2020 war ein herausforderndes Jahr für die österreichische Landwirtschaft. Zusätzlich zu oftmals ohnehin schwierigen Rahmenbedingungen hat die Corona-Krise einzelne Branchen, vor allem durch die Schließung der Gastronomie und Hotellerie, besonders schwer getroffen. Gerade in der Krise haben sich allerdings auch die Stärke und Verlässlichkeit der bäuerlichen Familienbetriebe bewährt. Die österreichische Agrarspitze setzt daher 2021 einen noch größeren Schwerpunkt auf diese Strukturen und Produktionsformen, um die Versorgung mit Lebensmitteln auch in Zukunft zu sichern.
Bäuerinnen und Bauern liefern, was wir täglich brauchen
„Vor einigen Jahren war oft noch von Milchseen und einer Überproduktion an Lebensmitteln die Rede. 2020 waren wir durch die Krise mit der Frage konfrontiert: Kann sich Österreich selbst mit ausreichend Lebensmitteln versorgen? In Krisenzeiten wird vielen erst bewusst, wer das Land ernährt – unsere Bäuerinnen und Bauern. Sie liefern 365 Tage im Jahr, was wir jeden Tag brauchen. Die kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft hat sich als krisensicher bewiesen!“, sagt Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, die ergänzt: „Diesen ‚Österreichischen Weg‘ werden wir im Nationalen Strategieplan der Gemeinsamen Agrarpolitik festschreiben, damit unsere Betriebe auch in Zukunft unsere Lebensmittelversorgung sicherstellen können.“
Mehr Tierwohl und regionale Qualitätsproduktion
„Die Anforderungen der Konsumentinnen und Konsumenten an die Produkte, aber auch die Produktion, werden immer größer. Die Bäuerinnen und Bauern sind jederzeit bereit und in der Lage diese Qualität in geforderter Menge zu liefern. Wir werden unsere Familienbetriebe auf diesem Weg bestmöglich unterstützen. Mit höheren und zielgerichteteren Fördersystemen können wir einen Teil des Mehraufwandes im Bereich der Tierhaltung, zum Beispiel bei der Weidehaltung oder auch bei besonders tierwohlgerechten Stallungen, abgelten. Die Forcierung von regionaler Qualität bedeutet auch den Aufbau von neuen Absatzmärkten. Kalbfleisch aus Holland muss der Vergangenheit angehören und daher werden wir Vermarktungsoffensiven in diesem Bereich starten. Diese und weitere Schwerpunkte werden zentrale Elemente im nationalen Strategieplan sein.“, so Köstinger weiter, und sie schließt mit einem Appell: „Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen bereit sein, faire Preise für die Produkte zu bezahlen. Förderungen alleine werden nicht reichen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Daher brauchen wir 2021 einen gemeinsamen Österreich-Pakt für mehr Wertschätzung, mehr Wertschöpfung, mehr Regionalität!“
Bauern sichern regionale Versorgung
„Die Corona-Krise hat gezeigt, dass die regionale Versorgung mit den wichtigsten Gütern des täglichen Bedarfes, und das sind in allererster Linie die Lebensmittel, für Sicherheit und Stabilität der Gesellschaft und des Landes von enormer Bedeutung ist. Deshalb ist die Landwirtschaft systemrelevant. Regionalität ist kein Selbstzweck, sondern eine nationale Sicherheitsfrage. Ein Österreich-Pakt, abgeschlossen zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel, muss erstklassige Lebensmittel mit regionaler Herkunft sichern.“, erklärt Josef Moosbrugger, Präsident der Österreichischen Landwirtschaftskammer zum agrarpolitischen Jahresauftakt 2021 und ergänzt: „In laufenden Gesprächen mit dem Lebensmittelhandel wollen wir ‚mehr Regal für Regional‘ erreichen. Bäuerinnen und Bauern sind stets bereit, alle Wünsche der Konsumenten zu erfüllen, doch zum Nulltarif ist das nicht möglich.“
Transparenz ist Trumpf
