, die während der Spätbronzezeit eine Ausnahme bildeten. Die Rolle der Hunde im Bergbau wird die zukünftige Forschung untersuchen.
Eines der wichtigsten archäozoologischen Ergebnissen ist, dass die Haustierknochen von der Spätbronzezeit zur Eisenzeit auf einen bemerkenswerten Wechsel in der Fleischversorgung der Bergleute hinweisen: von Schwein zu Wiederkäuern (Rind oder manchmal Schaf/Ziege). In der Spätbronzezeit (1300 – 750 v. Chr.) dominierte das Schwein und war der wichtigste Fleischlieferant. Rind und Schaf/Ziege wurden eher für sekundäre Produkte wie Milch und Wolle verwendet. Diese Trends sind sehr klar, auch wenn es regionale Unterschiede gibt. Beispielsweise zeigen die Knochen aus der Bauernzeche, dass dort das Schaf während der Früheisenzeit (750 – 450 v. Chr.) dominierte. Regionale Unterschiede wurden von vielen Faktoren beeinflusst, beispielsweise Topographie, Vegetation und Seehöhe. Der auffällige Wechsel von Schwein zu Wiederkäuern an der Grenze Bronzezeit/Eisenzeit könnte mit klimatischen Schwankungen und/oder technologischen Änderungen zusammenhängen.
Quelle: NHM / Naturhistorisches Museum Wien
Lesen Sie noch mehr Interessantes und Lehrreiches von und über das Naturhistorische Museum bei uns bitte hier;