In Niederösterreich sind rund 4.000 Personen an Opioidabhängigkeit erkrankt. An die 70 Prozent von diesen nehmen eine ärztliche Behandlung mit opioidhaltigen Arzneimitteln als Ersatz für missbräuchlich zugeführte Opioide, eine so genannte Substitutionstherapie, in Anspruch. Die Berechtigung zur Substitutionsbehandlung haben 66 niederösterreichische Ärztinnen und Ärzten – 37 Kassenvertragsärzte, 18 Wahlärzte und 11 angestellte Ärzte. Seit 2012 läuft dazu ein gemeinsames Pilotprojekt der NÖ Ärztekammer und der NÖ Gebietskrankenkasse. Der Präsident der NÖ Ärztekammer, Dr. Christoph Reisner, MSc, meint dazu: „In das Pilotprojekt sind 45 Kassen- und Wahlärztinnen und -ärzte eingeschrieben. Damit können wir eine niederösterreichweite Versorgung anbieten. Die Evaluierung vor etwa einem Jahr hat eine Haltequote von ausgezeichneten 89 Prozent ergeben. Das ist ein hervorragendes Ergebnis.“ Die Haltequote, also die Sicherung einer kontinuierlichen und stabilen Substitution, ist die zentrale Herausforderung in der Substitutionstherapie und stellt daher einen ausgezeichneten Indikator für die Qualität der Behandlung dar.
Qualitätszirkel und Weiterbildung sichern hohes Niveau in der Substitutionsbehandlung
Die nächste Evaluierung des Pilotprojekts, das bereits einmal um drei Jahre verlängert wurde, findet kommenden Herbst statt. Um eine hohe Qualität zu erreichen und halten zu können, treffen sich Niederösterreichs Substitutionsärztinnen und -ärzte, unter ihnen 46 Ärzte für Allgemeinmedizin, 13 Fachärzte für Psychiatrie/Psychotherapeutische Medizin, 5 für Neurologie, sowie ein Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin und einer für Innere Medizin, regelmäßig zu so genannten Substitutions-Qualitätszirkeln. „Vier solcher Zirkel sind derzeit aktiv, im Industrieviertel, in St. Pölten, im Therapiezentrum Ybbs an der Donau und in Bruck an der Leitha.“, berichtet Dr. Max Wudy, stellvertretender Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte und Leiter des Referats für Abhängigkeitsfragen der NÖ Ärztekammer, der den Qualitätszirkel im Industrieviertel selbst moderiert. Er betont: „Die Teilnahme ist auch nach dem 22. Qualitätszirkel weiterhin mit durchschnittlich mehr als 20 Ärztinnen und Ärzten ausgezeichnet.“
Die „Weiterbildungsverordnung orale Substitution“ schreibt außerdem eine verpflichtende Weiterbildung für Ärztinnen und Ärzte vor, die Substitutionsbehandlungen durchführen. Dr. Martina Hasenhündl leitet die Fortbildungsakademie der NÖ Ärztekammer: „Aus- und Weiterbildung sind in diesem Bereich enorm wichtig. Daher bietet die NÖ Ärztekammer auch regelmäßig Basismodule und vertiefende Weiterbildungen für Substitutionsärztinnen und -ärzte an. Die Berechtigung zur Substitutionsbehandlung muss mittels nachgewiesener vertiefender Weiterbildung alle drei Jahre erneuert werden.“
Kooperation mit Land NÖ, Apothekerkammer und weiteren Einrichtungen
„Ein Erfolgsrezept ist sicher die gute Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Suchtberatung des Landes NÖ, wissenschaftlichen Gesellschaften und Therapieeinrichtungen, sowie der NÖ Apothekerkammer“, meint Max Wudy. NÖ Ärztekammer und NÖ Apothekerkammer kooperieren in Sachen Substitutionstherapie bereits seit Jahren. Dr. Max Wudy: „Die Zusammenarbeit klappt hervorragend, bereits Ende 2012 wurde in beiden Kammern eine eigene Hotline für Problemverschreibungen eingerichtet und seither wurde die Zusammenarbeit noch weiter ausgebaut.“
Das Pilotprojekt „Substitutionsbehandlung“ hat seit seinem Start 2012 eine wesentliche Verbesserung in der Versorgung der niederösterreichischen Substitutionspatienten gebracht. Um eine möglichst flächendeckende Versorgung zu erreichen, wurde das Projekt 2015 auch auf Wahlärztinnen und Wahlärzte mit entsprechender Qualifikation zur Substitutionsbehandlung ausgedehnt.
Bitte beachten Sie auch diese Artikel bei uns: