Das ÖFB-Aufgebot unmittelbar vor der Fußball-WM 1982 in Spanien; Vorne von links: Zeugwart Helmut Legenstein, Johann Dihanich (FK Austria Wien), Max Hagmayr (SK VÖEST Linz, nach der WM zum Karlsruher SC), Klaus Lindenberger (LASK), Friedl Koncilia (FK Austria Wien), Herbert Feurer (SK Rapid Wien), Erwin Fuchsbichler (SK VÖEST Linz), Hans Krankl (SK Rapid Wien), Heribert Weber (SK Rapid Wien), sowie Masseur Stefan Böhm. Mittlere Reihe von links: Masseur Georg Schreitl, Co-Teamchef Felix Latzke (gleichzeitig Trainer von Admira/Wacker), Gernot Jurtin (SK Sturm Graz), Reinhold Hintermaier (1. FC Nürnberg), Bruno Pezzey (SG Eintracht Frankfurt), Gerald Messlender (Admira/Wacker), Anton Pichler (SK Sturm Graz), Herbert Prohaska (Inter Mailand, nach der WM zum AS Rom), Erich Obermayer (FK Austria Wien), Roland Hattenberger (FC Wacker Innsbruck), Teamchef Georg Schmidt (nach der WM Co-Trainer unter dem neuen Teamchef Erich Hof) und Co-Trainer Franz Pelikan. Hintere Reihe von links: Walter Schachner (AC Cesena), Ernst Baumeister (FK Austria Wien), Johann Pregesbauer (SK Rapid Wien), Kurt Welzl (FC Valencia), Arnold Koreimann (FC Wacker Innsbruck), Karl Brauneder (Wiener Sport-Club), Josef Degeorgi (Admira/Wacker), Bernd Krauss (SK Rapid Wien) und Teamarzt Dr. Oswald Schwinger. Nicht am Bild ist Kurt Jara (Grasshoppers Zürich), der ebenso in Spanien dabei war.

Österreich bei einer Fußball-Weltmeisterschaft?! Das, was heutzutage eines Buches mit sieben Siegeln gleicht, war in früheren Zeiten durchaus machbar, nämlich dass der ÖFB eine Auswahl zu einer Fußballweltmeisterschafts-Endrunde entsendet. Zweimal in der Geschichte des 118-jährigen Österreichischen Fußball-Bundes gelang dies sogar hintereinander. 1954 und 1958 nahm Österreich bei einer WM teil, ebenso 1978 und 1982. Davor und danach lagen die Qualifikationen für 1934, 1990 und 1998. Und diese Fußball-WM 1998 in Frankreich war auch bis dato die letzte, für die sich eine rot-weiß-rote Auswahl qualifizieren konnte. Lang, lang ist´s her …

WM-Endrunde 1982 in Spanien

Am 11. November 1981 erreichte Österreich zum Abschluss der Qualifikationsgruppe 1 als Gruppen-Zweiter hinter Deutschland und vor dem dahinter platzierten Bulgarien, Albanien und Finnland mit einem 0 : 0 in Sofia gegen die erwähnten Bulgaren vor 30.000 Zuschauern die WM-Endrunde 1982 in Spanien. Der erfolgreiche Teamchef Karl Stotz wurde gegangen, stattdessen das Duo Georg Schmidt / Felix Latzke installiert. Nach einem Teamlehrgang in Linz Ende Februar 1982 in der OÖ-Landessportschule neben dem Linzer Stadion auf der Gugl,

einem 3 : 2-Erfolg am 24. März 1982 im Budapester Népstadion vor 40.000 Besuchern über Ungarnim übrigen dem 125. Länderkampf dieser beiden Nationen im Laufe der Geschichte, mehr dazu bitte weiter unten – einem 2 : 1-Sieg am 28. April 1982 im Prater vor 16.000 Fußball-Anhängern gegen die Tschechoslowakei und einem 1 : 0-Erfolg über Dänemark am 19. Mai 1982, ebenso im Praterstadion mit 13.500 Sportplatz-Besuchern, folgte Ende Mai 1982 noch ein Trainingslager, abgeschieden in den Ybbstaler Alpen in Lackenhof am Ötscher in Niederösterreich. Dort wurde der 22-Mann starke WM-Kader erstellt, ehe der ÖFB-Tross am 8. Juni 1982 via Wien-Schwechat auf die Iberische Halbinsel abhob und in den Lüften entschwand.

Auftakt erfolgreich

Österreich startete das Projekt Espana – Mundial 82 vielversprechend. Am 17. Juni wurde Chile im Estadio Carlos Tartiere in Oviedo vor 22.000 Zuschauern mit 1 : 0 geschlagen. Walter Schachner traf in der 21. Minute zum „Goldenen Tor“. Dass es dabei blieb, war Friedl Koncilia und dem Chilenen Carlos Caszely zu verdanken. Letztgenannter wurde in der 26. Minute vom Deutschen mit Österreichischem Pass, Bernd Krauss, im Strafraum zu Fall gebracht. Der Gefoulte exekutierte den Penalty selbst … neben das Tor.