„EU-Statistiken zeigen, dass sich die Verteilung der Wertschöpfung zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel in den letzten Jahren deutlich zu Gunsten des Handels und zu Ungunsten der beiden anderen Partner verschoben hat. Ein Weg, den Anteil der Landwirtschaft wieder zu verbessern, führt über den Handel. Ein weiterer führt über die verpflichtende Herkunftskennzeichnung. Diese ist im Regierungsübereinkommen verankert, doch nach wie vor steht der dafür zuständige Gesundheitsminister auf der Bremse. Die Landwirtschaftskammer Österreich hat seit 2016 mit „Gut zu wissen“ ein freiwilliges System, das bereits an 228 Standorten funktioniert und die größten Catering-Unternehmen Österreichs als Partner hat. Nach diesem Vorbild könnte der Gesundheitsminister handeln. Transparenz ist unser Trumpf, daher werden wir nicht länger zuschauen. Wir fordern die Umsetzung des Regierungsprogramms. Für mehr Regionalität darf es keine Ausreden geben. Notfalls werden wir selbst einen Vorschlag vorlegen und Beispiele aufzeigen, wie es möglich ist.“, ergänzte Moosbrugger.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Das erste Halbjahr 2021 wird ganz im Zeichen der Bewältigung der Gesundheits- und Wirtschaftskrise stehen. „Als Bauernbund werden wir unsere Familienbetriebe bestmöglich durch und vor allem aus der Krise begleiten. Das Bewusstsein für regionale Lebensmittel ist enorm gestiegen – auf Basis dessen werden wir eine Initiative zur Verbesserung der Wertschöpfung für die Bäuerinnen und Bauern auf den Märkten starten. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, soll unter anderem das AMA-Gütesiegel gestärkt werden.“, so Bauernbund-Präsident Abg. z. NR DI Georg Strasser: „Es braucht eine Vermarktungsoffensive, um den Absatz von heimischen Lebensmitteln weiter zu steigern. Schlussendlich müssen sich aber auch der Lebensmitteleinzelhandel, die Gastronomie und die öffentliche Beschaffung für mehr Qualität, Regionalität und Klimaschutz bei Lebensmitteln entscheiden.“, so Strasser. „Reden wir über die Märkte“ lautet auch 2021 das Motto. „Wir haben als Bauernbund jahrelang für mehr Fairness entlang der Wertschöpfungskette gekämpft. Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken in Österreich noch im ersten Halbjahr 2021 wird eine Entwicklung in Richtung mehr Gerechtigkeit und Partnerschaft auf Augenhöhe mit dem Lebensmitteleinzelhandel eingeleitet. Zentral wird hier die Einrichtung einer Erstanlaufstelle, wohin sich betroffene Lieferanten wenden können. Zusätzlich werden wir auch mit unseren Regionalitäts-Checks den Supermärkten genau auf die Finger schauen und die suggerierte ‚Österreich-Treue‘ sichtbar machen.“
Start in ein intensives Wahljahr 2021
2021 wird ein Superwahljahr für den Bauernbund, denn es stehen fünf Landwirtschaftskammerwahlen bevor: In der Steiermark und in Oberösterreich wird am 24. Jänner gewählt, in Vorarlberg am 6. März, in Tirol am 23. März und in Kärnten Anfang November. „Wir gehen in diese Wahlen mit viel Zuversicht, vielen motivierten Kandidatinnen und Kandidaten, einer Top-Leistungsbilanz in den vergangenen Jahren und einem klaren Zukunftsprogramm!“, so Strasser zu den bevorstehenden Landwirtschaftskammerwahlen. 2020 ist es dem Bauernbund gelungen seine Forderungslisten für eine Entlastung der Bauernfamilien fast vollständig abzuarbeiten. „Das gelingt nur einer politischen Interessenvertretung, die tagtäglich mit Kontinuität und großer Schlagkraft auf allen Ebenen mitgestalten kann. All jenen die jetzt mit ihrer angeblichen Unabhängigkeit prahlen, auf bunten Flugblättern sprichwörtlich das Blaue vom Himmel versprechen oder durch ein plumpes Bauernbund-Bashing Wählerinnen und Wähler überzeugen wollen, sei ins Stammbuch geschrieben: Unsere Antwort auf die laufende Krise ist das 400 Millionen Euro Entlastungs- und Investitionspaket – unsere Antwort für die Zukunft ist finanzielle Stabilität und Planbarkeit bei den EU-Agrarprogrammen und mehr gesellschaftliche Akzeptanz für unseren ökosozialen Weg in der Agrarpolitik. Unser Herz schlägt für die bäuerlichen Familienbetriebe, denen wir zu mehr Wertschöpfung, Wertschätzung und Sicherheit verhelfen wollen.“, so Strasser abschließend zu den bevorstehenden Landwirtschaftskammerwahlen.
Quelle: Bauernbund
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