Farbtupfer Algerien

Es passt zur sprichwörtlichen „großen Klappe“ unserer bundesdeutschen Nachbarn, deren Delegation im Zuge der WM-Auslosung im Palacio de Congresos am 16. Jänner 1982 in Madrid zur Gruppe 2 mit der BRD, Österreich, Chile und Algerien gemeint hatte, dass die Nordafrikaner „ein netter Farbklecks auf der Gruppe 2“ wären. Für Algerien bedeutete Spanien 1982 die erste WM-Teilnahme in der Geschichte.

Sensation zum Auftakt

Und genau diese Newcomer fügten dem damals zweifachen Fußball-Weltmeister (1954 und 1974) Deutschland eine hochnotpeinliche 1 : 2-Auftaktniederlage zu. Algerien führte vor Österreich, Deutschland und Chile die Gruppe 2 an. Deutschland wäre allerdings nicht Deutschland, aus einer Pleite gestärkt zurückzukommen. Das südamerikanische Chile bekam eine geballte Ladung bundesdeutschen Fußballs in Gesicht geschmettert. 4 : 1 hieß es am Ende für die BRD. Ganz anders sah es dann wieder am nächsten Tag, dem 21. Juni in der Gruppe 2 aus. Österreich rang den Riesentöter Algerien, abermals in Ovideo vor 24.000 Besuchern durch Tore von Walter Schachner und Hans Krankl mit 2 : 0 nieder und führte mit 4 Punkten (2 Punkte-Regel für den Sieg) und 3 : 0-Toren nach zwei Spieltagen die Gruppe an. Dahinter mit je 2 Zählern Deutschland und Algerien, sowie punktelos Chile als Letzter. Die Entscheidung um den Aufstieg sollte am 24. und 25. Juni 1982 zwischen dem Gruppenersten Österreich gegen den Zweiten Deutschland, sowie Algerien als Dritter gegen den Letzten Chile fallen. Damals war es so, derartige „Endspiele“ nicht zur gleichen Zeit auszutragen, was sich in späterer Folge als großer Fehler herausstellen sollte. Algerien beendete sein letztes Gruppenspiel am 24. Juni mit einem 3 : 2 über Chile, hatte 4 Punkte als nunmehriger Gruppenzweiter auf dem Konto und hoffte auf Österreich …

Österreich gegen Deutschland, oder aber die Schande von Gijon

Es gab in späterer Folge unzählige Superlativen die diesem sportlich und spielerisch nicht stattgefundenem Fußball-Länderspiel anhand der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien zuteil geworden sind. Österreich hatte es an diesem 25. Juni 1982 selbst in der Hand, vier Jahre nach Cordoba 1978 Deutschland abermals von einer WM vorzeitig nach Hause zu schicken und so sportliche Rache, wenn man so will, beispielsweise für das 1 : 6 von Basel anhand der Weltmeisterschaft 1954 zu nehmen. Ein simples Unentschieden gegen die BRD hätte dazu genügt. Andererseits wäre Österreich bei einem 0 : 3 selbst ausgeschieden. Die Ausgangslage war klar und man versprach sich als Fußball-Anhänger ein großes Match, entweder live vor Ort im Stadion oder aber zu Hause vor dem TV-Apparat. Deutschland musste gewinnen und legte dementsprechend los. In den ersten 10 Minuten verbuchte die DFB-Elf bereits vier Eckbälle. Aus einer dieser von Manfred Kaltz vorgetragenen Hereingaben gelangte der Ball zu Pierre Littbarski, der weitergab auf „H Hoch Drei“ – dies stand für Horst Hrubesch aus Hamburg – und das „Kopfballungeheuer“ war mit dem Oberschenkel zur Stelle. 1 : 0 für Deutschland nach 11 Minuten, Torhüter Friedl Koncilia war nach 191 Minuten erstmals bei dieser WM geschlagen. Einige Minuten später enteilte Walter „Schoko“ Schachner der „Walz aus der Pfalz“ Hans-Peter Briegel und dieser rangelte den Steirer im deutschen Strafraum nieder. Kein Elfmeterpfiff des schottischen Referees Robert Valentine. Je länger das Match nun vor 40.000 Zuschauern andauerte, desto mehr gewann man als außenstehender Betrachter den Eindruck, dass die Luft bei beiden Teams heraussen war. Und das lag nicht nur einzig und allein an den Temperaturen, denn es war gegen 18 Uhr hin immer noch sehr heiß und schwül im Estadio El Molinón. Die zweite Spielhälfte diente dieser Begegnung dann lediglich dem „Ballhalten“. Das Leder wurde in den eigenen Reihen hin und her geschoben und keiner der 22 Akteure setzte irgendwelche Akzente sportlicher Natur. Man wusste, dass bei diesem Resultat beide Nationen aufsteigen würden und lieferte sich somit eine freundschaftliche Nachbarschaftshilfe. Sehr zum Leidwesen der Algerier, die bei gleicher Punkteanzahl, lediglich mit der schlechteren Tordifferenz ausgestattet, das Nachsehen hatten. Die Zuschauer quittierten dieses „Nicht-Gekicke“ als Zeichen der Schiebung mit dem Winken von weißen Taschentüchern. Und die zahlreichen algerischen Fußballfans im Stadion waren derart aufgebracht, dass sie den Platz stürmen wollten. Die spanische Polizei wusste dies unter Einsatz von Knüppeln zu verhindern. Es nützte freilich alles nichts, Deutschland gewann den Länderkampf gegen Österreich mit 1 : 0 und beide Nationen kamen eine Runde weiter.

Frankreich und Nordirland

Die WM, die für Österreich so verheißungsvoll begonnen hatte, endete kärglich. In der 2. Finalrunde verlor die ÖFB-Auswahl in Madrid gegen Frankreich mit 0 : 1. 25.000 Zuschauer bekamen bei brütender Hitze am 28. Juni 1982 im Estadio Vicente Calderón ein sehenswertes Freistoßtor von Bernard Genghini präsentiert, bei dem Koncilia chancenlos war. Und der letzte WM-Auftritt Österreichs vor 40 Jahren am 1. Juli 1982 brachte ein 2 : 2 gegen Nordirland mit sich, wobei Billy Hamilton das erste und das letzte Tor in diesem Spiel gelang. Dazwischen glich Bruno Pezzey aus und Reinhold Hintermaier gelang in seinem letzten Länderspiel anhand eines gut 25-Meter Freistoßes das zwischenzeitliche 2 : 1. 22.000 Besucher, abermals im Estadio Vicente Calderón sahen eine flotte Begegnung.

Resümee dieser WM aus rot-weiß-roter Sicht

Österreich startete vielversprechend, aber der „Nichtangriffspakt von Gijon“ gegen Deutschland war dem weiteren Turnierverlauf nicht gerade zuträglich. Darüber hinaus hatte es den Anschein, dass nicht die wirklich Allerbesten Zugang zum Team fanden. Der damals 22-jährige Karl Brauneder zum Beispiel, der als Mittelfeld-Motor des Wiener Sport-Clubs großen Anteil daran hatte, dass der WSC nach einem fürchterlichen Herbst doch noch relativ sicher im Frühling 1982 die Spielklasse halten konnte. Oder aber Arnold Koreimann, der als sicherster Elfmeterschütze Österreichs galt und mit seinen verwandelten Strafstößen maßgeblichen Anteil daran hatte, dass der Bundesliga-Aufsteiger FC Wacker Innsbruck zum Ende der Saison 1981/82 nicht gleich wieder absteigen musste. Auf den Edel-Zangler Felix Gasselich vom FK Austria Wien wurde ebenso „vergessen“ und auch auf die absolute Nummer 2 hinter Friedl Koncilia unter Österreichs Torleuten Erwin Fuchsbichler – dieser geballten Ladung an Urkraft – vom SK VÖEST Linz wurde vom Teamchef-Duo Georg Schmidt / Felix Latzke kein allzu großer Wert gelegt. Es gab nicht unbedingt die Leistung den Ausschlag, als Aktiver mit zur WM nach Spanien zu reisen, vermehrt stand Sympathie und „der richtige Verein“ im Vordergrund. Weiters waren vor Ort zahlreiche Teamspieler mit sich selbst beschäftigt, außer Form oder nach der langen Meisterschaft einfach leer und müde im Kopf. Einzig und allein Torhüter Friedl Koncilia, Libero und Teamkapitän Erich Obermayer sowie Konterstürmer Walter Schachner erreichten ihre Normalform. An Hans Krankl, der sich selbst wohl mehr von dieser WM in „seinem“ Spanien erhofft hatte, lief diese Veranstaltung völlig vorbei. Und das Betreuerduo Latzke / Schmidt brachte erst spät die Courage auf, beispielsweise auf die Stürmer Max Hagmayr und Gernot Jurtin zu setzen. Deutschland erreichte 1982 noch das Finale und verlor dort gegen eine herausragende italienische Nationalmannschaft mit 1 : 3, Österreich und der ÖFB bettete sehr bald schon den Mantel des Schweigens über diese fußballerische Groß-Veranstaltung.

ACHTUNG: Das Video bitte erst ab der 11. Minute ansehen;

Heutzutage wäre Österreich froh, sich einerseits für eine Fußball-Weltmeisterschaft überhaupt wieder einmal zu qualifizieren und dann sogar auch noch aufzusteigen. Das Unternehmen Katar 2022 scheiterte bekanntlich, wenngleich sich darüber hinaus natürlich auch streiten lässt, anhand dieses mit allen Mitteln aus dem Boden gestampften Projektes ein Team zu stellen. Der damaligen Nationalmannschaft gelang dafür keine Qualifikation für eine Fußball-Europameisterschaft. Dies schaffte das aktuelle ÖFB-Team zuletzt immerhin zweimal in Serie. Wenn man so will, eine ausgleichende Gerechtigkeit zwischen Einst und Jetzt.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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